Kaum auferstanden vom Krankenbett bzw. der Krankenliege wagten wir freitags einen Wanderversuch um die Kraterseen von Sete Cidades. Das sollte machbar sein. Und es war machbar!
Das war eine fantastische Wanderung rund um den Lagoa Azul und den Lagoa Verde. Massen von Hortensien in voller Blüte, herrliche Panoramablicke – und auch das Wetter war endlich bereit mitzuspielen. Strahlend blauer Himmel mit ein paar dekorativen Wölkchen. Perfekt.
Kühe gab es auch. Das war ein Problem. Im Reiseführer stand nämlich: „Der Cão de Fila de São Miguel ist der Kuhhund der Inseln, ein unermüdliches Kraftpaket, das auf seine Herde Acht gibt und diese auch mit seinem Leben verteidigt. Die Rasse entspringt spanischen und englischen Molossern (…). Zugleich sind die an Hyänen erinnernden Tiere die Herrscher über jede Pick-up-Ladefläche.
Diesen Hunden auf Wanderungen zu begegnen, ist kein Spaß.Entlang der offiziellen Wanderwege jedoch sind die Bauern angewiesen, ihre Hunde anzuketten, wenn sie zu den Melkzeiten bei ihren Herden sind. (…) Dennoch: Nicht alle Bauern halten sich an das Gebot, so mancher Wanderweg wurde sogar schon wegen Kuhhunden gesperrt. Wenn Sie Melkstationen mit freilaufenden Hunden passieren müssen, so machen Sie darum einen großen, großen Bogen!“
Sehr ermutigend. Ab dem Moment, in dem ich diesen Passus gelesen hatte, kannte meine Angst vor Kuhhunden keine Grenzen mehr. Gefühlt lauerte hinter jeder Hortensienhecke einer, der den Gatten und mich zerfleischen und vom Erdboden tilgen wollte. Danke, Reiseführer!
Ich entwickelte gar eine leichte Kuhparanoia. Wo Kühe sind, konnten Kuhhunde schließlich nicht weit sein. Böse Kühe! Weg da! Am Ende war ich dankbar für jede Stierweide, da bei denen wenigstens zur Melkzeit kein Kuhhund auftauchen konnte.
Den 23-Kilometer-Rundweg schaffte ich dann nicht ganz. Daran waren allerdings keine hyänenartigen Bestien, sondern lediglich mein angeschlagener Allgemeinzustand schuld. An einem Parkplatz an der Straße ließ ich mich zum Sterben nieder, während mein treusorgender Gatte allein zum Auto marschierte und mich anschließend einsammelte.
Zu Abend aßen wir Käse von São Jorge, Brot, Sardinenpaste und Thunfischkonserven. Die letzten beiden Nahrungsmittel besorgte ich bei jedem Einkauf. Man könnte fast sagen, dass ich eine leichte Abhängigkeit entwickelte. Nach einem zwischenzeitlichen Fehlversuch mit einer anderen Thunfischdose als den bewährten „Santa Catarina“-Produkten mussten es dann ab sofort beim Frühstück nur noch genau die sein. Mjam!
Dazu tranken wir das Rotweingeschenk der Gastgeber: „Basalto“ von Pico. Auch hier hatten wir zwischendurch einen anderen regionalen Wein getestet, der aber derartig übel war, dass wir fluchtartig zum „Basalto“ zurückkehrten und ab da auch treu an ihm festhielten. Zumindest bis wir nach Pico kamen. Da gab es ihn dann leider nicht zu kaufen…
Pünktlich zum Sonnenuntergang wanderten wir zur Küste und ließen uns mit einem Gläschen „Basalto“ auf unserer Lieblingsbasaltbank nieder. Herrlich, so ein Meer am Haus. Hätte ich zu Hause auch gerne. Nun ja… Manche Wünsche werden leider nie in Erfüllung gehen.
Der Samstag begann wettermäßig dann ebenfalls recht vielversprechend. Dass das alles auf den Azoren aber nichts heißt, wissen wir jetzt. Eine Wanderung zum Lagoa do Fogo stand auf dem Programm.
