Der nächste Tag begann, wie alle Tage in diesem Leben beginnen sollten: Sonne, Kaffee, Spiegeleier, Buch. Der Gatte sah das auch so. Er tauchte wieder. Als er mittags zurückkehrte, beschlossen wir angesichts des für den Nachmittag prognostizierten Gewitters, und angesichts des Zustands meines linken Fußes, den Rest des Tages langsam angehen zu lassen und meinen Fuß nicht erneut in einen Wanderschuh zu stopfen.
Es standen ja auch noch einige Besorgungen auf meiner überaus wichtigen Liste: Cini Salt, Ta‘ Mena-Einkäufe – und das Brot und die Plätzchen waren auch schon wieder alle.
Wir starteten bei Mr Cini an den Salt Pans von Marsalforn. Er saß wie jeden Tag unter seinem Schirm auf der Mauer und verkaufte sein Salz. Da ich diesmal mit sehr leichtem Gepäck unterwegs war, weil ich den Rücktransport von allerlei Lebensmitteln bereits zu Hause eingeplant hatte, durften gleich vier Beutel mit.
Weiter ging’s in Nadur bei Grech. Diesmal ein dunkles Brot („I’d recommend it!“), 20 Biscuttini tal-Lewz und fünf Mandelkaffeestückchen. Grech wurde langsam zutraulich. Statt der im Laden liegenden abgepackten Stückchen brachte er uns ganz frische aus der Backstube und legte noch ein Apfelteilchen obendrauf. Wir verabschiedeten uns mit einem „See you next year!“.
Das Wetter hielt sich wacker. Und wo wir gerade schon mal in Nadur waren, beschlossen wir, ein zweites Mal für dieses Jahr zur San Blas Bay hinunter zu laufen. Eine ausgezeichnete Idee! Der nette Barmann stellte gleich fest, dass wir drei Tage vorher schon mal dagewesen waren, und wusste deshalb auch schon, was wir trinken wollen würden.
Der Strand war mittlerweile auch wieder aufgetaucht. Wir saßen eine Weile da, starrten in die Brandung und waren herrlich tiefenentspannt. San Blas hat eindeutig eine therapeutische Wirkung. Sogar meine Insektenstiche juckten weniger.
Beim Aufstieg zerstörten wir vermutlich die bis dahin glückliche Beziehung eines italienischen Paares. Er wollte unbedingt runter, sie bockte angesichts der Steilheit. Schließlich muss man ja irgendwann wieder hoch. Mein „It’s totally worth the effort!“ überzeugte zumindest ihn soweit, dass er keine ihrer Ausreden mehr gelten ließ. Die arme Frau verflucht uns wahrscheinlich in zehn Jahren noch dafür.
Anschließend wurden noch Olivenöl, Tomaten (Saatgutsicherung!), Limuncell, Ġbejniet (kleine Schafskäse, die ich dringend für einen bevorstehenden Pastizzi-Versuch benötige), Oliven und Auberginen-Pâtée bei Ta‘ Mena besorgt. Es gab wieder zwei Eier gratis. Und für jeden von uns einen Pfirsich. Dieser Tag verlief wirklich grandios.
Kurz nach unserer Rückkehr begann es dann zu regnen. Und es hörte nicht mehr auf. Wir flitzten zum Hafen hinunter, schnappten uns einen regensicheren Tisch im Piùtrentanove, dessen einzige Gäste wir zu diesem Zeitpunkt waren, orderten eine Pizza Diavola (Salami, Chili, Tomatensauce, Paprika und Pfeffer) und eine Pizza Tonnara (Thunfisch, Zwiebeln, Tomatensauce und Mozzarella) und ließen uns vom Wetter wenig beeindrucken. Immerhin waren dadurch nun meine blutrünstigen Freunde nicht unterwegs. Oh! Ein Limoncello! Prost, Moskitos! Auf euch!
Der nächste Morgen verging mit Saatgutentnahme aus den Cocktailtomaten von Ta‘ Mena, die bereits in diesem Jahr im heimischen Garten ein voller Erfolg waren. Jetzt war ich im Besitz einer weiteren Menge Samen. Eingeweicht und ab in den Koffer.
Währenddessen absolvierte der Gatte seinen letzten Tauchgang für diesen Urlaub. Als er zurückkam, starteten wir gleich wieder durch. Der Plan war eigentlich, mit dem Auto nach Victoria zu fahren, einen Bus nach Dwejra zu nehmen, an der Küste entlang zur Xlendi Bay zu wandern und dann einen Bus zurück nach Victoria zu erwischen. Soweit der Plan, die Realität sah leider anders aus. Wir parkten. Es kam kein Bus.
Also entschieden wir, mit dem Auto nach Dwejra zu fahren. Fehlanzeige! Die Straße hinunter wurde immer noch asphaltiert und war gesperrt. Wir entledigten uns in San Lawrenz des Autos und machten uns zu Fuß auf den Weg. Der Wanderschuh drückte beim Gehen immer noch brutal auf meinen malträtierten Fuß.
Mit uns marschierte eine ganze Reihe von Touristen zur Dwejra Bay hinunter. Wir begreifen übrigens bis heute nicht, weshalb ausgerechnet diese Straße jetzt eine ganz phantastische Asphaltdecke erhalten hat, wo sie erstens doch bereits vorher eine der wirklich passablen Straßen der Insel gewesen war, und wo zweitens da unten ja jetzt kein Azure Window mehr zu bestaunen ist. Egal.
