Kurz vor dem Jahresende kam es, wie es kommen musste: Das Bundeskanzlerin sprach zu uns. Nun denn. Gulp! Keine Ahnung, warum wir uns das alljährlich antun, aber vermutlich ist es eine subtile Art von Masochismus, die uns dazu treibt. Keine Ahnung, was das Glitzer-Elli-Outfit sollte, aber seine Hände waren wenigstens wieder am Tisch festgetackert, sodass es nicht wieder wild fuchteln konnte.
Nach einem ziemlich erschöpfenden Abendessen mit anschließendem Fresskoma waren wir ihm hilflos ausgeliefert. Ich wollte am letzten Abend noch Reste vernichten und gleichzeitig etwas Leckeres auf den Tisch bringen. Klappte soweit auch – bloß die eigentlich schon für Weihnachten eingeplanten Wachteleier liegen immer noch im Kühlschrank. MHD: 08.01.2015. Mmmmhhh…
Am Ende landen sie wieder als Luxusspiegeleier in der Pfanne. Das hatten wir doch schon mal, oder?! Dekadenz, dein Name ist Flaxsche Fehlplanung.
Was es gestern gab? Vor allem ein lustiges Experiment mit Topinambur. Hatte ich noch nie getestet. Um es vorwegzunehmen: Eine kleine Chance kriegt er noch, aber als Flan war er echt nicht der Hit. Der braucht irgendwie Feuer. Ich gehe bei Gelegenheit mal in mich.
Wobei man sagen muss, dass er in Kombination mit der Räucherforelle, der Roten Bete, den schwarzen Nüssen und dem Raukesößchen zumindest hübsch anzuschauen war. Ist ja auch schon mal was. Immerhin mehr, als das Bundeskanzlerin zu bieten hat. Und zum Sparen à la schwäbische Hausfrau wollte er mich auch nicht überreden. Der Punkt geht an den Topinambur!
Zu Beginn des Silvestermahls stand allerdings die Mupfel. Das ist übrigens rückblickend eines der großen Wunder des Jahres 2014: Madame isst Muscheln ohne vor Ekel in die Auslegware zu beißen. Nicht nur ein Verdienst des vergangenen Jahres, sondern sicher auch ein Verdienst des Gatten, der die Dinger beharrlich zu Anfang blind an mich verfüttert hat. Und irgendwie mag ich sie jetzt schon.
Gestern lagen dann die Grünschalenmuscheln vom Portugiesen auf dem Teller. Bevor sie auf dem Teller landeten, aalten sie sich lasziv unter dem Grill. Eingerieben mit einer Knoblauch-Kräuter-Butter mit Lichtschutzfaktor 12. Jedenfalls so ungefähr.
Was da drin war? Ich hatte für etwa ein Pfund Muscheln 125 g weiche Butter mit feinen Schalottenwürfelchen, Knoblauch, Koriander, Petersilie, Salz, Pfeffer und Zitronensaft verknetet, die weiche Masse auf die Muscheln verteilt und ihnen unter dem Backofengrill kurz, aber heftig Feuer gegeben. Mjam!
Gefolgt wurde das Gemupfel von Serviettenknödelscheiben, die an Weihnachten im Gefrierschrank deponiert und jetzt im Dampfgarer regeneriert worden waren, mit einem Pilzragout aus Kräuterseitlingen, Champignons und Steinpilzen. Sehr lecker.
Da waren dann auch noch Vitelotte-Kartoffeln. Ich schnitt vier Stück hasselbackmäßig auf und garte sie im Backofen mit Olivenoel, grobem Meersalz und Pfeffer. Dazu gab es Garnelenküchlein à la „Navette“.
Die Herstellung ist mehr als simpel: Garnelen säubern, schälen, entdarmen und trocken tupfen. In feine Würfelchen schneiden. Mit Zitronenabrieb, Saft, Salz und weißem Pfeffer abschmecken und zu kleinen Küchlein formen. In Olivenoel mit angedrücktem Knoblauch drei bis vier Minuten von beiden Seiten braten, bis sie etwas Farbe bekommen haben.
Da würde zur Abrundung auch ein feines Weißweinsößchen mit Kräutern oder Kresse – eventuell aufgeschäumt – gut passen. Das teste ich beim nächsten Mal. Wahrscheinlich schon am Wochenende.
Und damit war der letzte Tag des Jahres irgendwie auch schon gelaufen. Für ein Dessert waren wir zu vollgefressen. Da gingen nach einem zeitlichen Sicherheitsabstand nur noch einige wenige Weihnachtsplätzchen. Langt ja dann irgendwie auch.
Heute habe ich mich dann an eine erneute Gulaschsuppe gemacht. Die bekommt Max morgen überreicht, da wir seine – liderlicherweise an Weihnachten auf der Terrasse vergessene – ja mittlerweile selbst vernichtet haben. Es soll ja nix verkommen.
Wie jedes Jahr gab es hier keine Böller, allerdings schafften wir es ausnahmsweise einmal, beide bis 0:00 Uhr wach zu bleiben. Dazu muss ich sagen, dass in etwa 99% der Fälle ich diejenige bin, die vorzeitig ins Koma fällt. Vielleicht lag es daran, dass das Merkel so wunderbar glitzerte. Getoppt wurde es nur von der Räucherforelle in Alufolie. Die glitzerte noch mehr. Und war auch bekömmlicher.