Drei Tage fehlen noch. Und während unten nach einem typisch deutschen Herbsttag ein schöner, großer Topf Gulaschsuppe einköchelt, kehre ich mal kurz zu einem warmen Gozotag zurück. Mist!
Am Donnerstag ließ uns allerdings das Wetter ein wenig im Stich. Die Sanap Cliffs und die Xlendi Bay standen auf dem Programm. Am Ende hatten wir echt Glück. Als wir bei den Klippen ankamen, erwischten wir eine Sonnenscheinphase. Gut für die Fotos, gut für mich!
O.k. – der Lichteinfall hätte vielleicht etwas günstiger sein können, aber ich will mich mal nicht beschweren. Wir marschierten oben an den Klippen entlang. Hatte was von den irischen Cliffs of Moher. Steil, schroff, beeindruckend.
Auf Gozo ist halt nur alles etwas weniger grün als in Irland. Etwas sehr viel weniger grün. Um genau zu sein selbst im Herbst noch ziemlich ausgetrocknet. Aaaaber beeindruckend!
Als wir die Sanap Cliffs verließen, bezog es sich etwas. Verdammt. Und als wir in Xlendi ankamen, hielt das Wetter exakt bis zu dem Augenblick, als wir in einem der Hafencafés Kaffee bestellt hatten. In dem Augenblick als der Kaffee vor uns stand, öffneten sich alle Schleusen. Wir stellten uns unter und warteten ab.
Xlendi selbst ist jetzt irgendwie ziemlich hässlich. Außer man mag riesige Apartmentblocks, mit denen die komplette Bucht zugebombt wurde. Deutsche scheinen das im allgemeinen zu mögen. Xlendi schien fest in deutscher Hand.
Aber es hat nette Seitenstraßen, die irgendwie vergessen worden zu sein scheinen. Als ich die oben fotografierte, war ein deutscher Tourist mit Spiegelreflex direkt hinter mir. Nachdem ich das Foto gemacht hatte, spähte er in die Straße – und wandte sich enttäuscht ab. Schnief…
Als der Regen aufgehört hatte, kam unmittelbar die Sonne heraus. Wir beschlossen, uns noch die Carolina Cave anzuschauen, eine ehemalige Badestelle für Dominikanerinnen. Bis zur Höhle kam ich nicht. Als ich gerade an einem Felsdurchbruch mit Blick auf die Bucht und den Xlendi Watchtower angekommen war, musste ich erstmal etwa 200 Fotos machen.
Das Wetter! Die Wolken! Das Licht! Als ich endlich fertig war, hatte der Gatte die Höhle bereits besichtigt und als „muss nicht unbedingt“ eingestuft. Zumal es gerade wieder anfing zu regnen. Und die Stufen hinunter und zurück nach Xlendi waren extrem rutschig.
Kurz vor einem erneuten Starkregen erreichten wir das Auto. Und kehrten nach Marsalforn zurück. Abendessen im „Pulena“ stand auf dem Plan. Und wieder wurden wir nicht enttäuscht.
Wir hatten wieder die leckere Amuse-Bruschetta, anschließend Funghi alla Crema und Parmigiano, gefolgt von Paccheri con Ragù di Coniglio und dem Catch of the Day, von dem ich jetzt nicht mehr weiß, welcher Fisch es genau war, mit sehr köstlichen Beilagen. @Azoraner: Es geht! Mann kann Gemüse garen und würzen! Und Kartoffeln anbraten! Auch zu Fisch 😀
Auf ein Dessert verzichteten wir nach dem deprimierenden Erlebnis des Vorabends. So wollten wir von einem gozitanischen Küchenchef nie wieder erniedrigt werden!
Der Höhepunkt des Abends folgte aber noch. Während des Hauptgangs begann es zu regnen. Also richtig zu regnen. So, dass das Wasser ins Restaurant lief. Wir tranken unseren Limuncell und warteten.
