Die Erfindung des Handwerker-Konjunktivs

Der Blödmann mit dem Werkzeug, der in den letzten Tagen meinen Kopf renoviert hat, ist halt doch nur ein Handwerker wie alle anderen: mitten in der Arbeit spurlos verschwunden! Ich werde ihm allerdings nicht hinterhertelefonieren. Soll er ruhig mal einen schönen, langen Urlaub nehmen. Viel Spaß auch, Nervensäge!

Nachdem ich festgestellt habe, dass ich den Kopf wieder schmerzfrei vornüber beugen kann, ging es sogleich an die Beseitigung des „Graue-Panther“-Wahlkampf-Scheitels. Die ständige Husterei und Schneuzerei allein sind schon unattraktiv genug.

MrFlax wird erst morgen zu weiteren Dämmstoffstopfereien antreten. Eigentlich hatte er das für heute geplant, sich dann aber doch spontan für eine Runde mit dem Rad entschieden, da es gerade mal nicht regnet und der Herr Bauleiter auch mal wieder nicht zu erreichen ist. Der muss nämlich dringend seine Jungs instruieren, die fehlende Lattung anzubringen, damit die Dämmarbeiten endgültig abgeschlossen werden können. Zudem brauchen wir die hohe Leiter am Wochenende für die Beplankungen. Da wäre es ganz gut, wenn die Bautreppe, bei der es zu Lieferverzögerungen gekommen ist, endlich eintreffen würde.

Bis morgen sollten ja auch Elektro- und Fußbodenheizungsinstallation fortgeschritten sein. Vielleicht gibt es ja ein paar Fotos, falls er an seine Kamera denkt. Ich befürchte allerdings, dass er meine fotografische Vormachtstellung jetzt als Freibrief im Hinblick auf seine eigene Dokumentationspflicht sieht. Egal! Spätestens Samstag gibt es wieder Bildmaterial. Dann sollen die letzten Dämmarbeiten stattfinden, da am Montag die Trockenbauer anrücken werden. Zumindest ist das so vereinbart.

Kleiner Tipp am Rande: Solche Formulierungen wie „Am Montag rücken die Trockenbauer an.“ oder „Der Elektriker wird definitiv in der nächsten Woche…“ oder „In KW48 ist mit der Bautreppe zu rechnen.“ sollten tunlichst vermieden werden! Besser stattdessen: „Möglicherweise könnten am Montag die Trockenbauer anrücken…“ oder „Eigentlich sollte in der nächsten Woche der Elektriker…“ oder „Eventuell dürfte in KW48 mit der Bautreppe zu rechnen sein…“. Möglicherweise könnte… Eigentlich sollte… Eventuell dürfte… Der „Handwerker-Konjunktiv“ (Irrealis?!) schützt vor überzogener Erwartungshaltung und hilft, sich einen kleinen Rest Bauromantik zu bewahren.
Konkret ist allerdings gestern abend die Entscheidung über die Lichtschalter, Steckdosen etc. gefallen. Es wird sehr, sehr retro, aber wir haben uns leider verliebt: Berker Serie 1930!

Allerdings wird es nicht die abgebildete schwarze, sondern die weiße Variante werden. Noch schöner natürlich die Ausführung in Porzellan – leider jedoch unbezahlbar! Hach, ich freue mich schon auf das „Klack!“. Und: Ja! Ich bin mir auch im Klaren darüber, dass man die Dinger nicht wie Kippschalter mit dem Ellbogen bedienen kann, wenn man gerade voll beladen im Dunkeln steht. Und dass man möglicherweise sterben könnte, weil man in gesundheitlichen Krisensituationen (gebrochene Beine nach Treppensturz, allgemeine Schwächeanfälle, starker Muskelkater) vielleicht nicht mehr die Kraft hat, den Drehschalter zu bedienen. Aber: Wir wollen sie trotzdem!

Bei der Esstisch-Beleuchtung tendieren wir inzwischen stark zu dieser Lösung: Kundalini Shakti Sky. Gute Länge für einen großen Esstisch bei nur einer Deckenbrennstelle (wir wollen ja nicht die schöne Holzbalkendecke wegen ein paar doofer Lampen total zerlöchern), schön schlicht und doch schick und der Preis passt auch noch einigermaßen ins Budget. Ich werde mich also nun doch von der Impressionen-Klunkerlampe verabschieden müssen. Das fällt aber ehrlich gesagt nicht sehr schwer. Die Kundalini gefällt mir eigentlich sogar besser. Huch! Verplappert! Eigentlich wollte ich meine Nachgiebigkeit dem Bauherren gegenüber als großes Entgegenkommen meinerseits verkaufen, als echtes Opfer und mit den Worten „Jetzt hab‘ ich aber einen gut!“. Zu spät!

 

Nachtrag um 15:49 Uhr: Nennt mich Kassandra! Ich wusste es bereits heute morgen, als ich die obenstehenden Zeilen verfasste! Neuester Stand nach einem Telefonat zwischen dem Bauherren und Tom-the-builder bzw. Tom-komm‘-ich-heut‘-nicht-komm‘-ich-morgen ist, dass diese Woche gar nichts mehr passiert, da irgendwelches Material fehlt. Einzig der Installateur hat seine Arbeit heute fortgesetzt und auch endgültig beendet. Der Elektriker verließ wohl letzte Woche die Baustelle mit der Begründung, es sei ihm „zu eng“. Nun, das dürfte wohl jetzt nicht mehr das Problem sein, wo sich ja offensichtlich die nächsten drei Tage niemand dort aufhalten wird. Der klaustrophobische Elektromann kann sich ja nun voll ausbreiten. Mal gespannt, ob er das auch tut…

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