Das war dann gestern am Ende schon ein wenig „Meaning of life“-mäßig, wie da alle vom Essen erschöpft in den Stühlen hingen. Einzig Max und Alex schafften es tatsächlich, irgendwann dann noch einen Mitternachtssnack aus Resten zu sich zu nehmen. Es geht doch nichts über einen zügigen Stoffwechsel in jugendlichem Alter.
Zwei Tage Schnippeln, Basteln, Rühren, Improvisieren, Planen und Anrichten sind vorbei. Ich fühle mich so schrecklich leer. Am Ende wurde es noch etwas stressig, weil mir die Zeit ausging, aber zuletzt stand dann doch alles auf Tellern vor den Gästen.
Zum Käsebrett kam es auch diesmal nicht. Was für ein Glück! Hatte ich doch vergessen, Käse einzukaufen. Das Käsebrett verkommt von Jahr zu Jahr mehr zum Running Gag als zu einem ernsthaften Bestandteil des Essens.
Hier eine kurze Zusammenfassung des Essens: Wir begannen mit Champagner und einem winzigen Amuse – bestehend aus je zwei Blätterteigsternchen mit einer Füllung aus Tarama und Frischkäse (etwa 1:1 angerührt) und ein wenig Algenkaviar.
Zu den beiden Sternchen gesellte sich ein Bäumchen mit Lecsó-Feta-Auflage. Alles prima vorzubereiten. Die Tarama-Sternchen – übrigens eine Idee aus der aktuellen „Elle-à-table“-Ausgabe – kann man natürlich auch prima zu anderen Gelegenheiten abwandeln.
Bevor es ernsthaft ans Essen ging, wurden dann allerlei Päckchen unter dem Baum hervorgezerrt und ausgepackt. Max bekam vom Christkind – unter anderem – ein Knusperhäuschen mit Fahrrad für die Hexe.
Nach der Bescherung starteten wir mit einem Tellerchen durch, auf dem sich „Zweierlei von der Räucherforelle mit Kartoffelrösti“ befand. Das Räucherforellenrillette à la Franz Keller war wirklich mal wieder lecker.
Die Rösti waren wider Erwarten auch kein Problem. Flott durch die Kitchenaid gejagt und ab in die Pfannen – eine wirklich praktische Vorspeise. Sehr empfehlenswert.
Besonders erstaunlich: Wie lecker doch einfach nur geraffelte Kartoffeln ohne jeden Schnickschnack sind, wenn man sie ausbackt und mit ein wenig Salz bestreut. Und in Kombination mit der Forelle wirklich lecker für den minimalen Aufwand bei der Herstellung.
Weiter ging es mit einer am Vortag bereits hergestellten Hühnersuppe mit Safran nach diesem Rezept: Klick! Das Huhn ließ ich über Nacht in der abgekühlten Suppe liegen, zerlegte es morgens und fuhr dann wie im Rezept fort. Allerdings verzichtete ich diesmal auf die Kurkuma-Curry-Würzung, da der Bauherr nach dem letzten Einköcheln und Abschmecken der Meinung war, das sei jetzt perfekt und dürfe keinesfalls weiter „verbessert“ werden.
Als Einlage hatte ich mir beim Biohof extra dicke Möhren besorgt, die ich erst in dünne Scheibchen geschnitten und dann mit Plätzchenausstechern in Sternform malträtiert hatte. Zuletzt die Frühlingszwiebelringe rein, damit sie beim Servieren zwar gar, aber noch grün waren. Dann noch ein paar Sternchennudeln – fertig war die Weihnachtssuppe.
Vor allen für die erkältungsgebeutelten Gäste sicher eine gute Sache. Da gesellte sich dem Genuss noch der therapeutische Effekt hinzu. Sehr praktisch!
Auf die Suppe folgte ein letztes Vorspeisentellerchen mit einem Carpaccio aus meinen letzthin eingelegten Roten Beten. Dazu etwas Ruccola und Pflücksalat – Balsamicoreduktion und geröstete Pinienkerne und Cashews drüber – fertig. Als Zugabe gab es ein mit Spinatpesto bestrichenes Crostino mit Wachtelspiegelei.
Prinzipiell wäre man ja jetzt erst mal einigermaßen satt gewesen, aber es fehlte ja noch der Hauptgang. Auf dem Herd reduzierte seit dem frühen Morgen ein Rehgulasch ein, im Dampfgarer garten Serviettenknödel vor sich hin und das Rotkraut hatte auch über Nacht durchziehen dürfen und brauchte kaum noch nachgewürzt zu werden.
Zu den Serviettenknödeln: Ich hatte die Masse nach meinem Standardrezept hergestellt. Nachdem ich vor einiger Zeit in irgendeinem Foodmagazin Knödelteig gesehen hatte, der in einer Gugelhupfform gegart worden war, wollte ich das auch mal ausprobieren.
Zu diesem Behülfe hatte ich mir letzthin bei Aldi Süd vier kleine Kinderbackförmchen angeschafft, damit die Scheiben nicht so brutal groß werden würden. Die Förmchen wurden gefettet, mit Paniermehl bemehlt und die Serviettenknödelmasse ordentlich reingedrückt.
