… Warum schickst du mich in die Hölle?
Hölle – Hölle – Hölle – Hölle…“ – Wolfgang ‚Wolle‘ Petry
Tja, ‚klimatisch‘ war das heute ein echt ungünstiger Tag. Bereits morgens brachen Ströme von Schweiß aus den Kolleginnen und mir heraus, wenn wir nur auf dem Schreibtischstuhl ein wenig die Sitzposition änderten.
Die Klimaanlage brachte bis auf das übliche nervige Surren rein gar nichts zustande. Manchmal denke ich, dass da gar keine Klimaanlage ist. Wahrscheinlich können wir mit dem Schalter nur die Intensität des Rauschens verändern. Placeboeffekt oder so…
Während der Mittagspause gab ich mich kurz der Illusion hin, mich im Tropenhaus des Frankfurter Palmengartens zu befinden. Die Luftfeuchtigkeit dürfte sich jedenfalls in ähnlichen Bereichen bewegt haben.
Die Ähnlichkeit wurde nach der Mittagspause deutlich verstärkt. Jetzt war es nicht nur feucht – es wurde nass! Erst hörten wir nur ein Geräusch, das wir nicht einordnen konnten. Als meine Lieblingskollegin der erste Tropfen traf, wurde uns klar, was da los war: Tropfsteinhöhle! Die Klimaanlage verlor Wasser. Und das nicht zu knapp. Und außerdem exakt über dem Stuhl der Kollegin.
Kurz vor Feierabend war dann der Service gerufen worden, aber noch nicht eingetroffen. An vier Stellen waren Mülleimer und gelbe Postboxen aufgestellt worden, damit der Teppich nicht versaut wurde. Und das Tropfen trieb uns fast in den Wahnsinn. Die Kollegin wechselte an den Schreibtisch der seit heute im Urlaub befindlichen Verbalverbrecherin. Ihr erster Satz am neuen Platz war: „Kann ich bitte mal der Herr Klimatechniker sprechen?“ Wir lachten irre.
Zu Hause eingetroffen, heizte ich erstmal unsere Bude hier ordentlich ein. Warmbadetag! Da ich gestern abend feststellen musste, dass mein Apfelessigvorrat ebenfalls nicht zum Starten des Pontack-Sauce-Ansatzes ausreichte, verschob die gesamte Aktion auf heute. Fünf Minuten nach meiner Heimkehr lief der Backofen dann auf 120°C. Unmittelbar darauf warf ich ein Stück Bio-Jungkuh in den Topf und begann anschließend, ein feines Sößchen einzureduzieren, während die Kuh es sich im Dampfgarer bei 60°C gemütlich machte. Die Raumtemperatur stieg merklich an.
Da wir gestern festgestellt hatten, dass sich in unserem „Medizinschrank“ nur noch ein marginaler Rest des lebensrettenden Salbeilikörs befand, hatte ich bereits in der Mittagspause in weiser Voraussicht drei Flaschen Grappa besorgt. Salbei und die anderen benötigten Kräuter befinden sich ja in ausreichender Menge im Kräuterbeet. Und wo ich schon mal dabei war, setzte ich mit dem noch von der Mirabellenaktion übrig gebliebenen Wodka auch noch eine frische Ladung Pfefferminzlikör an.
Damit sollten wir bis zum nächsten Sommer allen Erkältungen, Magenverstimmungen und sonstigen Gebrechen gestärkt entgegen treten können. Gegen übermäßige Schweißproduktionen habe ich allerdings kein Kraut zur Hand. Und bis zum Abendessen stieg die Untergeschosstemperatur in äußerst wohlige Bereiche.
Jetzt haben wir mittlerweile gegessen (ein Dampfgarer und zwei Töpfe weniger!), und die Holunderladung aus dem Backofen köchelt in einem Topf auf dem Herd vor sich hin (ein Backofen weniger, ein Topf mehr). In etwa einer Viertelstunde sollte dann auch das überstanden sein. Ich glaube, morgen bleibt die Küche kalt.