„Bei Armut und Ungerechtigkeit hört der Spaß auf.“ Sagt jedenfalls Thomas Gottschalk auf den gerade neu verklebten „Misereor“-Plakaten zum 50. Geburtstag des Hilfswerks. So hat halt jeder seine eigene Schmerzgrenze, Tommy-Boy! Bei mir hört der Spaß z.B. bei Lustgreis-mäßigem Getatsche, scheußlichen Frisuren und peinlich-pseudocoolen Gameshow-Jäckchen auf.
Das gleiche gilt für nicht funktionierende Hupen. Und die am Fiat funktioniert nicht. Sie funktioniert nicht nur nicht, sie macht, was sie will. Seit Wochen bereits hört man immer mal wieder ein merkwürdiges Geräusch. Meist nur kurz. Und dann hört man wieder gar nichts. Es ist nicht abhängig von der Fahrgeschwindigkeit oder von Lenkbewegungen oder ähnlichem. Es ist kurz da. Dann ist es wieder weg.
Ich dachte mehrfach darüber nach, mal in der Werkstatt vorbeizuschauen, aber das erschien mir relativ sinnlos, da der Vorführeffekt sowieso jede vernünftige Fehlerdiagnose verhindern würde. Seit Samstag nun funktioniert die Hupe nicht mehr. Ich erkannte zunächst keinen Zusammenhang. Bis dann plötzlich ein noch viel seltsameres Geräusch zu mir durchdrang. Es klang ungefähr so, als ob man ein Rind quält. Einfach so. Zum Spaß. Und da hört der Spaß ja nun wirklich auf!
Das Geräusch tauchte immer in Situationen auf, in denen das Auto längere Zeit im Leerlauf stand. Erstmals als ich geduldig auf die Abfahrt des Partyservices vor dem Nachbarhaus wartete, weil der meinen Parkplatz blockierte. Da ertönte dieses dämliche „Aua!!!! Ich bin nur eine Kuh und habe dir gar nichts getan!“-Geräusch. Der Partyservice dachte, ich hätte einen merkwürdigen Hupengeschmack und wolle drängeln. Dass ich nun so gar nicht der Drängel-Typ bin, konnte er ja nicht wissen. Peinlich!
Beim zweiten Mal stand ich an der Tankstelle in der Zapfsäulenschlange. Die „Dame“ vor mir brauchte Ewigkeiten, um ihren Golf zu betanken. Es nervte echt. Aber man hat es ja nicht wahnsinnig eilig und kann einen Augenblick warten. Blöderweise ertönte in genau diesem Augenblick wieder das dämliche Geräusch. Die gute Frau fühlte sich von mir belästigt. Alle anderen Wartenden hielten mich für eine blöde Kuh. Und ich? Ich hob die Hände, um zu symbolisieren, dass ich nicht die Verursacherin des Geräuschs sei – es interessierte aber niemanden.
Da wurde mir klar, dass das Geräusch von meiner Hupe kam. Und wahrscheinlich das Vorgängergeräusch auch. Und überhaupt alles Übel dieser Welt. Das gequälte Kuhgeräusch klang dann heute nach einer ganzen Herde, die durchs Desinfektionsbad getrieben und anschließend unter schrecklichen Qualen sadistischen Cowboy-Spielchen ausgesetzt wird. Und es trat immer häufiger auf. Und in immer unpassenderen Situationen. Zum Beispiel eben am Autoschalter von Kentucky Fried Chicken. Wetten, dass…
… sich die nette Frau am Autoschalter nach unserer Abfahrt köstlich amüsiert hat? Da hört der Spaß wohl wirklich auf, Thomas Gottschalk! Das Ende vom Lied: Morgen früh habe ich einen Werkstatttermin. Und Max hat der Hupe direkt vor der Hähnchenausgabe von KFC durch Ausstöpseln komplett den Garaus gemacht. Ausgehupt, blödes Ding!
Was wir heute sonst noch getan haben: Mit tatkräftiger Unterstützung von Rita wurde die Mainzer Wohnung komplett ausgeräumt, die Bodenbeläge wurden weisungsgemäß entfernt und die Schlüssel wurden übergeben. Fertisch! Ehrlich gesagt war die Erleichterung groß. Sehr groß. Jetzt gibt es immerhin nur noch eine Front, an der gekämpft werden muss: die Hausfront.
Noch einmal muss ich in der Neustadt antreten, nämlich dann, wenn der Sperrmülltermin ansteht, und der Keller geräumt werden muss. Und dann war es das. Und das Beste: Ich musste mich dafür nicht mal von Thomas Gottschalk begrabschen oder müde Siebtklässler-im-Sexualkunde-Unterricht-Witze über mich ergehen lassen. Denn da hört der Spaß ja wirklich endgültig auf, Thomas Gottschalk! Wetten, dass…?!