Als wir einmal fünf Tage lang ein Hähnchen aßen…

Ich weiß: Das auf dem Foto ist kein Hähnchen, aber damit fing alles an. Mit einem Lamm nämlich. Der Gatte hatte freitags auf dem Frankfurter Wochenmarkt beim Verkaufswagen des Hof Berbalk vorbeigeschaut und zwei Lammrückenstücke nach Hause gebracht. So kann ein Wochenende anfangen! Freitags war nicht viel Zeit zum Kochen. Es gab ein Steinpilzrisotto zum ersten Stück. Die Vorratsvernichtung – im folgenden VV genannt – geht weiter! Ein Foto davon gibt es leider nicht.

Samstags machte ich zum zweiten Lammrücken Arancini und schön scharfen und tomatigen Moghrabieh (ebenfalls VV). Das zum Lamm. Bevor der Gatte freitags nach Hause gekommen war, hatte ich ein Hähnchen aufgetaut, das ich vor ein paar Wochen vom Waldhof nach Hause geschleppt hatte und das seitdem fast ein komplettes Gefrierfach blockierte. Es brachte sagenhafte 3,8 Kilo auf die Waage! Einmal aufgetaut, würde es natürlich komplett verkocht werden müssen. Der Plan stand. Das Hähnchen jedoch war samstags morgens immer noch nicht komplett aufgetaut. Das dicke Ding!

Tag 1: Hühnerbrühe und Salzzitronenhähnchen

Es gelang mir allerdings, es wider alle Befürchtungen halbwegs vernünftig zu zerlegen. Aus der Karkasse und allen Gemüseresten aus dem Kühlschrank wurde eine Hühnerbrühe angesetzt. Das Brustfleisch wurde zu etwa zwei Dritteln (eine Brust und die Innenfilets) gewürfelt und der Rest am Stück gelassen. Mit den Schenkeln sollte das schon mal für vier Abendessen ausreichen.

Und während wir samstags Lamm dinierten, lagen die Hühnerteile bereits in vier verschiedenen Marinaden. Sonntags gab es dann als Auftakt der Chicken Week Salzzitronenhähnchen aus der Tajine. Mit den verbliebenen Risottoresten, die ebenfalls zu Arancini wurden. Das passte deutlich besser als befürchtet. Und es soll ja nix verkommen. Das Tajinenrezept ist bereits verbloggt und in diesem Haushalt ein echter Dauerbrenner.

Tajine mit Huhn und Salzzitronen
Rezept drucken Hier geht’s zum Rezept

Das Wochenende war anschließend vorbei. Montags abends fisselte ich nach einem harten Bürotag noch die letzten Fleischreste von der Karkasse und kochte die Hühnerbrühe in fünf Gläsern ein. Es würde also noch ein fünftes Abendessen geben. Und obendrein eine Ausbeute von 2 Litern Brühe. Braves Hähnchen!

Tag 2: Chicken Tikka Masala

Anschließend durfte der zweite Teil aus der Marinade in die Pfanne. Es gab Chicken Tikka Masala. Dazu Reis, weil es das Gute-Chicken-Tikka-Gesetz so will. Übrigens ebenfalls ein sehr beliebtes Essen hier. Besonders Max wurde da stets recht euphorisch. Leider wohnt er nicht mehr hier und muss sich jetzt selbst welches kochen. Gemein. Ich weiß… Ich schäme mich auch…

Aber immerhin ist sein Lieblingsrezept ebenfalls bereits verbloggt, sodass er wenigstens nicht lange suchen muss. Mom-Service.

Es lagerten zu diesem Zeitpunkt noch zwei Portionen eingelegten Hähnchenfleischs im Kühlschrank. Die garte ich dienstags sicherheitshalber beide durch. Das funktionierte dann trotzdem alles ganz hervorragend. Aber der Reihe nach. Was blieb, waren zwei Ottolenghi-Rezepturen, an denen schon eine ganze Weile jeweils ein Pagemarker (ich musste tatsächlich gerade nachschauen, wie die Dinger eigentlich heißen…) klebte. Beide Rezepte stammen aus Ottolenghi – Das Kochbuch.

Tag 3: Harissa-Hähnchen nach Ottolenghi

Wir starteten mit dem Harissa-Hähnchen von Seite 130 aus den Hähnchenschenkeln. Statt des Salats aus rosa Grapefruits gab es allerdings frisch eingelegten Fenchel. Der passte ganz hervorragend dazu. Ich gönnte dem Ensemble noch ein paar knusprige Kartoffelspalten.

