Der Bauherr ist innerlich gerade damit beschäftigt, Benzinkanister zu füllen und Richtung Baustelle zu fahren. Heute war mal wieder so ein Tag, an dem nichts lief, wie es laufen sollte. Schuld daran ist natürlich niemand und verantwortlich dafür schon mal gar nicht.
„My house
S’out of the ordinary
That’s might
Don’t want to hurt nobody
Some things sure can sweep me off my feet
Burning down the house“ – The Talking Heads
Nachdem er heute morgen bereits sehr früh den Ort zukünftigen Brandschatzens aufgesucht hatte, musste er feststellen, dass lediglich die von uns selbst organisierten Trockenbauer vor Ort waren und ihrer Arbeit nachgingen. Da jedoch immer noch nicht das Problem der zu dicken Rohre der Lüftungsanlage geklärt ist, gibt es Wände bzw. Teile von Wändern, deren Beplankung völlig unklar ist. Wie? Wo? Wieso?
„House is haunted
I just want to go for a ride
Out and on
Before I set this room alight
Left alone
Forever and for crimes unclear
With my patience gone
Someone take me far from here
Burn that gasoline
Burn that gasoline“ – Audioslave
Ein Anruf bei Bauleiter Tom-yes-we-can-but-we-are-not-guilty-so-it’s-your-problem ergab, dass dieser die Sache als geklärt ansah, nachdem er bei der letzten Besprechung etwas von „Auflattung“ vor sich hin gemurmelt hatte und davon ausgegangen war, dass das dann ohne weitere Erläuterungen vollkommen o.k. für uns sei. Mmmmhhh…
„And I’ve been putting out fire with gasoline
Putting out fire
With gasoline“ – David Bowie
Ergebnis der tollen „Auflattung“ – die im übrigen natürlich unsere Trockenbauer erledigen sollen – ist, dass die einzige fenster- und türlose Wand im Gästezimmer eine „Stufe“ bekommt. Sie soll auf ca. einem Meter Länge ungefähr sechs Zentimeter weiter in den Raum hineinragen als der Rest der Wand. Einen Schrank dort aufzuschlagen ist also nicht mehr möglich. Abgesehen davon, dass das ganze völlig besch***en aussehen wird.
„Your cheating heart will choose a way
To borrow, burn and throw away
Tomorrow same as yesterday
It’s a lousy rainbow anyway“ – Aztec Camera
Darauf angesprochen, dass es sich wohl um einen Planungsfehler handele (das gleiche Problem gibt es in weniger verheerender Form auch im oberen Bad und in der Ankleide), stritt er dies natürlich ab. Klar! Fast alle Häuser haben ja mindestens eine Wand, die nicht in einer Linie verläuft. Total schick sowas! War ja auch so in den Plänen unseres Wolfitekten vorgesehen. Da hatten wir damals extra drauf bestanden…
„The roof, the roof, the roof is on fire
The roof, the roof, the roof is on fire
The roof, the roof, the roof is on fire
We don’t need no water, let the motherf***er burn
Burn motherf***er burn“ – Bloodhound Gang
Die ganze Wand ein Stück vorzusetzen, ist unmöglich, da sie sich dann mit der Tür in die Quere kommt. Nach längeren bauherreninternen Überlegungen und Problemlösungsdiskussionen (wie gesagt, interessiert das ja sonst niemanden und es fühlt sich ja auch niemand zuständig, den eigenen Pfusch wieder in Ordnung zu bringen…) scheint die einzige Möglichkeit zu sein, die Wand wenigstens bis kurz vor die Tür komplett ein Stückchen vorzuziehen, da wir dadurch eine ebene Fläche auf größtmöglicher Wandlänge erreichen. Dazu werden wir aber wohl unsere Trockenbauer mit der Korrektur beauftragen müssen. Kost‘ ja nix! Danke auch!
„Roll up the history books, burn the chairs
Set fire to anything, set fire to the air“ – John Cale
Muss ich noch erwähnen, dass sämtliche Versuche, den Wolfitekten zu erreichen, erfolglos blieben? Der Bauherr hat ihm jetzt eine ziemlich dringliche Bitte um Rückruf auf seinem Anrufbeantworter hinterlassen. Sollte er nicht irgendwie den Bau koordinieren und beaufsichtigen? War er nicht für die „ästhetische Gesamtbetreuung“ zuständig? Und wollte er dafür nicht auch bezahlt werden? Und das nicht zu knapp?
„And the cities of Europe have burned before
And they may yet burn again
And if they do I hope you’ll understand
That Washington will burn with them
Omaha will burn with them
Los Alamos will burn with them“ – Billy Bragg
Jedenfalls brennt jetzt erstmal die Hütte *schulterklopfobdiesesgenialenwortspiels* – und das nicht zu knapp. Der Bauherr jedenfalls scheint zum Äußersten entschlossen und arbeitet offensichtlich gerade an einem perfiden Plan, nach dem beim Abfackeln des Hauses alle Verantwortlichen gleichzeitig im Inneren desselben versammelt sind. Er wirkt ein wenig wie Sir Peter Ustinov in „Quo vadis?“ bei der Warmsanierung der „Ewigen Stadt“.
Vielleicht sollte ich versuchen, ihn abzulenken, bevor er übereilt seine Pläne in die Tat umsetzen kann? Vielleicht mit einem anderen feurigen Songtext… *whistle*
Bauherr?!?!?! Vergiß mal kurz die Brandschatzerei und hör‘ mal:
„Aaha, aaha – du bist so heiß wie ein Vulkan
Aaha, aaha – und heut‘ verbrenn‘ ich mich daran“ – Tony Holiday