Und damit ist nicht nur das niedliche Spitzmausbaby oben gemeint. Das ganze Wochenende wirkte kurz vor Ende auf mich wie ein Horrorfilm. Beginnen wir aber mit der Maus. Die saß nämlich am Samstag auf der Terrasse und quiekte in den schrillsten Tönen. Nach reiflichem Überlegen beschlossen wir, dass es die „humanste“ Lösung sei, sie über die Hecke aufs freie Grundstück nebenan zu befördern, um ihr entweder die Chance zu geben, durch ihr Quieken ihre Mutter anzulocken, oder – diese Chance schien größer – von der Katze geholt zu werden.
Auf der Terrasse konnte sie jedenfalls nicht bleiben. Da brauchten wir Platz. Beherzt schnickte ich sie mit dem Kehrblech über die Hecke. Böse Zungen vermuteten, dass dadurch Chance Nummer drei hinzu kam: Sie würde sich beim Aufprall das Genick brechen. Aber da hatte sie ihren Freiflug bereits absolviert.
Zurück zum Terrassenthema: Schon seit Wochen beschäftigen wir uns mit dem Bau von Hochbeeten. Nach gründlicher Planung steht jetzt der halbe Carport voller Holz. Draht, Schrauben, Nägel und alles, was sonst noch so benötigt wird, liegt bereit. Gestern ging es dann also los.
Und der Plan war, zumindest einen Protypen übers Wochenende fertigzustellen. Dank ständiger Regenschauer gestern und eines veritablen Gewitters mit Starkregen heute lagen wir gegen Sonntag um die Mittagszeit etwas hinter dem Plan.
Als Größe haben wir 1,80 mal 1,20 Meter geplant. Wir begannen damit, die Bretter – Lärchenholz in 4 Zentimetern Stärke – der Längsseiten mittels Terrassenschrauben auf Vierkanthölzern zu befestigen. Das einzelne Beet besteht aus sechs Pfosten und jeweils zehn langen und zehn kurzen Brettern.
Nach der Montage fiel uns auf, dass die massive Bauweise echte Vorteile haben dürfte, wenn die Dinger erstmal an Ort und Stelle stünden, vorher aber ganz schön Kraft kosten würde. Allein ein großes Seitenteil war schon ganz schön schwer. Egal. Musste ja.
Solange die Seitenteile bequem lagen, befestigten wir schon mal die Polyethylenfolie (PE-Mauerschutzfolie 0,6 mm) daran. Am Ende war uns klar, dass wir kaum ein fertig montiertes Beet bis hinters Haus würden schleppen können. Jedenfalls nicht zu zweit. Deshalb montierten wir lediglich je ein kurzes Brett als Verbindung und schleppten das tischfußballähnliche Gerüst erstmal in den Garten.
Für eine Runde Kickern blieb dann leider keine Zeit, weil es an dieser Stelle mal wieder anfing zu regnen. Abgesehen davon brachte uns die wiederauferstandene Spitzmaus fast um den Verstand. Grrr…
Es regnete im übrigen recht häufig am Wochenende. Immer wieder mussten wir drinnen herumlungern und auf das Ende des Regens warten, obwohl wir wirklich – ohne Übertreibung – maximal motiviert waren.
Der Samstag endete mit dem Abschluss der Vormontage. Der Sonntag begann mit Ausschachtungen am zukünftigen Standort. Auch das immer wieder unterbrochen von „Rain delays“.
Nach einem Gewitter heute um die Mittagszeit beruhigte sich die Wetterlage dann allerdings und wir konnten unbehelligt bis zum Abend durcharbeiten. Zumindest unbehelligt vom Wetter. Nicht jedoch von unseren eigenen Zweifeln.
Nachdem das Beet stand, wo es stehen sollte, wurde die Folie innen flächendeckend befestigt. Mit einigem Gefriemel schafften wir es, auch den Draht noch wühlmausdurchlassfrei zu montieren. Da stand es nun also und wartete auf Füllung.
Nach dem Abschluss der Arbeiten am Grundstück hatten wir offensichtlich eins komplett verdrängt: wieviel nämlich zwei Kubikmeter sind. Wie geplant sollte unten im Beet Heckenschnitt verdichtet werden. Ich schnitt die komplette Hecke an der Innenseite des Grundstücks. Das Beet war etwa zur Hälfte gefüllt.
Das erschien uns wenig. Nachdem der Gatte einiges an Boden darauf geschaufelt hatte, war das Beet nur noch etwa zu einem Drittel befüllt. Verdammt!!!
Etwa zu diesem Zeitpunkt rutschte ich in einer Jauchepfütze aus, die dadurch entstanden war, dass wir den heuaufgußähnlichen Inhalt der Schubkarre ebenfalls im Beet verklappt hatten. Ich stank bestialisch, war auf dem Steißbein gelandet und hatte mich beim Aufrichten durch Brennnesseln gewälzt. Aber darauf kam es zu diesem Zeitpunkt auch nicht mehr wirklich an.
Der Gatte schaufelte entmenscht weiter. Wir starrten in das inzwischen halb leere (halb volle?!) Beet und lachten irre. In diesem Augenblick überlegten wir uns, dass es vielleicht eine gute Idee sein könnte, eine Kompost-Party zu veranstalten. Auf den Einladungen würde dann in etwa stehen: „Wir verzichten auf Geschenke, würden uns aber freuen, wenn ihr einen Hänger Kompost mitbringen und in ein Hochbeet eurer Wahl kippen könntet. Wir freuen uns auf euch!“
Gut. Fassen wir es also mal kurz zusammen. Wir befinden uns in einer katastrophalen Situation: Holz für vier Hochbeete lagert im Carport. Unser Komposter ist leer. Unsere Hecke ist im Prinzip entlaubt. Und die drei Säcke Blumenerde, die ich am Freitag besorgt habe, sind weniger als ein Tropfen auf den heißen Stein. Nein, sagen wir es ruhig, wie es ist: Sie sind ein Witz.
Am Ende stand allerdings das eine (!) Beet tatsächlich befüllt im Garten. Morgen kippe ich noch zwei Säcke Blumenerde rein, und dann können die ersten Kräuter einziehen. Am kommenden Wochenende werden wir die Außenseite der Hecke schneiden, was nochmals Schnittgut für etwa zwei weitere Beete liefern dürfte. Anschließend können die fremden Katzen auch wieder prima unser Grundstück entern, um sich quiekende Spitzmäuse einzuverleiben.
Mittlerweile habe ich gebadet – und ich freue mich, offiziell verkünden zu dürfen, dass der Jauchegestank restlos gewichen ist -, die Maus schweigt (vermutlich ist sie tot, aber selbst wenn sie Norberts einzige, innigst geliebte Tochter gewesen wäre, würde mich das jetzt nicht mehr um den Nachtschlaf bringen) und mir tut alles weh. Schnittwunden von Schrauben und Draht, Muskelschmerzen, Selbsthass.
Aber am Ende zählt nur eins: Das Beet steht. Und es ist voll. Fertisch!