… und hatten die Pest an Bord.
In den Eimern stand Uniflott mit Wasser
Und trotzdem ging einer über Bord.
Ahoi! Kameraden. Ahoi, ahoi.
Leb wohl, kleiner Spachtler, leb wohl, leb wohl!“
Um 7:30 Uhr trafen wir pünktlich zum verabredeten Treffen mit Tom und dem Wolfinator ein. Der Herr Bauleiter turnte bereits auf dem Gerüst herum und vermaß die Fenster für Raffstores und Brüstungsgeländer. Kurze Zeit später traf er ein: der Sub-Wolf-Spachtelmann – nennen wir ihn Herrn Wilhelm – mit einem Anhänger, auf dem sich das Gerüst für die Spachteleien im Luftraum befand.
Um es vorweg zu nehmen: Die Freude über sein pünktliches Erscheinen hielt nicht lange an. Er schaute sich im EG um, wollte das OG erst gar nicht sehen, da er ’sowieso unten beginnen wolle‘. Wir zeigten ihm das bereitgestellte Material, woraufhin er erst einmal etwas desorientiert fragte, womit er denn die Profilleisten schneiden solle. Ja, was weiß ich denn, womit man die so schneidet! Als nächstes verlangte er nach Wasser und einem Eimer, den er auch nicht dabei hatte. Bereits vorsichtig geworden, empfahlen wir, mit dem kleinen Bad zu beginnen. Die Gründe dafür liegen auf der Hand: Wenn er das versaut, ist es nicht so schlimm, weil da ja ohnehin bis zur Decke gefliest wird.
Das haben wir ihm natürlich so nicht gesagt. Er begann unverzüglich, sich mit dem Ankleben von Armierungsband die Zeit zu vertreiben. Erst im Wohnraum – mal hier, mal da. Dann wechselte er ins Bad und klebte dort ein Weilchen. Schließlich rührte er sich einen Eimer Uniflott an und begann zu spachteln. Noch bevor die erste Wand vollendet war, beschloss er, dass er dringend einen „zweiten Mann“ brauche und mal weg müsse, um diesen abzuholen. Ahaaaa…
Er packte zusammen – wozu eigentlich? – sprang ins Auto und eilte von dannen. Wir konnten gerade keine weitergehenden Fragen stellen, da wir bei der Bemusterung der Innentüren angelangt waren, was unsere volle Aufmerksamkeit verlangte.
„Und seinen kleinen Mitspachtler, den sehnt er sich her,
und vom Haus da schleicht er mit List!
Und dann schaut er hinaus auf das weite Meer,
Wo fern seine Heimat ist.
Ahoi! Kameraden…“
Herr Wilhelm verließ uns gegen 9:30 Uhr. Als wir die Baubesprechung beendet hatten, war es 10:45 Uhr. Herr Wilhelm war nach wie vor verschwunden. Wir mussten los, um die Fliesen abzuholen. Bauleiter und Wolfitekt verabschiedeten sich ebenfalls. Eine gute Stunde, um einen Kollegen abzuholen und zurück zu kommen, erschien uns noch einigermaßen realistisch. Und er hatte ja einen Schlüssel. Also fuhren wir frohgemut auf die A3 und gingen davon aus, dass er bei unserer Rückkehr ebenso frohgemut sein Tagwerk verrichtete.
Nach knapp zwei Stunden – eine davon mit durch Fliesen im Kofferraum tiefergelegten Autos und im ständigen Kampf gegen das Auf und Ab der Strecke – trafen wir wieder ein. Kein Spachtler weit und breit. Wir luden die Fliesen aus. Auch im Haus keine Spur von ihm. Mmmhhhh…
„Wir lagen schon vierzehn Tage,
Der Wind durch die Planen uns pfiff.
Der Durst war die größte Plage,
Dann liefen wir auf ein Riff.
Ahoi! Kameraden…“
Kurz und gut: Er blieb veschwunden. Auch um 16 Uhr, als wir die Baustelle verließen, weil unsere eigenen Aufgaben inklusive eines weiteren Obi-Besuchs erledigt waren, hatte uns kein Lebenszeichen von ihm erreicht. Zugegebenermaßen hatte er einen etwas überforderten Eindruck auf uns gemacht. Vermutlich hatte ihn der Herr Wolf nicht über das wirkliche Ausmaß der Arbeiten aufgeklärt. Ein Anruf bei diesem brachte auch keine Klärung. Falls er morgen nicht auftaucht, werde ich selbst mit dem Spachteln beginnen und mir die hinterher nicht oder nur wenig sichtbaren Stellen vornehmen und üben. Und dann muss in den nächsten Tagen jemand her, der etwas weniger ängstlich ist. Es läuft auf den teureren Plan B hinaus…
„Und endlich nach 30 Tagen,
Da kam ein Spachtler in Sicht,
Jedoch er fuhr vorüber
Und sah uns Dilettanten nicht.
Ahoi! Kameraden…“
Zu den erfreulicheren Aspekten des Tages: Die Innentüren sind ausgesucht (oben links in Ahorn). Ebenso die Beschläge. Desweiteren die Haustür. Sorry – kein Foto, da die ja speziell für uns gefertigt wird. Und die Farbe wurde auch endgültig festgelegt: dunkelrot. Während wir unterwegs waren, kam der Kalkputz an und wurde abgestellt.
Die Palette warf uns der Fahrer freundlicherweise gleich neben die Haustür. Die Fliesen für Küche und Eingangsbereich / HWR (die gleichen wie im Technikraum) haben wir abgeholt und ein paar davon gleich mal ausgelegt, um sie richtig anzuschauen. Anschließend schlossen wir noch den Spalt über dem Fußbodenheizungskasten im OG, erledigten die Erhöhung der Vorbauwand im oberen Bad und ebenso an die Anpassung der zweiten Fensterbank.
Schließlich erreichte uns tatsächlich noch ein Anruf des Elektrikers (!), der seine zuletzt wieder unvollendeten Arbeiten endlich beenden wollte, und plant, morgen zu erscheinen. Das macht allerdings nur dann Sinn, wenn Herr Wilhelm mit seinem Gerüst wieder auftaucht, denn das brauchen wir, damit der Elektriker das Raffstore-Kabel im Luftraum verlegen kann.
Da der Bauherr morgen anderweitig in Anspruch genommen ist und Max Verbandstraining hat, werde ich mich wohl allein beschäftigen müssen. Wenigstens die GK-Zuschnitte für die Anpassung der Innentürausschnitte sollte ich zuschneiden und möglicherweise auch allein anschrauben können. Und dann werde ich je nach wilhelmschem Befinden einen erneuten Spachtelversuch unternehmen.
„Kameraden, wann sehn wir uns wieder,
Kameraden, wann kehren wir zurück,
Und setzen zum Trunke uns nieder
Und genießen das ferne Glück.
Ahoi! Kameraden…“
Update um 20 Uhr: Herr Wilhelm, die Flachpfeife, hat tatsächlich kapituliert. Wie wir bereits vermutet hatten, fühlte er sich überfordert und bekam weiche Knie. Offensichtlich ist unser Bau eine Aufgabe für Rettungsschwimmer und nicht für kleine Jungs, die das Seepferdchen nicht geschafft haben. Und statt es als eine Herausforderung anzusehen, mit uns durch schweres Wasser zu segeln, hat er uns schmählich auf dem sinkenden Schiff zurückgelassen. Verdammte Landratte!