Gut, ich könnte DjHund aka flax.piti zur Feier des heutigen Datums mit Reinhard Mey in den Wahnsinn treiben, aber ich tu’s nicht. Am Ende hat man den Tierschutzbund am Hals… Außerdem ist solch sinnlose Quälerei ja irgendwie auch nicht meine Sache. Lassen wir den naheliegenden Songtext als Einleitung also mal außen vor.
Da ich ja bisweilen zu abergläubischen Zwangshandlungen neige, die sich mit dem überaus strengen Katholizismus im Flaxschen Haushalt so gar nicht vertragen, müsste ich dem heutigen Tag eigentlich mit dem gebührenden Mißtrauen begegnen. Tue ich aber nicht.
Bisher ist mir an dreizehnten Freitagen nichts wirklich Schlimmes widerfahren. Viel schlimmer ist es, wenn Brot auf dem Rücken liegt oder in der Silvesternacht Wäsche auf der Leine hängt. Das käme nie in die Tüte. Und die schwarze Katze neulich morgens auf dem Weg zur Arbeit hätte ich auch eher überfahren, als sie vor meinem Auto über die Straße zu lassen. Schwarze Katzen überfahren steht ja nicht auf der „Bringt möglicherweise schreckliches Unglück über mich und die Meinen“-Liste.
Bevor ich jetzt deshalb den Tierschutzbund am Hals habe: Nein. Ich hab’s nicht getan. Sie drehte rechtzeitig um und lief zurück. Besser für uns beide. Ich hätte es eh nicht übers Herz gebracht. Schon gar nicht, nachdem ich eben das fantastische Werbematerial für „Supreme Master Television“ gesichtet habe, das sich gestern in meinem Briefkasten befand.
Ein Din-A-4- und ein Din-A-5-Blatt jeweils doppelseitig bedruckt. Ziemlich bunt. Und mit dem Foto einer seltsamen blonden Frau mit Motorola Razr am Ohr. Was das Handy da soll, hat sich mir bisher leider nicht erschlossen. Bei der seltsamen blonden Frau scheint es sich offensichtlich um „Die Höchste Meisterin Ching Hai“ zu handeln, wobei Ching Hai kaum ihr Geburtsname sein dürfte.
Im großen und ganzen geht es um vegetarische / vegane Ernährung, die Rettung der Welt durch Abwendung der Klimakatastrophe und um ein TV-Programm, das „in über 30 Sprachen und mit Untertiteln“ im 24/7-Modus über Astra1 ausgestrahlt wird. Alles immer unter der Bedingung, dass ich das richtig verstanden habe. Die kleinen Comic-Tierchen mit den lustigen Sprechblasen haben mich beim Lesen etwas irritiert. Wie soll man auch damit umgehen, dass ein Schwein „Rettet unser Leben! Wir lieben euch!“ sagt? Oder eine Legehenne „Wir beten für euch“? Von der Kuh, die sich für mein Mitgefühl bedankt, und dem Delphin, der mir ein langes Leben wünscht, mal ganz zu schweigen…
Dann folgen langatmige Erklärungen dazu, wie ich jetzt sofort meinen kompletten Alltag umstellen muss, damit ich mich irgendwie noch an der Rettung allen Lebens auf unserem Planeten beteiligen kann. Nicht, dass ich etwas dagegen hätte, dass hier einiges noch eine Weile überlebt, aber dass ich mich vom Fiat zugunsten eines Hybrid-Autos trennen soll, ist doch etwas zuviel verlangt. Zumindest jetzt gerade, wo er wieder einwandfrei läuft.
Weiterhin soll ich meine „Einstellung ändern“ (ein bißchen sehr allgemein….) und „nicht mehr töten“. Mmmhh… Ich schwör’s! Ich hab‘ die Katze nicht überfahren! Ehrlich! Gemeint ist, dass ich vegan leben soll, um „dem fortdauernden, grauenvollen Opfern von Milliarden unserer lieben Nutztiere, Meerestiere und gefiederten Freunde jeden Tag ein Ende zu setzen“. Allein Formulierung und Grammatik nehmen mich bereits so gegen die Höchste Meisterin Ching Hai ein, dass ich mich kaum bis zum Interview mit ihr durchkämpfen kann.
