Die erste Tageshälfte verlief exakt nach Plan. Ich war brav. Das brachte mir immerhin vier WP-Punkte ein. Das Gefühl des kompletten Gesichtsverlusts ließ sich damit – zumindest kurzfristig – unter Kontrolle bringen.
Das Abendessen allerdings war… Es war… Mir fällt dazu nichts ein. Selten habe ich etwas derartig Langweiliges gegessen. Beim Einkaufen lief es schon schlecht, da Spitzkohl nicht zu bekommen war. Ich wich auf Weißkraut aus, aber das war wohl nicht die Ideallösung. Wirsing oder Lauch wären allemal die bessere Alternative gewesen.
So lag am Ende der Seelachs auf einem Weißkohl-Bettchen mit Estragon-Senf-Soße, von der man aber so gut wie nichts schmeckte. Und ich hatte mehrfach nachgewürzt. Undankbarer Weißkohl!
Auf dem Teller sah es nicht mal so übel aus, aber im Mund taugte es definitiv nichts. Weißkohl braucht etwas mit mehr Eigengeschmack als einen ohnehin schon langweiligen Fisch. Da nutzt der beste Dijonsenf nichts. Verdammt!
Für den Bauherren hatte ich wenigstens noch ein wirklich leckeres Dessert improvisiert: Mango-Mascarpone-Crème mit Orangenlikör. Aus Frust über das verpatzte Essen verleibte ich mir auch ein Gläschen ein. Obwohl das total verboten ist, wenn ich den Sommerurlaub überleben möchte. Aber irgendwie brauchte ich einen tröstenden Nachgeschmack. Für’s Gemüt.
An den Hüften arbeite ich dann morgen wieder. Da das offensichtlich gut funktioniert, verkünde ich es gleich mal wieder: Ich werde mich in aller Frühe auf den Weg in den Wald machen. So. Das ist jetzt amtlich. Und vielleicht koche ich ja auch morgen etwas, bei dem es sich lohnt, ein Rezept zu veröffentlichen. Vielleicht…