Der süße Kuschelbus oben steht auf der Fensterbank in unserem Büro. Seit Jahr und Tag. Das Maskottchen der MVG. Und die hatten heute – unter anderem – einen rabenschwarzen Tag.
Tag 2 nach dem Schiersteiner „Brückengeddon“ erwies sich als äußerst unglücklich. Bereits bei meiner Ankunft am Wiesbadener Hauptbahnhof musste ich feststellen, dass sämtliche „Zugzielanzeiger“ an den Bahnsteigen außer Betrieb waren. In Frankfurt auch. Eventuell hessenweit? Jedenfalls irrten nun ausgerechnet heute unzählige ÖPNV-Analphabeten durch die Bahnhöfe und dieses Problem verstärkte ihr eigenes deutlich.
Ich glaube, bis zum Einsteigen in die RB75 wurde ich etwa zehnmal gefragt, ob das Ding nach Mainz fahre. „Das Ding“ war dann auch brechend voll. Wen wundert’s?! Zudem hielten sich die ahnungslosen Neu-Pendler nicht an die drei Goldenen Regeln des Pendlertums: Hinsetzen! Schnauze halten! Warten, bis es vorbei ist!
Das führte zu einem unangenehmen Geräuschpegel, den man um diese Uhrzeit nur schwer ertragen kann. All diese aufgeregten Menschen, die sich benahmen wie auf Klassenfahrt, eben noch in Schlangen die Fahrscheinautomaten blockiert hatten, und die sich nun gegenseitig wild schnatternd der Wichtigkeit dieses aufregenden Erlebnisses vergewissern mussten. Grmpf!
Aus der Mittagspause kehrte die Kollegin mit dem „Mainzigartig-mobil“-Kuscheltier mit einer batteriebetriebenen, blinkenden und sich um ihre eigene Achse drehenden Zugente (s.o.) zurück. Etwa um die gleiche Zeit trafen dann unsere traditionellen Weiberfassenacht-Vorstands-Kreppel ein. Die Stimmung war jetzt wahrhaftig am Siedepunkt.
Mein Heimweg verlief dagegen dann enttäuschenderweise relativ unspektakulär: RB75 nach Wiesbaden -> Linie 3 zum Nordfriedhof -> Puntili. Wobei noch erwähnt werden muss, dass das Fahrrad- und Kinderwagenabteil der Bahn mit nichtsahnenden Neubahnfahrern besetzt war, sodass sämtliche Gänge mit Rädern und Kinderwagen zugestellt werden mussten. Der mitreisende Bahnangestellte ließ die Fahrkartenkontrolle schulterzuckend gleich ganz sein. Hätte eh keinen Sinn gehabt.
In Wiesbaden dann war von Linie 6 keine Spur. Die noch ausstehenden etwa zwanzig Busse standen wahrscheinlich alle auf der Theodor-Heuss-Brücke im Stau. Wie schön, dass es die Linie 3 gibt. Die traf dann irgendwann ein und verfrachtete mich zum Auto. Und damit auch endlich nach Hause.
Dort wartete bereits meine Donnerstags-Öko-Kiste mit Topinambur (Jedes Gemüse hat eine zweite Chance verdient!), Lauch, Mangold und Postelein. Das wären dann die Aufgaben für die kommenden drei Tage. Ich freue mich schon.
Blöderweise hatte ich morgens vergessen, die Leergutkiste rauszustellen. Meine Güte, in dem ganzen Chaos sollte das nicht wirklich lebensentscheidend gewesen sein.
Übrigens auch lustig: Nachdem die Brücke sozusagen „weg“ ist, scheint DHL noch keine Idee gehabt zu haben, wie man Pakete von Saulheim nach Hessen ausliefert. Mal gespannt, ob da vielleicht mal irgendwann eine Nachtfahrt o.ä. geplant ist. Laut Sendungsverfolgung liegt eins meiner anreisenden Päckchen seit jetzt fast 48 Stunden in einem Lkw.
Und was zwingend auch noch Erwähnung finden muss, ist die Tatsache, dass offensichtlich die Mombacher „Bohnebeitel“ schuld an der ganzen Misere sind. Deren Sitzung wurde nämlich am Vorabend des BrückenGAUs beim SWR ausgestrahlt. Und das hier war eins der Highlights: Nick Benjamin – „Der Brigg geht’s nedd gut!“
Da hat sie es dann wohl selbst gemerkt, die Brigg. Und dann hat sie aufgegeben. Und ich fürchte – ganz ehrlich – dass es das jetzt auch mit „de Schiersteiner“ war. Ich glaube nicht, dass ich da nochmal – zumindest nicht mit dem Auto – drüber fahren werde. Schon traurig irgendwie. Seufz!