Als es aufhörte, brachen wir auf. Unser Weg führte an der Bucht vorbei. Ich schickte kurz aus dem Wlan noch Fotos an die Schwester, als mich von rechts eine brutale Welle erwischte. Kamera nass, Handy nass, komplette rechte Körperseite durchweicht. Fluchend wischelte ich rum, hoffte, dass die Kamera nichts wirklich Schlimmes abbekommen hatte, versuchte das Handy zu trocknen und die Klamotten auszuwringen. Wir gingen weiter, bogen vom Hafen ab Richtung Apartment, als es mich ein zweites Mal traf. Auto von links. Riesenpfütze. Na, danke! Das Auto verschwand. Ich war jetzt wenigstens gleichmäßig nass.
Wir vermuteten, dass dies ein weiterer Anschlag von Chef Gordon aus dem Menqa gewesen war. Nachdem er uns am Vorabend mit seinem Dessert in die Knie gezwungen hatte, wollte er uns jetzt – an seinem freien Abend – den Rest geben. Ein wahrhaft perfider Plan. Das würde er büßen!
Am nächsten Tag sah das Wetter wieder viel besser aus. Ich beschloss, mich am Morgen zu Fuß auf den Weg zu Jesus zu machen, aber auch das mißlang. Über Marsalforn thront eine riesige Salvatur-Statue, die ich im Vorbeifahren bereits mehrfach bewundert hatte.
Man fühlt sich nämlich in Marsalforn ein wenig wie in Rio. Der gozitanische Jesus ist allerdings bereits ein paar mal wegen Blitzeinschlags ausgetauscht worden. Jedenfalls fand ich – und das klingt eindeutig zweideutig – den Weg zu Jesus nicht. Er stand da oben mit ausgebreiteten Armen und ich rannte hechelnd in brütender Hitze über Feldwege und durch die Prärie. Als der Durst zu groß wurde, kehrte ich um. Pah! Dann halt nicht, Jesus!
Der Gatte kehrte irgendwann von seinem zweiten Tauchgang des Tages zurück und wir beschlossen, uns den Sonnenuntergang über den Salzpfannen am Reqqa Point zu gönnen. Eine ausgesprochen gute Idee!
Das Abendessen am letzten Abend sollte im Menqa stattfinden. Wir wollten uns schließlich an Chef Gordon rächen. Es ihm so richtig zeigen!
Wir gaben alles. Amuse, Mushroom Fricassee & Aljotta, die House Special Spaghetti & die Garganelli with Strips of Beef. Und dann kam unser großer Moment: zweimal Chocolate Fondant, bitte! Einmal mit Chocolate Ice Cream und einmal mit Chocolate Chili Ice Cream. Her damit! Nimm dies!
Es war köstlich. Und wir schafften es! Und tranken anschließend völlig gelassen noch jeweils einen Limuncell aufs Haus. Ha! Aufrecht verließen wir das Menqa. Als wir außer Sichtweite waren, hielten wir uns die Bäuche und krochen erschöpft bergauf. Puh!
Der Rest des Abends verging mit Koffer packen und Abreisevorbereitungen. Am Morgen standen wir um 6 Uhr auf, frühstückten und machten uns auf den Weg.
Erst mit dem Leihwagen auf die Fähre nach Malta, Leihwagen abgestellt, wieder zurück ins Boot nach Comino. Die Blue Lagoon musste jetzt schon noch sein.
Dank unserer absolut perfekten Planung waren wir – bzw. unsere Bootsladung – praktisch die ersten Touristen auf Comino. Die Liegestühle waren leer! Die Bucht war leer! Ausgezeichnet.
Ich glaube, ich bin zwischendurch fast durchgedreht wegen des türkisen Wassers in der Lagune, des blauen Himmels über uns und überhaupt wegen allem.
Wir marschierten an der Lagune entlang zum Comino Watchtower. Wir saßen am Klippenrand und starrten aufs Meer. Ich knipste Foto um Foto. Der Watchtower war geschlossen. Wir verfluchten die Nebensaison.
Und während ich da so wild fotografierend am Klippenrand entlang sprang, machte mich der Gatte freundlicherweise darauf aufmerksam, dass ich mein Handy verloren hatte. Es lag praktisch fünf Zentimeter vom Abgrund entfernt! Bei meinem Glück hätte es eigentlich mit einem satten „Platsch!“ im Wasser landen müssen. Ein toller Tag!
