Zumindest hatte ich heute das echte „On the road“-Feeling, da ich nach der Arbeit noch zu einer Laufrunde verabredet war, was den Kontrollgang etwas verzögerte. Der Stau auf der Autobahn und der Berufsverkehr in der Stadt (nicht in der guten Stadt auf der richtigen Seite, sondern in der bösen Stadt auf der falschen Seite, deren Namen wir natürlich nicht nennen dürfen. Harry Potter durfte ja auch nicht „Lord Voldemort“ laut aussprechen) taten ein übriges: Es war stockdunkel, als ich an der Baustelle eintraf. Keine fleißigen Tiefbauer weit und breit. Keine nachtaktiven Wolfitekten. Keine hochmotivierten Bauleiter. Dafür Schneereste, knöcheltiefer Schlamm und völlig unzureichende Straßenbeleuchtung. Verdammt!
Dummerweise wurde ein bereits vor längerer Zeit angedachtes Blitzlicht-Upgrade für die Kamera in relativ ferne Zukunft verschoben. Es wollen einfach zuviele fremde Menschen ständig Geld für bisher nicht eingeplante und teilweise auch völlig unbekannte Leistungen. Das gute Gefühl, die Binnenwirtschaft entscheidend voranzubringen, will sich dagegen auch nicht so recht einstellen. Besonders dann nicht, wenn man ohne Rücksicht auf das edle Schuhwerk knöcheltief durch Schnee, Schlamm und Schotter watet, um wenigstens ein paar vage und stark unterbelichtete Baufortschritts-Beweisfotos zu schießen.
Kurzzusammenfassung des Gesehenen: Ein Berg Schaumglasschotter befindet sich neben dem Bagger mit dem hübschen, knackigen Hinterteil. Die Carport-Streifenfundamente sind gegossen. Überall aus dem zukünftigen Standort unseres zukünftigen Domizils ragen dicke, fette Rohre heraus, die das gesamte Grundstück in eine Art surrealistisches Abwassermahnmal verwandeln. Der Zaun der Nachbarn steht noch… Stop! Wie war das?!? Der Zaun der Nachbarn steht noch? Offensichtlich scheint sich niemand ernsthaft an diesem herrlichen Stück hessisch-autodidaktischer Handwerkskunst vergreifen oder es gar durch profane Baggerarbeiten entweihen zu wollen. Respekt vor dem Erbauer? Angst vor Diskussionen mit Hessi James?
Als ich mich – und die Kamera – schlammverkrustet und frierend zurück zum Auto geschleppt habe, lege ich erstmal die Go-Betweens-CD ein: „Oh no, what am I doing here, in the house Jack Kerouac built?“
mit der „bösen Stadt auf der falschen Seite“ kann doch wohl nur WI gemeint sein. Das merkt der Mainzer sofort, gell!
korrrreeeekt! 😀