Während für mich ein Ruhetag eingeplant war, stieg der Bauherr zum ersten Mal aufs Rad. Wobei ein Directeur-sportif-Posten ja nun auch kein Zuckerschlecken ist! Das muss man auch mal erwähnen. Der Port de Pailhères stand auf dem Tagesprogramm – und zwar von Querigut aus.
Dort befreiten wir endlich das Rad aus seinem engen Verließ, bastelten es zusammen – und auf ging’s! Ich fuhr das Rennfahrzeug – Kartenmaterial, Kameraausrüstung und Wassernachschub griffbereit auf dem Beifahrersitz.
Mein bester – und einziger – Coureur startete in sein einsames Rennen.
Bevor es am Ende in fünfzehn Jahren bei Nachtests herauskommt, gestehe ich es lieber gleich: Er wird definitiv positiv auf Gummibärchen sein. Manchmal musste sogar während der Etappe auf offener Strecke nachgelegt werden! Das erklärt dann wahrscheinlich die großen Schwankungen.
Obwohl das Training in der Vorbereitung erst wegen des Dauerregens und später wegen der Wartezeit auf die neuen Laufräder eher suboptimal verlaufen war, machte der Bauherr doch einen recht guten Eindruck. Ich fuhr immer ein Stück vor, wartete dann auf meinen Fahrer, um ihm eventuelle Wünsche sofort von den Augen abzulesen, und fuhr dann wieder vor. Zeit für Fotos blieb auch reichlich.
Da Fahrbahnaufschriften ja nicht mit der Tour verschwinden, sondern teilweise auch noch Jahre später lesbar sind, konnte ich mir das ein oder andere Grinsen unterwegs nicht verkneifen.
Am Gipfel standen mal wieder Gäule auf der Fahrbahn. Direkt hinter einer Kurve. Im „Zielbereich“ lungerten bereits zahlreiche andere Fahrer herum – teilweise auch mit Begleitfahrzeug (Ehefrau) und jubelnder Menge (Kinder) ausgestattet.
Vom Pailhères aus fuhren wir dann mit dem Auto nach Orlu zum „La Maison des Loups“ – eine wirklich ausgezeichnete Idee. Während es auf Frankreichs Landstraßen unerträglich heiß gewesen war, erwartete uns dort ein erfrischender Waldspaziergang. Wirklich angenehm kühl. Und wir kamen gerade rechtzeitig zu einer Fütterung bei den kanadischen Wölfen.
Anschließend hatten wir dann selbst Hunger. Nicht, dass ich dafür irgend etwas getan hätte, aber immerhin der Bauherr hatte sich ein gutes Abendessen verdient. In weiser Voraussicht hatten wir einen Tisch im „Le Chaumière“ in Font-Romeu reserviert.
Bei dieser Gelegenheit: Sämtliche Fotos von Essen auf gedeckten Tischen sind Handyfotos. Und irgendwie habe ich das noch nicht so richtig raus, gleichzeitig unauffällig und wackelfrei meinen Teller zu fotografieren. Aber gegen Ende der Reise verbesserte sich die Qualität der Fotos doch deutlich.
Was wir aßen? Einmal das Menue „Col de Finestrelles“ („Marbré de foie gras et queue de boeuf“ auf dem Foto, „Filet mignon de porc de la ferme Marty au safran du pays, Pommes purée à Vancienne, Sauce crémée au safran“, „La Crème brûlée au thym et sa quenelle de glace au miel“) und einmal „Col Rouge“ („Soupe de poisson maison“, „Epaule d’agneau confite en cuisson longue et terminée feu de bois“, „La mousse au chocolat maison au chocolat manjari 64% de Valrhona“).
Die erste Foie gras meines Lebens war sehr, sehr lecker. Bei den beiden Hauptgängen ist besonders die Qualität des Fleischs hervorzuheben. Mein kleines Schweinchen war das mit Abstand beste Schweinchen, das je auf meinem Teller gelandet war, und der Bauherr war ebenso begeistert vom Lamm. Als die Mousse au chocolat fällig war, brachte man ihm gleich die ganze Schüssel zur Selbstbedienung. Mehr als ein Schälchen ging dann aber ohnehin nicht mehr. Schade, dass es von zu Hause aus so weit nach Font-Romeu ist – wir würden sonst regelmäßig dort essen.
Das Doping mit Gummibärchen scheint nicht so effektiv zu sein. Jedenfalls sehe ich den Bauherrn nicht auf der Bestenliste für diesen Anstieg:
https://www.quaeldich.de/paesse/col-de-pailheres/#auto_1498
Aber die Bestzeit, die der Herr Vortrieb wenige Tage zuvor aufgestellt hat, wäre ohnehin nicht zu erreichen gewesen. Ein echter Mutantenwert…:D
der bauherr braucht keine bestenlisten. er ist sein eigener maßstab =)
Die Wattwerte lagen natürlich im Armstrong-/Froome-Bereich. Aber das darf man ja heutzutage nicht mehr öffentlich sagen. Schlimm, dass ich (und andere Leistungsträger) in dieser sozialistischen
Neidgesellschaft keine ungeteilte Bewunderung genießen dürfen, sondern uns für das Erreichte rechtfertigen müssen.