Da haben wir uns heute morgen gleich einmal ein Bibelwort zu Herzen genommen. Wie steht es noch in Mattäus 5, 29 geschrieben? „Wenn dir deine Sonnenblume zum Ärgernis wird, so reiß sie aus und wirf sie von dir; denn es ist besser, dass eine deiner Pflanzen verlorengehe, als dass dein ganzer Garten in die Hölle geworfen werde.“ Oder so ähnlich… Jedenfalls hatten meine Sonnenblumen mittlerweile offensichtlich jegliches Schamgefühl verloren und sich derart ausgebreitet, dass der Sache nun Einhalt geboten werden musste.
Leichter gesagt als getan allerdings. Die kleineren Exemplare waren ja noch mit beherztem Griff zu entwurzeln, bei den größeren waren allerdings intensive und schweißtreibende Grabe- und Spatarbeiten gefordert. Eine Frechheit, derart Wurzeln zu schlagen! Bodenlos! Es entstanden riesige Krater, die mit Blumenerde aufgefüllt werden mussten. Und am Ende standen wir mit einer sauschweren und völlig überfüllten Schubkarre da, die zum Grünabfall am Friedhof geschoben werden wollte.
Unterwegs entschuldigte ich mich ungefähr tausendmal beim Bauherren, der beim Schieben ziemlich fluchte, und versprach, im kommenden Jahr eine kleinere, buschigere Sorte zu pflanzen. Eine, die sich im Herbst leichter entfernen lassen würde. Auch nicht begeistert waren die Vögel, denen ich den Großteil ihrer Lieblingsplätze genommen hatte. Vier Sonnenblumen stehen noch, weil sie nicht mehr auf die Karre passten und noch nicht völlig verblüht sind. Die kommen dann bei nächster Gelegenheit weg. Sorry an die Vögel, aber das ging so nicht weiter.
Ebenfalls nicht so weiter gehen konnte es mit dem gleichzeitigen Reifen zahlloser Radieschen, mit Unmengen von Rucola und mit dem Sauerampfer. Ein paar Radieschen und ein fetter „Strauß“ Rucola wurden im Zuge der Max-Abholung nach Mombach transportiert. Der Sauerampfer landete mit ein paar anderen Zutaten zusammen im Kochtopf und ergab ein leckeres Sauerampfersüppchen, dessen Rezept ich hier gefunden hatte. Das entsprechende Foto war einfach zu verlockend. Und das Süppchen war tatsächlich grün! Die meisten Rezepte, über die ich gestolpert war, sahen auf den entsprechenden Fotos nach allem nur nicht Sauerampfer aus. Den niedlichen Bärlauchstrudel vom gleichen Blog gab es in einer Abwandlung gleich dazu.
In Ermangelung von Filoteig riskierte ich einen Versuch mit diesen chinesischen Reisteigplatten für Frühlingsrollen, die sich noch im Vorrat befanden. Da die Bärlauchsaison unweigerlich seit längerer Zeit zu Ende ist, schwenkte ich auf Schnittlauch um. Den Bergkäse ersetzte ich durch Parmesanreste, die ich in kleine Stückchen geschnitten zugab. Um nicht jede Chance auf Ansehnlichkeit durch Nichtfrittieren im Keim zu ersticken, pinselte ich die fertigen Röllchen mit reichlich Olivenoel ein und schob das Ganze in den Backofen. Voilà!
Den Hauptgang bildete ein Risotto. Nach endlosen, fast verbalerotischen C4F-Risotto-Diskussionen, die zwischendurch beinahe in Glaubenskriege hinsichtlich der „richtigen“ Reissorte übergegangen waren, versuchte ich mich nun selbst daran. Ich verwendete allerdings Geflügelbrühe und unternahm den Test mit Arborio und – was soll ich sagen? – Hammer! Und: Ganz bald wieder.
Insgesamt gesehen war das ein gärtnerisch und kulinarisch erfolgreicher Sonntag, der uns einigermaßen gestärkt in die neue Woche entlassen sollte. Gestärkt müssen wir auch sein – angesichts der unweigerlich folgenden Unbillen des Schicksals, die uns erwarten. Beenden wir diesen Sonntag mit einem anderen Mattäus-Wort: „Darum fürchtet sie nicht; denn nichts ist verhüllt, was nicht enthüllt, und nichts ist geheim, was nicht bekannt werden wird.“ (Mattäus 10,26)
Sehr beruhigend angesichts des Wahnsinns, den man tagtäglich erleben muss.
Ruccola? Wie sagr Rainald Grebe so treffend:
„Werbefuzzis erklären Ruccola zum Trendsalat –
wenn Unkraut aus dem Ausland kommt hat’s Glück gehabt.“ :fg:
auf meinem rucola-samen stand rauke. mich trifft das nicht 😀