Ich trocknete mir noch die Freudentränen wegen des Handies, als vor dem Watchtower ein Jeep vorfuhr, dem zwei Herren entstiegen, die das Schild wegklappten und das Ding öffneten. Perfekt!
Wir besichtigten ihn. Statt Eintritts bat man um eine Spende für die Erhaltung des Turms. Bei der Restaurierung hat man sich wirklich große Mühe gegeben. Ganz toll.
Vom Turm aus wanderten wir praktisch fast rund um die Insel – Comino ist ja nun soooo groß auch wieder nicht… – zur Santa Marija Bay, tranken Kaffee, marschierten weiter zur San Niklaw Bay und zur Blue Lagoon. Dort bestiegen wir wieder ein Boot, das uns zurück nach Malta bringen sollte.
Als wir bereits abgelegt hatten, stellten wir fest, dass der „Kapitän“ aussah wie ein eineiiger Zwilling des unvergesslichen Francesco Schettino. In der Rückfahrt war eine Sightseeing Tour an der Küste und durch die Grotten von Comino und Cominotto vorgesehen. Wir schwitzten ein wenig.
Der Westentaschen-Schettino fühlte sich offenbar durch die Anwesenheit einer extrem blonden Mitreisenden mit Handy im Filmmodus zu allerlei gewagten Manövern an den Felsen animiert. Die Dame durfte sich schließlich neben Schettino setzen. Um es kurz zu machen: Wir überlebten die Fahrt. Und ein paar türkisblaue Fotos sprangen auch noch dabei heraus.
Wieder an Land bestiegen wir unseren treuen Kia Rio und machten uns auf den Weg nach Valetta. Unterwegs zeigte der Gatte auf eine besonders hübsche Bank über der Mellieha Bay. Ein bißchen Zeit war noch. Rasch links ran und nochmal einen letzten Blick aufs Meer!
Und als wir da gerade so schön saßen – ein bißchen wehmütig gar – ertönte urplötzlich ein kleines „Pling!“ Unmittelbar gefolgt von einem „Ach du Sch***e!“ des Gatten. Der verdammte Schlüssel des verdammten Kia war auseinandergefallen. Der Bart lag am Boden. Der Rest befand sich in der Hand des Chefs.
Jetzt schwitzten wir richtig. Das Flugzeug! Anruf bei Avis. Nach kurzer Schilderung der Ereignisse kam die Frage, um welchen Wagen es sich handele. Kia Rio. Ah! O.k.! Kein Problem! Man erteilte uns die Weisung, das abgefallene Teil ins Zündschloss zu stecken und dann mit dem Rest des Schlüssels das Zündschloss herunterzudrücken und wie gewohnt zu drehen. Das Auto ließe sich dann starten.
Ungläubiger Blick auf den Schlüssel, letzter Blick auf den Strand. Was blieb uns schon übrig?! Dass wir das Ding anschließend nie mehr aus dem Zündschloss herausbekommen würden, war uns klar. Zum Tanken brauchte man ihn gottlob nicht. Der Tankdeckel wurde aus den Innenraum entriegelt.
Und es funktionierte! Während der Fahrt zum Flughafen fuhr das Auto lediglich mit dem winzigen Metallstück im Zündschloss, während ich mit dem Autoschlüssel in der Hand auf dem Beifahrersitz saß und ungläubig aus dem Fenster starrte. Wir erreichten unser Ziel. Man nahm das Auto entgegen. Unglaublich alles.
Zur Schilderung der stundenlangen Wartezeit bei der Gepäckabfertigung im Fraport fehlt mir gerade die Kraft. Irgendwann kamen dann Koffer. Auch unsere! Unglaublich! Vielleicht ein Resultat unseres kurzen Aufenthalts in der Kapelle des Comino Watchtowers? Da stand ich dann Jesus doch noch Aug‘ in Aug‘ gegenüber. Man weiß es nicht. War dann aber auch egal. So kurz vor Mitternacht… Im schweinekalten Frankfurt…