Unten wanderte alles nach rechts zum Ex-Window, während wir uns nach links Richtung Dwejra Watchtower wandten, um die Wanderung aus dem vergangenen (und vorvergangenen?) Jahr zu wiederholen.
Der Weg ist super. Vollkommen problemlos zu bewältigen – bis auf die letzten Meter hinunter zur Xlendi Bay. Aber dazu gleich.
Am zweiten Kaninchenschießstand setzten wir uns in den Schatten und teilten uns ein Cisk (das musste weg bis zur Flughafenkontrolle morgen!). Anschließend bauten wir das Window nach und präsentieren hiermit eine geniale Marketingidee für die Brauerei. Allerdings sollte man es mit einer kleinen 0,33-Liter-Dose bauen. Da passen die Proportionen besser.
Es ging vorbei am Fungus Rock – überflüssig zu erwähnen, dass wieder die Speicherkarte glühte… – und dann immer schön an der Küstenlinie entlang.
Es gab ein zweites Bier im Schatten eines Baums am Painted-Frog-Teich mit den Gänsen. Unser üblicher Wanderweg war völlig verschlammt. Wir wichen auf einen anderen aus und kamen dadurch nicht an der gewohnten Stelle oberhalb von Xlendi heraus.
Das sorgte dafür, dass wir beim Abstieg auf Abwege kamen – einen „Weg“ gibt es praktisch nicht – und schließlich direkt am Abgrund landeten. Die richtige Route fanden wir dann doch noch, aber da war ich bereits in Angstschweiß gebadet.
Als wir unten eintrafen, mussten wir uns entscheiden: den Bus in acht Minuten oder den Bus in einer Stunde und acht Minuten nehmen? Wir liefen zur Haltestelle. So gibt es diesmal nur zwei Fotos aus Xlendi.
Der Bus brachte uns nach Victoria. Die 30minütige Wartezeit auf den Bus nach San Lawrenz vertrödelten wir mit einem Kaffee. Und dann saßen wir auch schon wieder im Auto.
Für den letzten Abend hatten wir bei unserem ersten Besuch gleich noch einen Tisch im AlanTil-Joplin bestellt. Nachdem wir nun allerdings das Ausmaß der Verwüstung meines Körpers durch diese dreckigen Viecher kannten, waren wir nicht mehr sicher, ob wir den nicht abbestellen sollten. Das Essen war wirklich köstlich gewesen. Aber was, wenn ich wieder Opfer eines Moskito-Massakers werden würde?!
Nach reiflicher Überlegung lockte das Essen mehr als die Stechmücken abschrecken konnten. Ich packte mich trotz der sommerlichen Temperaturen so gut wie möglich ein – Strümpfe, Chucks und Langarmshirt – und wir wagten es.
Wir tranken beim Sonnenuntergang einen Ta‘ Mena-Rotwein und aßen Crispy Whitebait Fish with homemade Mayo und Smoked Salmon Carpaccio with Beetroot Salsa and Herb Oil, gefolgt von Garganelli Beef Ragu und Gozo Cheeselet Ravioli, an die sich schlussendlich nahtlos ein geteilter Orange infused Cake (Gozo fresh Honeycomb, Blueberries) und ein doppelter Espresso anschlossen.
Und gegen die Stechmücken hatte ich im Verlaufe des Abends auch gewonnen. 5:2 stand es am Ende für mich. Fünf tote Stecher gegen zwei neue Stiche. Das war ein akzeptables Ergebnis. Jogi Löw würde dafür vermutlich sein engstes Hemd hergeben.
Als wir zuletzt noch einen Limoncello schlürften, konstatierten wir voller Wehmut, dass dies der hervorragende letzte Abend einer hervorragenden herbstlichen Gozo-Woche war. Punkt.
Am nächsten Morgen wurde gepackt und es ging auf die Fähre. Diesmal bei Tageslicht. Vor dem Abflug am späten Nachmittag wollten wir uns noch Marsaxlokk auf Malta anschauen. Die Fotos von den Luzzus im Hafen sahen immer so verlockend aus.
Das Wetter passte wieder. Und Marsaxlokk ist aus der klassischen Fotoperspektive auch wirklich herrlich. Das Gatten-GPS wies sogar einen Punkt im Hafen als Fotopunkt aus. Der war dann auch ausgezeichnet – außer man drehte sich um.
Dann blickt man nämlich nicht auf die beschauliche Postkarten-Luzzu-Idylle, sondern direkt auf den Industriehafen. Wenig malerisch! Blöderweise finde ich davon jetzt kein Foto, aber irgendwo ist eins. Ich reiche es nach.
Der Rest ist flott erzählt: Diesmal saßen wir im Flugzeug nebeneinander, da wir zeitig online eingecheckt hatten. Der Abflug war vorbildlich pünktlich, die Landung gar überpünktlich. Ein Brötchen gab es dank Herrn O’Leary wieder nicht (Das wird er mir büßen!!!). Die Gepäckabfertigung verlief ebenfalls völlig störungsfrei.
Um 21:30 Uhr waren wir zu Hause. Und vor der Terrasse ist immer noch kein Meer. Menno!
Dafür gibt es mittlerweile Hochrechnungen für die Bayernwahl. Und ich haue jetzt morgen auch noch das letzte Blogpost raus, damit ich endlich wieder aktuell bin. Sorry für die Flut!