Das Wochenende war hart. Sehr hart. Zweimal zehn Stunden nahezu ohne Pausen können ganz schön an die Substanz gehen. Wir haben in diesen zwanzig Stunden allerdings auch Beachtliches geleistet. Im Vergleich zu den professionellen Trockenbauern eigentlich Unglaubliches.
Ess- und Wohnzimmer sind fertig, Ankleide ist fertig, Würfel ist fertig.
Und die Wände sehen absolut sensationell aus. Minimale Fugen und die Balkenausschnitte sind wirklich auf den Millimeter genau zugeschnitten. Der Spachtelmann wird uns lieben – soviel steht fest!
Zudem hat der Bauherr in Pausen, in denen ich mit Zuschnitten für die komplizierteren Stellen beschäftigt war, den Hauswirtschaftraum komplett gedämmt. Die Küche wurde bei Einbruch der Dunkelheit noch OSB-beplankt. Der Bauherr testete sein neues Männerspielzeug – die Lochsäge.
In other words: Wir haben rangeklotzt wie die Tiere. Wie kommt es eigentlich, dass man dann am Abend zwar fertig, aber sehr, sehr zufrieden ist?
Meine tägliche Arbeit im Büro hat nicht annähernd den gleichen Effekt. Vielleicht macht körperliche Arbeit einfach glücklich? Vielleicht befriedigt es einen auch, abends ein Ergebnis zu sehen? Bei Büroarbeit gibt es ja kein echtes „Ergebnis“. Gut… Manchmal löst man ein Problem oder schließt einen Vorgang, in den man viel investiert hat. Fälle, in die man sich richtig reingehängt hat. Aber es ist immer etwas anderes als das Ergebnis echter „Arbeit“. Marx hin, Entfremdung her – ich bin echt stolz auf uns!
Am Mittwoch treffe ich mich mit Tom-I-even-call-you-on-the-phone-if-it’s-Saturday-or-not und dem Wolfitekten. Letzterer hat mich nicht gerade glücklich gemacht. Ich hatte ihm in der vergangenen Woche per Mail die Planung der Vorbauwand im oberen Bad anvertraut, weil wir absolut keine Zeit hatten, die Sache mit den Trockenbauern selbst vor Ort zu klären. Und er hatte ja immerhin darauf bestanden, so eine Art Baubetreuung zu übernehmen. Dass er für diese bezahlt wird, muss wohl nicht extra erwähnt werden.
Jedenfalls ist das Ergebnis bei genauerem Hinschauen nicht so wahnsinnig durchdacht. Die jetzt fertig gestellte Vorbauwand ist zwar vom ästhetischen Gesichtspunkt her in ihrem momentanen Zustand toll, aber die Frage ist doch, wie wir zwischen die Oberkante und die niedrigste Stelle des Dachs noch einen Spiegelschrank quetschen sollen. Da hat er sich anscheinend nicht gerade den Kopf zerbrochen. Meiner Ansicht nach muss die Wand deutlich zurückgebaut werden. Ein Punkt, den man mit unserem Herrn Bauleiter am Mittwoch ansprechen muss.
Ein Punkt von ca. zwanzig Punkten, auf die wir heute nach und nach gestoßen sind. Alle wurden in meinem „schwarzen Buch“ akribisch festgehalten. Schlauerweise habe ich mir zu Beginn der Bauarbeiten ein Moleskine-Buch nur für den Bau zugelegt. Ich liebe die Dinger! Das hier hat sich bereits vielfach bewährt. Verlieren darf man es natürlich nicht. Dann ist im wahrsten Sinne des Wortes „alles aus“. Weil in dem Ding einfach wirklich alles Wichtige notiert, eingeklebt und skizziert worden ist.
Um nochmal darauf zurück zu kommen: Tom rief am Samstag auf des Bauherren Mobiltelefon an, da die beiden am Freitag irgendwie telefonisch nicht zueinander gefunden hatten. Zu der „Zwangsgeld“-Sache meinte er nur, dass das ja wohl nicht wahr sein könne, da der gleiche Statiker bereits zwei weitere (mittlerweile abgeschlossene) Bauvorhaben im gleichen Landkreis betreut habe, und der Behörde demnach seine Zulassung sehr wohl vorliegen müsse. Das wird dann wohl morgen telefonisch mit der „Unteren Bauaufsichtsbehörde“ zu klären sein.
Der heutige Tag fand sein Ende in einer Wischi-wischi-Aktion im kompletten Erdgeschoss. Bauherrin: „Ich muss das noch machen. Ich schäme mich sonst am Mittwoch für den Zustand der Baustelle.“ Bauherr: „Du findest doch immer was, um dich zu schämen. Das ist unsere Baustelle. Und die kann aussehen, wie es uns gefällt.“ Bauherrin: „Mir gefällt es aber gekehrt besser.“ Bauherr: *grunz* *augenverdreh* *resignier*