Es muss hier auch kein Hähnchenschenkel sein. Das lässt sich auch mit Brust machen – dann aber mit reduzierter Garzeit.

Harissa-Hähnchen

Gericht: Backblech, Fleischteller
Küche: Levante, Nordafrikanisch
Keyword: hähnchen, harissa, ottolenghi
Portionen: 2 Portionen
Kalorien:

Zutaten

Das Fleisch:

  • 2 Hähnchenschenkel enthäutet

Die Marinade:

  • 1 rote Paprikaschote
  • 1 Prise Koriandersaat
  • 1 Prise Kreuzkümmelsaat
  • 1 Prise Kümmelsaat
  • 0,5 EL Olivenöl
  • 1 Schalotte grob gehackt
  • 1 große Knoblauchzehe grob gehackt
  • 1 milde Chilischote grob gehackt
  • 1 getrocknete Chilischote grob gehackt
  • 0,5 EL Tomatenmark
  • 2 EL Zitronensaft
  • 0,5 TL Salz
  • 1 EL griechischer Joghurt

Die Sauce:

  • 120 ml Zitronensaft frisch gepresst
  • 120 ml Orangensaft frisch gepresst
  • 120 ml Ahornsirup
  • 1 Prise Salz
  • 1 Prise Zimt gemahlen
  • 1 Sternanis

Anleitung

Am Vortag die Marinade herstellen

  • Dazu die Paprika unter dem Backofengrill scharf rösten, unter Folie etwas schwitzen lassen und anschließend Haut abziehen und Samen und Scheidewände entfernen.
  • Pfanne auf Temperatur bringen und die Gewürze ohne Zugabe von Fett darin etwa zwei Minuten leicht anrösten. Wenn sie duften, in einen Mörser geben und zerstoßen.
  • Etwas Olivenöl in die Pfanne geben und darin die Zwiebel, den Knoblauch und die Chili etwa sechs bis acht Minuten bei mittlerer Hitze anbraten.
  • Nun alle Marinadezutaten bis auf den Joghurt zusammen in einen Mixer geben oder mit dem Pürierstab aufmixen. Ergebnis: Harissapaste.
  • Harissa mit dem Joghurt verrühren und alles mit den Händen ins Hähnchenfleisch einmassieren. Alles zusammen in einen verschließbaren Behälter geben und über Nacht im Kühlschrank marinieren lassen.

Die Zubereitung des Hähnchens

  • Ofen auf 220°C Ober-/Unterhitze vorheizen.
  • Hähnchenfleisch auf einem Backblech (oder hier in eine Auflaufform) nebeneinander auslegen, sodass ausreichend Platz zwischen den Teilen bleibt. In den Ofen geben. Nach fünf Minuten die Ofentemperatur auf 180°C reduzieren und das Fleisch weitere zwölf bis 15 Minuten braten, bis es fast vollständig durchgegart ist.
  • Nun die Teile für zwei bis drei Minuten unter den heißen Grill stellen, damit sie noch etwas Farbe annehmen und vollständig durchgaren.

Während das Hähnchen im Ofen ist, geht's an die Sauce

  • Alla Saucenzutaten in einen kleinen Topf geben und erhitzen. Etwa zwanzig Minuten köcheln lassen, bis die Sauce auf ein Drittel einreduziert ist.
  • Zum Servieren über das Hähnchen geben.

Für den nächsten Abend war die Wahl auf Ottolenghis Brathähnchen mit Sumach, Za’atar und Zitrone von Seite 132 gefallen. Ebenfalls eine ausgezeichnete Wahl. Für zwei Personen hatte ich hier eine Hähnchenbrust (wohlgemerkt: das Ding war riesig!) eingelegt, die ich am Vorabend bereits so weit mit dem Harissa-Hähnchen mitgegart hatte, dass keine Gefahr für Leib und Leben mehr von ihr ausgehen konnte.

Tag 4: Brathähnchen mit Sumach, Za’atar und Zitrone – ebenfalls nach Ottolenghi

Sie wurde dann nochmal kurz im Dampfgarer regeneriert und für zwei Minuten unter den Grill geschoben. Fertig!