Dazu muss gesagt werden, dass wir nur ein einziges nebelfreies Foto von diesem See finden konnten. Und im Vorbeifahren am Lagoa-do-Fogo-Miradouro sah er auch kein einziges Mal aus wie auf diesem Foto.
Das beste aus mehreren Versuchen ist das Bild oben. Als wir uns auf den Weg machten, standen jedenfalls sozusagen sieben Sonnen am Himmel. Wir dachten, das sei der Tag, um ihn in voller Pracht zu erleben. Dachten wir. Naiv waren wir.
Der Wanderweg ist bei schönem Wetter sicher super und führt eine ganze Weile an sogenannten Levadas, Wasserkanälen, vorbei. Als wir an den Levadas ankamen, begann es zu nieseln. Ganz leicht nur. Kein Problem. Der Nieselregen wurde stärker und ging in einen angenehmen Landregen über.
Wir stellen uns an einem Wasserhäuschen unter, an dem offensichtlich einmal Menschen mit schlechtem Geschmack vorbeigekommen waren: der Beweis? Ein FC-Bayern-München-Geschmiere an der Tür…
Der Regen beschäftigte uns allerdings deutlich mehr als die künstlerisch sicher sehr wertvolle Inschrift. Nach einer Weile beschlossen wir, unseren Weg fortzusetzen. Bei immer stärkerem Regen brachen wir am Ende kurz vor dem Ziel ab und gingen zurück. Zu sehen hätte es bei diesem Wetter ohnehin nichts gegeben. Verdammt!
Zurück in unserer Unterkunft legten wir angenehmen Temperaturen und völliger Trockenheit erstmal unsere durchweichten Klamotten zum Trocknen aus, der Chef testete eine Flasche azoranischen Biers: „Especial“. Vorsicht! Kann Spuren von Gerste enthalten!
Ebenso seltsam die portugiesischen Gummibärchen, die wir nach Ende der Haribo-Vorräte erworben hatten. Türkis scheint die Geschmacksrichtung WC-Ente zu sein. Und es ist wahrscheinlich auch nicht erlaubt, Gummibärchen mit einer solchen Konsistenz herzustellen. Das verstößt mit Sicherheit gegen das deutsche Fruchtgummi-Reinheitsgebot!
Den letzten Abend auf São Miguel ließen wir dann mit einem letzten Essen in der Caloura-Bar ausklingen. Es war soweit! Der Gourmet-Gatte bestellte sich Lapas, eine Muschelart, die er bislang nicht kannte. Dass ich sie nicht kannte, sagt nichts, bin ich doch ohnehin kein Freund von Knoblauchgummibärchen.
Ich hielt mich an Käse und Brot. Und an Barracuda, während der von den Lapas enthusiasmierte Meister sich für den Bluefish entschied. Am Ende ging noch ein Ananasdessert, aber dann war auch Feierabend. Wir verabschiedeten uns von São Miguel mit einem letzten Schluck Rotwein an der Küste. Und dann gab es noch ein Ständchen der ortsansässigen Blaskapelle, die auf einem Jeep durch die Gegend fuhr und wirklich alles gab.
Vermutlich war es darauf zurückzuführen, dass unsere Gastgeber Deutsche sind. Nach einer Weile erkannten wir, was da gespielt wurde: Das war „Ein bißchen Frieden“ – auch wenn es etwas nach Mambo No. 5 klang…
Ich würde mal sagen: eine Blaskapelle, die „Ein bisschen Frieden“ spielt, pass perfekt zu Thunfisch zum Frühstück. Ich bin konsterniert und lese die Rezepte jetzt alle mit anderen Augen. 8o
ich hasse morgens süßes auf dem brot. wenn ich es mir recht überlege, hasse ich eigentlich generell süßes auf dem brot. morgens, mittags und abends 😀
Hass ist so ein starkes und schlechtes Gefühl. Das muss nicht sein. Ich bin gerne bereit, dir deine gelierten Gartenfrüchte abzunehmen. =)
… falls der pfirsichbaum es überleben sollte, schicke ich dir ein paar gläschen 😀