Das Interview…
„Frage: Ich wollte fragen, ob Sie eine Botschaft an die Staatsoberhäupter der Welt haben. Was würden Sie ihnen sagen?
Die Höchste Meisterin Ching Hai: Ich würde sie auffordern, von ihrer großen Macht Gebrauch zu machen, um die Ernährungsweise auf der Welt zu ändern und sofort auf neue Technologien und nachhaltige Energien umzusteigen.* Und auch selbst mit gutem Beispiel voranzugehen und sich vegetarisch oder vegan zu ernähren.** Sie sollten ihre große Macht nutzen, um auf dem Planeten eine neue Ernährung einzuführen: die vegetarische Ernährung.“
(* An dieser Stelle sehe ich Angie Merkel – eben noch geschmeichelt lächelnd wegen der Formulierung mit der „großen Macht“ – zusammenzucken, weil sie sich um die Arbeitsplätze in der fleischerzeugenden und -verarbeitenden Industrie allergrößte Sorgen macht. Und um ihr Frühstücksei auch.
** Da langt es dann. Das Merkel sieht festliche Banketts schwinden, an denen es in seinen Oliver-Hardy-Gedächtnis-Anzügen glänzen kann, setzt sein übliches linkisch-patziges Gesicht auf und antwortet mit einem entschiedenen „Pah!“)
Bei der zweiten „Frage“ breche ich dann endgültig den Lesevorgang ab.
„Frage: Ja. Danke, Meisterin.“
Häh?! Jemand zu Hause? Wo ist da nochmal die Frage? Vielleicht verstehe ich sie auch einfach nicht, weil ich eben noch zwei Eier gegessen habe. Oops! Jetzt betet die Legehenne vielleicht nicht mehr mehr für mich! Mist! Die blonde Asiatin jedenfalls versteht die „Frage“ als Frage und brabbelt lustig weiter. Soll sie doch. Aber nicht mit mir. Und ihre ‚positiven, inspirierenden und unterhaltenden Programme‘ brauche ich auch nicht. Ich hab‘ ja Dr. House – falls nicht wieder eine schwer zu öffnende Bautür dazwischen kommt…
Is ja grauenvoll. Rettet den Wald, esst mehr Biber.
Kleine Frage als Anmerkung. Ich durfte zum Glück raus lesen, das du nicht zu denen gehörst, die sich vegan nennen, um am Ende diesen ganzen armen Tierchen das „Grünfutter“ vor der Nase „Wegfressen“. Entschuldige bitte diese Endgleisung….
Wünsche dir und deiner Bautür ein erholsames Wochenende.
LG rolf
keine angst. ich bin vom land. da streichelt man tiere und isst sie hinterher trotzdem 😀
Reinhard Mey hätte eigentlich prima hier reingepasst. Immerhin ist er Vegetarier. Nebenbei – als Privatflieger und Porschefahrer könnte er damit sogar die Rangliste in joaqs Cabriofahrer-Kategorie anführen. Ausserdem ist Herr Mey der einzige Mensch, von dem sich Piti je ein Autogramm geholt hat. Gut, er war damals 10, ein Alter in dem hund schon mal etwas sonderlich werden kann. :seufz:
kein problem. für sowas habe ich größtes verständnis. ich hab‘ mit fünf auf der schaukel chris roberts schlager gesungen 😀
MEIN allererstes Autogramm war übrigens von Christian Anders. Ausser dem hat sich sonst niemand in das Kaff verirrt.
Und alle Fleischfresser und sonstigen Geflügelliebhaber sollen schleunigst den „Knochenmann“ anschauen – dann sprechen wir uns wieder! :fg:
offensichtlich hat dieses autogramm bleibenden schaden hinterlassen 😀
apropos „knochenmann“: „Ist des der einzige Schmäh da herinnen?!“
i.ü. war mein allererstes autogramm von helmut, dem liliputaner aus dem zirkus „krone“. sagt das etwas aus?