Heute morgen sprang die Fiat-Kiste wieder nicht an und ließ mich somit erneut schmählich im Stich. Also ab zur Straßenbahn und Richtung Arbeit. Um 7:10 Uhr traf ich im Büro ein. „Erfroren“ trifft es nicht. „Erstarrt“ auch nicht ganz. So muss Ötzi sich also die ganze Zeit während der über 5.000 Jahre gefühlt haben. Der Ärmste! Als ich an einem Thermometer vorbei kam, waren es minus 18 Grad!!! Und ich trippelte bei diesen Temperaturen tapfer mit erfrorenen Füßchen in Büroschühchen durch ein fieses Industriegebiet. Walter Moers würde sagen: „Was ist das für ein Gott, der so etwas zulässt?!?“
Kurz und gut: Die Kiste sprang auch eben nach meiner Rückkehr nicht an. Und jetzt warte ich auf Harry, der im Laufe des Abends als Retter in der Not anrücken und erstmal überbrücken wird. Da ist wohl eine neue Batterie fällig. Das dürfte heute aber wohl nichts mehr werden. Wenn das verdammte Auto wenigstens morgen laufen würde, könnte ich nach der Arbeit in der Werkstatt vorbei fahren.
Ich traue dem Fiat jetzt irgendwie nicht mehr so richtig. Das Vertrauen zu meinen Käfern konnte ein schnödes Batterieproblem jedenfalls nie stören. Die hat man aus der Parklücke raus und ein Stück die Straße runter geschoben, ist aufgesprungen und hat sie problemlos anlassen können. Beim Fiat traue ich mich das nicht. Das ist mir alles viel zu kompliziert. Am Ende richte ich dabei noch Schlimmeres an. Und Harry kann es nicht einfach reparieren – so wie früher bei den Käfern. Verdammt!
Meinen Karl-Heinz (ein „Weltmeister“-Käfer, 1302, Baujahr 1972) habe ich ihm vor Jahren mal vorbei gebracht, weil der so „seltsame Geräusche“ gemacht hat und irgendwie „nicht mehr richtig zog“. Er machte eine Probefahrt, bei der der gute Karl-Heinz endgültig den Geist aufgab und zerlegte anschließend interessehalber den Motor. Ergebnis: Ich hatte ihm die Kiste zuletzt auf einem Zylinder waidwund auf den Hof gefahren. Welle zweifach gebrochen. Am Ende brachte Harry mir der halben Motor in handliche Späne zermahlen und in eine Zeitung gewickelt vorbei. Er überreichte mir ein Ölpumpenritzel mit den Worten: „Viel anderes war nicht mehr heil.“ Nachdem ich ein wenig geheult und mir schließlich das Ölpumpenritzel zum Schlüsselanhänger umgebaut hatte, betrachtete ich es als Mahnung, den Ölstand zukünftig etwas genauer im Auge zu behalten.
Was ich damit sagen will: Damals waren Autos noch richtige Autos. Echte Freunde und keine hochkomplizierten Weicheier, die bei ein paar Grad minus schlapp machen und einen im Stich lassen! Ich bin enttäuscht. Nie hätte ich den Fiat so hängen lassen! Niemals!
So. Und jetzt schaue ich mir noch eine Weile wehmütig das Foto von Heinz (meinem Käfer Nr. 2, VW 1300, Baujahr 1968, weiß, rote Innenausstattung) an und schwelge in Erinnerungen an bessere Zeiten. Das hat der Fiat jetzt davon. Pah!
„Standing at the city center
In the middle of the winter
I was waiting for you
And you were due“ – Hüsker Dü