Das muss man leider so sagen. Das gestrige Essen im vermeintlich anspruchsvollen Mainzer „Hofgut Laubenheimer Höhe“ enttäuschte dann doch ziemlich. Eigentlich hatte ich seit geraumer Zeit den Bauherren genervt, mit mir dorthin zu gehen. Das im März diesen Jahres eröffnete Restaurant verspricht viel und hält wenig.
Im Sommer mag zumindest der Ausblick von der Terrasse aus vieles wettmachen. An dunklen Winterabenden bleibt leider nur der Blick in den Teller. Und der ist recht trostlos. Speisen, die auf der Karte interessant klingen, entpuppen sich als mittelmäßige Kantinenkost. Und ich hatte mit meiner Vorspeise („Forellentatar auf Rote Beete Carpaccio mit Feldsalat“ für immerhin 11,50 €) noch eine gute Wahl getroffen. Das schmeckte. Nicht überragend, aber es schmeckte wirklich ganz gut.
Mein Gegenüber mit dem „Hüttenkorb“ (‚Frisch gebackene Brotsorten mit verschiedenen herzhaften Dips und Salzbutter‘ zu 6,- €) sah sich einem riesigen Gestell mit Scheiben zweier Brotsorten, die mit viel gutem Willen dem ALDI-Backautomaten hätten entstammen können, umrahmt von vier Gläschen mit Kräuterquark, Spundekäs‘, körnigem Frischkäse und zwei Butterscheibchen konfrontiert. Lieblos, einfallslos, unhandlich.
Nach längeren Überlegungen entschied ich mich für den falschen zweier für mich in Frage kommender Hauptgänge („Hätt‘ ich mer doch dä Fisch jejessen!“). Die „Schweinelendchen ‚Gutsherren Art‘ mit Pilzen, Speck und Zwiebeln, dazu gebratene Serviettenknödel und Bohnen“ für stattliche 21,- € trafen mich völlig unvorbereitet. Es waren dann wirklich Schwein-Elendchen. Ich aß einen Bissen und packte den Rest unauffällig für die Hunde meiner Lieblingskollegin ein.
Die vermeintlichen Serviettenknödel waren wohl eher Kartoffelklöße halb und halb von Maggi, die scheibchenweise in die Pfanne geworfen worden waren. Die Soße im Gläschen schmeckte nach Packung. Das ganze Gericht kam im gusseisernen Pfännchen (völlig sinnlos, weil nicht darin zubereitet) daher und wirkte extrem gutbürgerlich. Aber schmeckte leider nicht mal gutbürgerlich-lecker. Gibt es ja durchaus auch.
Meine Nachbarin zur Rechten war mit den „Ravioli mit frischem Ziegenkäse gefüllt – mit brauner Butter, Kräuterseitlingen und kleinem Salat“ (15,- €) deutlich besser bedient. Die sahen nett aus, schwammen zwar in kaltem Fett, aber landeten wenigstens nicht in der Serviette.
Zufrieden waren wir mit dem Dessert: „Mohn-Zimtparfait mit Sauerkirschen und Sahne“. Die Kirschen wären heiß zwar leckerer gewesen, aber das Parfait war wirklich sehr gut. Insgesamt gesehen: Ich bin echt niemand, der am Essen meckert, und ich kann mich auch nicht erinnern, wann ich in den letzten Jahren je etwas, das mir für teuer Geld auf den Teller gelegt wurde, nicht hätte essen können. Hier stieß ich aber echt an die Grenzen meines guten Willens. Okay. Die Wellmich-Episode einmal außer Acht gelassen…
Der Service war nett und bemüht – das muss noch gesagt werden. Bis auf den Augenblick, in dem ich gerne eine Kaffee bestellt hätte, und ziemlich unwirsch abgefertigt wurde, weil am Nebentisch gerade serviert werden sollte. Aber der Kaffee kam ja dann. Am Service lag es letztendlich wirklich nicht. Und an der Küche insgesamt wahrscheinlich auch nicht. Das „Konzept“, mit dem an die Sache herangegangen wird, stimmt einfach nicht. Die Arroganz der Betreiber reicht eben nur zum Posen. Schade…
Tja – son Pech, wenn dann mal Kunden kommen, die was vom Essen (und Kochen) verstehen… mit den meisten anderen kann man es ja offensichtlich machen.
Wir gehen übrigens nächste Woche zum Kochkurs. „Liebe geht durch den Magen“…Bin ja mal gespannt, was dabei geboten wird… koche selbst ja eher bodenständig, gutbürgerlich und vor allem
unaufwendig. Der Meinige ist mit ner Käsestulle meist zufrieden. (Immerhin, das Brot ist in letzter Zeit selbst gebacken, und der Käse vom Biokäsemann)
kochkurs! schööön! ich erwarte berichte! 😀
letztendlich ist es wahrscheinlich wirklich so: je mehr man sich selbst mit lebensmitteln beschäftigt, desto anspruchsvoller wird man. anspruchsvoller nicht im sinne von sterneküche, sondern
einfach im sinne von liebevollem umgang mit hochwertigen produkten. und hochwertig ist nicht nur ein hummer, sondern eben auch ein apfel, dessen herkunft man kennt.
und das gestern war wirklich aus der kategorie „nepper, schlepper, bauernfänger“. mal sehen, wie lange der laden noch voll ist.