Damit das ganze keine trockene Angelegenheit werden würde, bedampfte ich die Knödel im Dampfgarer. Sie glitten perfekt aus der Form, ließen sich super schneiden, und hinterher lagen keine total verklebten, schleimigen Küchenhandtücher in der Spüle. Super! Mache ich nur noch so.
Erste Schwächeanfälle unter den Gästen verdeutlichten es: Hier geht jetzt nur noch ein Dessert. Dafür hatte ich am Vortag ein Vanillekipferlparfait zubereitet und eingefroren. Im Backofen mussten dann nur – während das Parfait antaute – die Schokoküchlein mit flüssigem Kern abgebacken werden, während ich auf dem Herd das auch bereits vorbereitete Kumquatkompott erwärmte.
Zuletzt eine Sesamkrokanthippe draufgesteckt – fertig! Die Hippen waren am Ende Max‘ Highlight. Ihm hätte wahrscheinlich auch einfach nur ein Teller voller Hippen gereicht. Andererseits war da ja noch das Schokodings. Ein Teufelskreis!
Das Kumquatkompott war für meinen Geschmack eine wirklich gute Idee in dieser Kombination. Schön säuerlich zu dem süßen Eis und der bitteren Schokolade. Genau mein Fall. Was ich allerdings am Ende vergaß: Ich wollte nach dem Anrichten der Kinderportion für den Neffen eigentlich noch einen Schuss Cointreau dazugeben. Macht nix. War auch so lecker:
Zutaten
- 20 Kumquats
- 1 guter Stich Butter
- 80 g Puderzucker
- 100 ml Smoothie in Orange
- Saft einer Orange
- Cointreau
Anleitung
- Früchte sorgfältig waschen, halbieren, Kerne rausfriemeln, jeweils nochmals halbieren.
- Butter auslassen, Puderzucker darüber sieben und alles karamellisieren lassen. Kumquats zugeben, mit dem Saft ablöschen und einköcheln lassen, bis die Früchte weich sind.
- Eventuell mit einem Schuss Cointreau abschmecken.
Danach ging dann noch Kaffee und ein Schlückchen Bratapfellikör – und dann war endgültig Feierabend. Jedenfalls was die Nahrungsaufnahmebereitschaft anging. Vielleicht sollten wir wirklich beim nächsten Mal im Anschluss ans Essen eine Pyjamaparty feiern und im Wohnzimmer unterm Baum biwakieren.
Heute wird es dann nur noch Reste geben. Und davon reichlich. Ich glaube, ich teste später mal die Reste des edlen Chili con Charolais carne von Heiligabend mit einem Serviettenknödel. Harhar.
Apropos „Heiligabend“: Was hatten wir da nur für einen herrlichen Sonnenaufgang. Ein wahrer Genuss! Heute ist dagegen alles grau in grau, es nieselt ununterbrochen, und ich fühle mich irgendwie auch etwas angeschlagen. Vielleicht erwischt mich jetzt des Bauherren langwierige Super-Erkältung doch noch?!
Und dabei muss ich morgen auch nochmal ins Büro… Andererseits: Wie geschafft muss sich eigentlich heute die Spülmaschine fühlen, die seit gefühlten 48 Stunden ununterbrochen im Dauerbetrieb ist? Also: Es gibt immer wen, der noch schlechter dran ist.
An dieser Stelle Grüße an alle Gäste. War wieder schön mit euch. Ich beginne dann jetzt mal mit der Planung für Weihnachten 2014.
Es war mal wieder ausgesprochen köstlich.
Aber warum bis Weihnachten 2014 warten? Übung macht den Meister 😉
Vorher gibt es doch noch Neujahr, die hl. 3 Könige, Karneval, Ostern…..
🙂
jetzt, wo du es sagst… 😀
habe übrigens eben noch ein tolles geschenk bekommen, das allen zugute kommen wird. nein, nicht noch eine pfanne 😀
Frohe Weihnachten! (gehabt zu haben) –
bei uns war es etwas einfacher (Salat, Minibagel mit Leberpastete (selbstgemacht). Gänsekeule. Rotkohl. Gekauftes Eis) dafür lief die Spülmaschine nur ein mal für zwei personen. Hurra!
Das Häusle sieht nett aus, erinnert aber verdächtig an Butterkekse. Sicherlich ein regionaler Fertighausbautypus.
Frohes Neues 2014!
ja. die butterkeks-kompaktbauweise bevorzugt meine mutter bereits seit 40 jahren 😀
man isst eben nur die deko – nicht das haus.
klingt aber auch sehr lecker bei euch. hätte ich auch genommen. und die spülmaschine hätte sicherlich auch erleichtert aufgeatmet ^^
euch auch alles gute für 2014 =)
https://mobile.chefkoch
.de/rezepte/m864190007800/Knoblauchhonig.html
gleich mal abgespeichert 😀
werde ich auf alle fälle testen