Der frühe Feierabend heute war echt super. Vom Schreibtisch aus ging es gleich nach Wiesbaden, um fünf Zehn-Kilo-Säcke Wandfarbe abzuholen, die der Bauherr bestellt hatte. Der Plan war, sie auf die Grundierung zu rollen, um die Farbunterschiede zwischen Gipskarton und Spachtelnähten zu egalisieren und anschließend mit einer einzigen Lage Kalkputz auszukommen.
Mit der Farbe ging es zum Haus, wo die Lubors und zwei Installateure unseres Holzbauers eifrig am Werk waren.
Die Herren Holzbauer hatten die durchhängende Badezimmerdecke bereits korrigiert und waren gerade dabei, die Kollektoren an der Außenfassade anzubringen.
Die Spachtler spachtelten und schliffen gerade. Aktueller Stand der Dinge: Das OG ist komplett fertig. Im Untergeschoss ist der Würfel fertig. Wohnraum, Küche und HWR bekommen morgen noch einen zweiten Spachtelgang und den sozusagen „letzten Schliff“. Dann fehlen nur noch Luftraum und Treppenhaus. Das ging wirklich sehr schnell, und die Qualität der Spachtelarbeiten ist absolut einwandfrei. Der Wolfitekt hat sich gestern bereits die Kontaktdaten von Lubors Firma geben lassen, weil er schon ewig nach einem brauchbaren Trockenbauer sucht, den man ohne schlechtes Gewissen weiterempfehlen kann.
Die Badezimmer-Fliesen waren noch nicht da. Merkwürdig, da sie eigentlich morgens geliefert werden sollten. Ich beschloss, mich wieder vom Acker zu machen, da ich nur im Weg herum stand. Als ich gerade kurz vor Mainz war, erreichte mich ein Anruf des Bauherrn, der mir mitteilte, dass die Fliesen in ca. einer halben Stunde einträfen. Wir beschlossen, dass ausreichend Leute vor Ort waren und ich nicht umdrehen sollte. Ins Haus räumen konnten wir alles auch später.
Als ich etwa zwei Stunden später wieder vorfuhr, waren die Holzbauer weg und die Fliesen bereits kartonweise über Wohn- und Esszimmer verteilt. Wer sie ins Haus getragen hat, habe ich nicht gewagt zu fragen. Am Ende hätte ich mich tausendmal bei Lubor und seinem Mitarbeiter entschuldigen müssen. Ich hoffe sehr, der Spediteur hat sie nicht zum Schleppen missbraucht.
Als der Bauherr eintraf, legten wir im Schlafzimmer los. Die neu erworbene Wandfarbe wurde angerührt und aufgerollt. Ging total flott und deckte wirklich gut. Da genügt sicher ein einziger Putzauftrag, der ja ungleich anstrengender und kräfteraubender ist.
Zwischendurch stellten wir fest, dass unsere Mobiltelefone nicht mehr funktionierten. Nicht, dass wir zwingend hätten telefonieren müssen, aber das kam uns doch ein wenig seltsam vor. Aber da kam auch schon eine Meldung übers Baustellenradio, dass sich ein D1-Server verabschiedet hatte. Nach so vielen Jahren „Handy stets am Mann“ ist es schon seltsam, plötzlich der Möglichkeit beraubt zu sein, Kontakt mit der Außenwelt aufzunehmen, wenn es denn erforderlich sein sollte.
Was, wenn einer von uns von der Leiter fiele? Oder der Kronprinz uns unbedingt erreichen müsste? Was, wenn in China ein Sack Reis umfiele und wir es niemandem mitteilen könnten? Alles Quatsch! – dachten wir.
Das Schlafzimmer war soweit fertig, als der Bauherr beschloss, dass er noch den Würfel grundieren wolle. Mich wollte er allerdings nach Hause schicken, da ich ja morgen früh raus muss, während er frei hat. Wir entschieden, noch die in seinem Auto befindlichen Bücherkisten auszuladen. Gaaanz tolle Idee! Zwei Kisten stemmend blieb ich an der Türschwelle der Bautür hängen und legte mich bäuchlings auf den Estrich. Natürlich nicht, ohne zuerst auf die Knie zu stürzen, weil ich die Kisten nicht loslassen wollte. Ich kann doch nicht einfach Teile der Philosophiegeschichte irgendwann zwischen den Vorsokratikern und heute auf unseren dreckigen Baustellenboden werfen!
Ich bin sicher, in einer der Kisten war ein Habermas. Mindestens einer. Der Typ hat mich im Studium schon so genervt. Der war garantiert schuld! Es half alles nichts. Die Knie waren zerschunden und innerhalb kürzester Zeit ziemlich bunt. Das linke Handgelenk tat auch weh und ich war mit den Nerven am Ende, weil ich so blöd gewesen war, mich dermaßen dämlich abzulegen.
Und jetzt kommt es: Wir hätten – wenn es denn erforderlich gewesen wäre – keinen Krankenwagen rufen können, weil T-Mobile es ja vorzog, den „größten Blackout der deutschen Handy-Geschichte“ zu zelebrieren! Na, danke… Ärztliche Hilfe war allerdings nach kurzer Sichtung der Verletzungen sowieso unnötig. Und als ich mich wieder etwas beruhigt hatte, war ich auch in der Lage, ins Auto zu steigen und die Heimreise anzutreten. Der Bauherr meinte, das sei besser, bevor ich mich noch versehentlich mit Bewehrungsstreifen erdrosseln oder beim Versuch, den Eimer auszuwaschen, ertrinken würde.
Am D1-Blackout ist sicher auch Habermas schuld. Und am Untergang des FSV im DFB-Pokal wohl auch. Irgendwer muss ja schuld sein.
Solange wie du deinen Grundhumor nicht verlierst. Und sei froh das du nicht über Achilles und desen doofe Ferse gestolpert bist. 😉
Aber bei euch scheint wenigstens einiges los zu sein und sich auch im grünem Bereich zu bewegen.
Dann wünsche ich dir ma noch nen schönen Feierabend für heute.
LG rolf
danke! gute wünsche werden immer gern genommen =)