Ottolenghi macht das Originalgericht auf einem Backblech mit einem ganzen zerlegten Hähnchen. Hier meine etwas bescheidenere Abwandlung:

Hähnchenbrust mit Sumach, Za’atar und Zitrone

Gericht: Auflaufform, Backblech, Fleischteller
Küche: Levante, Nordafrikanisch
Keyword: hähnchen, ottolenghi
Portionen: 2 Portionen
Kalorien:

Zutaten

  • 1 große Hähnchenbrust
  • 1 rote Zwiebel in dünne Scheiben geschnitten
  • 1 Knoblauchzehe gerieben
  • 2 EL Olivenöl plus etwas mehr zum Beträufeln
  • 1 TL Piment gemahlen
  • 0,5 TL Zimt gemahlen
  • 0,5 EL Sumach
  • 1 Bio-Zitrone in dünne Scheiben geschnitten
  • 120 ml Hühnerbrühe
  • 1 TL Salz
  • 0,5 TL schwarzer Pfeffer aus der Mühle
  • 1 EL Za'atar
  • 10 g Butter
  • 30 g Pinienkerne
  • 2 EL glatte Petersilie gehackt

Anleitung

  • In einer Schüssel die Hähnchenbrust mit den Zwiebelen, dem Knoblauch, dem Olivenöl, den Gewürzen, der Zitrone, der Brühe, Salz und Pfeffer vermischen. Über Nacht im Kühlschrank marinieren lassen.
  • Ofen auf 200°C Ober-/Unterhitze vorheizen.
  • Das Hähnchen mit der Marinade in eine Auflaufform geben, alles mit Za'atar bestreuen und die Form in den Ofen geben. Etwa 30 bis 40 Minuten braten, bis das Fleisch gar ist.
  • In der Zwischenzeit die Butter in einer kleinen Pfanne auslassen und die Pinienkerne und eine Prise Salz hineingeben. Bei mittlerer Hitze unter ständigem Rühren goldgelb bräunen. Auf Küchenkrepp abtropfen lassen.
  • Zum Servieren Hähnchenbrust aufschneiden und mit den Pinienkernen und der gehackten Petersilie anrichten. Mit etwas Olivenöl beträufeln. Wer mag, kann noch etwas Za'atar und Sumach darüber streuen.
Bei mir gab’s wieder eingelegten Fenchel dazu. Und Hasselbacks. Zudem habe ich aus der Marinade eine klitzekleine Sauce gezogen. Und die Pinienkerne und die Petersilie am Ende vergessen, auf den Teller zu geben. Ging auch so.

Tag 5: Hühnerfrikassée mit Safran, Frühlingszwiebeln und Shiitake

Nun saß ich ja noch mit den Resten vom Auskochen des Hähnchens da. Naheliegend: Hühnerfrikassée. Allerdings war ich so dermaßen im Levanterausch, dass ich auch hier an diesem Teil der Gewürzschublade nicht vorbei kam. Es wurde dann ein sehr orientalisches und improvisiertes Hühnerfrikassée, zu dem es leider kein exaktes Rezept gibt. Aber immerhin ein Foto. Safran macht das Frikassée gehl – oder wie heißt es doch so schön?

Und dann war es weg – das Monsterhähnchen! Es blieben mir immerhin nach den fünf Tagen als Andenken noch drei Gläser Brühe. Das war dann trotz des schockierend hohen Preises insgesamt betrachtet eine sehr lohnende Anschaffung gewesen. Allerdings aßen wir die nächsten Tage vegetarisch. Es langte dann auch.

Zuletzt: Ein kurzer Wochenrückblick

Jetzt noch der Vollständigkeit halber ein bisschen Gemischtwarenladen: Letzte Woche habe ich ausschließlich im Hotel gegessen. Und das gar nicht mal so schlecht. Da habe ich schon wesentlich Schlimmeres erleben müssen. Den Gatten habe ich mit einem Topf Linsensuppe zurückgelassen. Gibt Schlimmeres.

Allerdings bin ich seit gestern etwas angeschlagen. Ein Test war negativ, aber ich traue ihm nicht so recht.

Und noch was: Bei uns stand heute neben der Landratswahl noch ein Bürgerentscheid an. Wenn meine Antwort dazu nicht ohnehin schon festgestanden hätte, wäre sie seit diesem Aufkleber auf dem Einkaufswagen vom letzten Samstag klar. Sorry. Aber Windwahn und Vernunftkraft?! Geht’s auch etwas weniger braun?! Fassungsloses Kopfschütteln hier.

Nach der Wahl eben habe ich dann fritiert. Nicht den Aufkleber, sondern etwas sehr Wohlschmeckendes. Dazu aber kommende Woche mehr. Nur soviel: Ich habe mir dabei zur Krönung meines ohnehin etwas instabilen Allgemeinzustands eine Ladung heißes Öl auf den linken Fuß gekippt. Niemals zuvor in meinem Leben habe ich so schnell eine Socke ausgezogen. Trotzdem nicht schnell genug. Aua.

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