Heute war also Fliesen-Großkampftag. Der Weg führte uns zu „Bauhaus“, da dieser die mittlerweile präferierten spanischen „Azteca“-Fliesen führt, die sonst nirgendwo zu bekommen sind. MrFlax eilt zielstrebig auf den Fliesenfachmann zu und fragt nach Preisen und Modalitäten, da die „Aztecas“ natürlich nicht vorrätig sind, sondern bei Bedarf bestellt werden müssen.
Der freundliche Baumarktmitarbeiter flüchtet überraschenderweise nicht, als er angesprochen wird, sondern bittet uns an einen Schreibtisch. Nach längerem Durchsuchen der umfangreichen Prospektbibliothek taucht er mit einem zerfledderten 2006er Katalog wieder auf, in dem er verzweifelt und erfolglos nach den von uns bereits auserwählten und geforderten „Leo“ bzw. „Merlin“ sucht. Einen anderen Katalog habe er nicht. Den müsse er morgen bestellen. Mit Musterfliesen sei es wohl auch etwas schwierig. Das könne auch etwas länger dauern, da die Herren Spanier diese stets größeren Bestellungen beilegten, wenn diese denn überhaupt einmal getätigt würden. Ein wenig enttäuscht ziehen wir mit dem Versprechen, in den nächsten Tagen angerufen zu werden, ab und schauen uns noch um.
Allerlei Grausliges kommt uns zu Augen, aber wir sind tapfer und ignorieren metallic-schillernde Strelizien-Ornamente und knallbunte Kindergeburtstagsdekore. Als wir wieder an der umfangreichen Prospektsammlung vorbei laufen, fällt MrFlax der Rücken des aktuellen „Azteca“-Katalogs ins Auge, den wir bereits mehrfach als pdf-Datei am heimischen Rechner „durchgeblättert“ hatten. Er greift ihn sich und nimmt unaufgefordert am zwischenzeitlich verwaisten Schreibtisch Platz. Wir schauen uns in Ruhe den Katalog an. Ausgezeichnet! Genau, was wir wissen wollten.
Beim anschließenden Spaziergang durch die Sanitärabteilung werden wir noch einmal überrascht: Offensichtlich wurden alle Muster, die „Bauhaus“ jemals aus der aktuellen „Azteca“-Kollektion erhalten hat, hier in diversen Kombinationen verbaut! „Leo“ und „Merlin“ soweit das Auge reicht! Da hätte der gute Mann uns doch eben einfach sagen können, dass wir nur ein paar Meter weiter die Objekte der Begierde in großer Zahl an Wand und Boden verlegt finden könnten, statt uns langatmig über die unglaublichen Schwierigkeiten und logistischen Probleme bei der Beschaffung von Musterfliesen aufzuklären…
Um das ganze nochmals in Ruhe zu Hause betrachten zu können, werden erstmal Fotos gemacht. So wie vorher bereits stundenlang in der Fliesenabteilung. Ich fotografiere mich so lustig durch die Keramik, als plötzlich ein sich räuspernder, älterer Herr neben mir auftaucht, um mich darüber aufzuklären, dass hier fotografieren verboten sei. Ah ja… Ich möge doch bitte damit aufhören, bevor jemand käme und es dann Ärger gäbe. Ärger? Für mich? Oder für ihn? Und von wem? Egal – ich war sowieso gerade fertig und wirklich nicht darauf aus, mir am Ende noch Ärger einzuhandeln oder mich auf ein Ringkämpfchen um meine Speicherkarte einzulassen.
Im Auto lesen wir noch die Weihnachtskarte unseres Bauunternehmens, das uns ein schönes Fest im neuen Haus wünscht. Oops! Ich sehe uns bereits frierend auf der nackten Bodenplatte sitzen, Glühwein aus den „Rewe“-Angebotsbehältern schlürfen und unsere Hände am Fonduefeuer wärmen bis auch der letzte Rest Brennpaste verbraucht ist. Seufz…