7000 Rinder

Und da waren es heute morgen – 2,2 °C und ich musste trotzdem nicht Eis kratzen! Um 5:45 Uhr weckte ich Max, damit er beizeiten mit seiner unmenschlichen Arbeit zu unmenschlicher Zeit beginnen konnte. Als ich aus dem Bad kam und ihm erklären wollte, dass er sich jetzt aber beeilen müsse, unterhielt ich mich mit einem leeren Bett. Und das gute Kind stand bereits am Auto und kratzte. Respekt!

Da konnte ich noch schön gemütlich einen Kaffee trinken, bevor es Richtung Mainz ging. Das Auto wurde beim Reifenhändler abgestellt, der ihm heute die Winterschuhe anziehen sollte. Klappte auch alles prima. Mittags konnte ich das Puntolein wieder abholen.

Nachdem meine Lieblingskollegin und ich vor ein paar Tagen in einem Anfall grenzenloser Albernheit eine Peter-Hinnen-CD bei Amazon bestellt haben, weil wir uns köstlich über „Auf meiner Ranch bin ich König“ amüsiert hatten und das Lied den ganzen Tag vor uns hinsummten, traf heute die Sendung ein. Wir hatten schon starke Bedenken gehabt, als uns vorgestern von Amazon eine Mail folgenden Inhalts erreichte:

„Der Artikel wurde an unseren Spediteur für Großgeräte, Deutsche Post übergeben. Dieser wird Sie innerhalb der nächsten zwei Werktage telefonisch kontaktieren um einen Liefertermin zu vereinbaren.“

Großgeräte? Spediteur?! Wegen einer CD?!?! Wir rechneten mit dem Schlimmsten. Wer weiß, wie lange es her ist, dass die CD zum letzten Mal bestellt wurde? Vielleicht waren wir überhaupt die ersten Käufer und bekamen ein Gratisgeschenk dazu. „Die Rose von Mexiko“ hätten wir ja noch dankend entgegen genommen. Bei „Mein Pferd Tonky“ hätten wir schon mit logistischen Problemen zu kämpfen gehabt, aber was, wenn der schlimmste Fall eintreten würde? „7000 Rinder“ vor dem Bürogebäude und ein genervter Tiertransportfahrer, der darauf bestehen würde, die Viecher jetzt und hier abzuladen?

„Hey, siebentausend Rinder!
Kinder, Kinder, Kinder!
Im Sommer und im Winter,
immerzu lauter Ochs, lauter Kuh!“


Wenigstens würde bei ausschließlich Ochsen und Kühen nicht noch mit Nachwuchs zu rechnen sein. Puh! Glück gehabt!

Am Ende kam die CD dann völlig beilagenfrei in einem dünnen Umschlag an. Da waren wir dann aber fast schon wieder enttäuscht. In der Mittagspause landete sie erstmal im Auto-CD-Player. Als wir zu den Klängen von „Cowboyvagabunden“ auf den Aldi-Parkplatz fuhren, rechneten wir bereits fest damit, innerhalb von Sekunden aus dem Auto gezerrt und noch vor Ort rechtskräftig entmündigt zu werden. Und da waren wir dann auch bereits der Meinung, dass das vielleicht auch wirklich das Beste für uns sei.

„Cowboyvagabunden ziehen singend durch Amerika.
Cowboyvagabunden ziehen singend durch das Land.
Lalalalalalalala…“

Das schweizerische Gemisch aus Gejodel, Schlager- und Countrymusik ist eine Sache, die vom 60er Fernweh inspirierten Texte eine ganz andere. Da liegt die eine oder andere Zeile in ihrer fast schon gruseligen Debilität ganz, ganz knapp an der Grenze zur schweren Körperverletzung. Wenn man mit etwas Abstand darüber nachdenkt, liegt im Prinzip die gesamte CD bereits deutlich dahinter. Herrgott, waren das düstere Zeiten!

Und wie hatte ich doch als Kind voller Inbrunst mitgesungen, wenn ich die Single abspielte (und ich möchte wirklich nicht mehr wissen, wie oft genau das der Fall war), die in der Schallplattensammlung meiner Mutter zu finden war, und die mich jahrelang gnadenlos begeistert hatte!

„Auf meiner Ranch bin ich König
die laute Welt lockt mich wenig
denn alles Glück dieser Erde
ist meine Ranch und die Pferde“


Mein Glück ist, dass ich den Heimweg – gemeinsam mit Peter Hinnen – physisch und psychisch halbwegs unbeschadet überstanden habe. Jetzt fehlt mir zur absoluten Glückseligkeit nur noch ein Platz, an dem ich das Aldi-Vogelfutterhäuschen aus dem heutigen Angebot aufstellen, aufhängen o.ä. kann. Befüllt ist es bereits. Und dann habe ich bald auch eine Ranch. Eine Meisen-Ranch.

„Bin im Westen von Texas geboren.
Mit den Pferden da kenn’ ich mich aus.
Seht, dort drüben am Waldrand, da steht es,
Mein geliebtes Rancherhaus.“

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