Der vorletzte Urlaubstag begann mit Sturm. Und bedecktem Himmel. Des Gatten Tauchbasis sagte den Tauchgang ab. Mir schwante Schreckliches. Nix mit als „Regeneration“ getarnter Faulenzerei heute. Verdammt! Nach der Wischi-waschi-Küstenwanderung des Vortags wurde Großes geplant: Der Puig Gros stand schlagartig auf dem Programm.
Der „Rother“ wurde gewälzt. Ergebnis: Nr. 17 – „Kleine Runde um Valldemossa“. Die „kleine“ Runde hatte jeweils 560 Höhenmeter im An- und Abstieg. Klang jetzt nicht sooo wahnsinnig „klein“. Mein Muskelkater hatte sich halbwegs verabschiedet. Mir schien allerdings, dass er gehässig lachend hinter der nächsten Ecke lauerte. Ich lag nicht so ganz falsch.
Die Anfahrt verlief relativ zivilisiert, obwohl Valldemossa schon eher ein Touristen-Highlight ist. Wir fanden einen absolut genialen, gebührenfreien Parkplatz. Eine halbe Stunde später wäre auch der weg gewesen.
Bevor wir uns an die 560 Höhenmeter Aufstieg machten, liefen wir allerdings noch durch Valldemossa. Ich sage es lieber gleich: Wir liefen nicht. Ich fotografierte etwa 2.542.781 Santa-Catalina-Fliesen neben Haustüren. Und ich brach bei jeder einzelnen in Entzückensschreie aus.
Schlimmer wurde es dann nur in den engen Gässchen angesichts der allüberall aufgehängten Blumentöpfe. Möglicherweise nahm ich da ein leichtes Augenrollen des Gatten wahr.
Ganz schlimm war es in der Gasse mit dem Geburtshaus von Santa Catalina Thomàs i Gallard (mittleres Foto, obere Reihe). Da eskalierte ich fotomäßig ein wenig. So wie vor mir die Anwohner blumenmäßig eskaliert waren.
Anschließend schauten wir uns noch – nachdem ich bereits erwähnte Mandeln besorgt hatte – die Kartause, eine ehemaliges Kloster des Kartäuserordens – an.
Wir sparten uns die Besichtung der Frédéric-Chopin-Zelle. George Sand hatte man nicht mal im Garten eine Büste gegönnt.Und ich kann verstehen, dass ihr im Winter 1838/39 die Decke auf den Kopf fiel.
Und die fiel ihr richtig ordentlich auf den Kopf: Ein Winter auf Mallorca. Ich bereue mittlerweile, das Buch nicht VOR dem Urlaub gelesen zu haben – ich hatte es bisher ausgelassen. Das kann man ja aber durchaus noch nachholen. Und das werde ich.
In besagtem Klostergarten trafen wir noch auf zwei weitere Büsten: die eines Habsburgers und die einer weiteren Catalina:
Ludwig Salvator von Österreich-Toscana und Catalina Homar. Auch das eine Geschichte, an der ich mich bei der Recherche festgelesen habe. Mit Catalina Homar werde ich mich definitiv auch nochmal intensiver beschäftigen.
Zuerst galt es allerdings, sich mit den Reitwegen des Salvators zu befassen. Die sind nämlich mittlerweile Wanderwege. Ein Pferd haben wir nicht getroffen.
Dafür jede Menge wilden Rosmarin. In voller Blüte. Und Sturm. Heftigen Sturm. Auf dem Grat hielten wir uns an der Hand, damit keiner von uns weg flog. Das Stück Weges, das dem vollen Wind ausgesetzt war, war recht anspruchsvoll. Wir trafen unterwegs verschiedene Wanderer, die hart gekämpft hatten / denen ein harter Kampf bevorstand.
Als wir endlich wieder an einer windgeschützten Stelle ankamen, machten wir Pause und genossen den Anblick um uns herum. Trotz des bedeckten Himmels war das sehr schön.
Prinzipiell hätten wir auf diesem Weg eine Weile das Meer sehen müssen. An einem sonnigeren Tag wäre das sicherlich möglich gewesen. An diesem Tag konnte man es nur erahnen. Was wir allerdings durch den Nebel erspähten und was mir mit einem Tele aufzunehmen gelang, war ein weiteres Window.
Sa Foradada war sein Name. „Gildet“ das, wenn man es nur von weit weg gesehen hat? Ich denke schon!
Abends ging es dann zum letztenmal ins „Mediterraneo“. Und wir bestellten wieder die Tapas, allerdings diesmal einige, die wir noch nicht hatten. Zum Beispiel die mit Garnelen. Es war wieder köstlich. Wer in Cala d’Or ist: Hingehen!
Und dann brach unser letzter Tag bzw. Abreisetag an. Das Wetter hatte deutlich nachgelassen. Witze beim Frühstück à la „Wir fliegen ja morgen in die Sonne…“ kamen nicht gut an. An den Nebentischen saßen etliche Neuankömmlinge, die weniger Glück mit der Urlaubsplanung hatten als wir.
Nach dem Frühstück packten wir unsere Koffer, schleppten sie zum Auto und hatten dank des Gatten vorausschauender Planung noch einiges vor.
Erstmal ging es zum Kloster Lluc. Und selbst dem Rennradler-Gatten waren die Radler auf den Serpentinen deutlich zu viele. Wir waren extrem froh, ohne unnötiges Blutvergießen oben anzukommen.
Wir besichtigten das Kloster, die dazugehörigen Ausstellungen und die Kirche. Und das alles am Karfreitag. Perfektes Timing!
Vom Kloster fuhren wir nach Sòller. Und dort tätigten wir auch die letzten Einkäufe. Und wir liefen ein wenig herum und aßen zuletzt – bevor uns Michael O’Leary wieder aushungern würde – noch ein Eis (klar: Zitrone und Orange!) und ein paar Churros.
Und zuletzt fanden wir noch einen Laden, in dem wir Sobrassada shoppten. Was für ein Tag!
Als wir irgendwann am späten Abend im Flieger saßen, fanden wir, dass wir nichts Wichtiges ausgelassen hatten. Eine Erkenntnis, die einem ermöglicht, sich mit dem Leben an sich anzufreunden.
Wir landeten. Wir fuhren nach Hause. Wir hatten Ostern vor uns.
Ich glaube, wir kommen zurück. Das war zu überraschend schön!