Nachdem der Bauherr während eines Frankreichurlaubs vor etlichen Jahren von den Hotelbesitzern so lange mit Muscheln, Schnecken und Ähnlichem vollgestopft wurde, bis es ihm schmeckte, habe ich damit immer noch ein echtes Problem. Im Prinzip mit allem, das irgendwie schwabbelig und strukturlos ist. Und irgendwie sah bei einem Essen vor einiger zeit die vom Bauherren bestellte Jakobsmuschel gar nicht mal so übel aus. Ich beschloss also, dass ich es wenigstens mal probieren sollte. Der Mupfel eine Chance!
Was eignet sich für einen solchen Test besser als der Max-lose Samstag, an dem wir üblicherweise unsere köstlichen Mehrgangexperimente zu uns zu nehmen pflegen? Genau! Und heute ist Samstag. Als Hauptgang stand bereits Rotbarsch fest. Warum nicht dem Rotbarsch den Weg von ein paar netten Rotbarschführmuscheln ebnen lassen? Ein Rezept, das ansprechend klang, war auch schnell gefunden: in Vincent Klinks „Meine mediterrane Küche“, das i.ü. definitiv sein Geld wert ist. Hier das Rezept:
Zutaten
- 1 Orange
- 1 Stück frischer Ingwer
- 0.5 TL getrockneter grüner Pfeffer
- 1 Msp abgeriebene Bio-Zitronenschale
- Salz
- 5 EL Olivenoel
- 1 Fenchelknolle mit Grün
- 1 Spritzer Zitronensaft
- 6 Jakobsmuscheln ohne Schale
- Pfeffer
Anleitung
- Die Orange großzügig schälen, dabei die weiße Haut vollständig entfernen. Die Orange filetieren, dabei den Saft auffangen. Den Ingwer schälen und fein reiben. Den grünen Pfeffer im Mörser zerstoßen.
- Aufgefangenen Orangensaft, Zitronenschale, Ingwer und zerstoßenen, grünen Pfeffer mit etwas Salz und 2 EL Olivenoel zu einem Dressing verrühren. Den Fenchel putzen, waschen und in dünne Scheiben hobeln. Zartes Fenchelgrün kleiner zupfen und beiseite legen. 1 EL Olivenoel in einer Pfanne erhitzen, Fenchel darin bei großer Hitze anbraten. Aus der Pfanne nehmen, mit dem Dressing vermischen und mit Zitronensaft abschmecken. Die Orangenfilets untermischen.
- Die Jakobsmuscheln waschen, putzen, trocken tupfen und mit Salz und Pfeffer würzen. Restliches Olivenoel in einer Pfanne erhitzen. Die Muscheln darin von beiden Seiten kurz braten, aber nicht durchbraten. Sie sollten innen noch glasig sein. Die Muscheln mit einem Bundmesser oder anderen Messer horizontal durchschneiden, so dass Sie dünnere Scheiben erhalten.Scheiben nochmal kurz in der Pfanne anbraten.
- Den Fenchelsalat auf Tellern jeweils in der Mitte anrichten. Dazwischen die gebratenen Jakobsmuscheln platzieren und mit dem Fenchelgrün servieren.
So… Was war denn nun das Ergebnis dieses Experiments? Sagen wir es so: Die Mupfeln waren deutlich weniger eklig als erwartet – wobei die Jakobsmuschel an sich ja nochmal meilenweit entfernt vom Ekligkeitsgrad anderer Muscheln ist. Sie war essbar, schmeckte nicht übel – aber sie wird nicht meine neue beste Freundin werden. Aber: Als Einsteigermuschel ist sie gut geeignet. Für mich ist allerdings an dieser Stelle auch das Ende meiner Meeresfruchtkarriere erreicht. Mehr geht nicht. Glaube ich jedenfalls.
Allerdings lässt sich der warme Fenchel-Orangen-Salat auch hervorragend mit Fisch kombinieren. Geschmacklich perfekt auch im Sommer, da – auch durch den Ingwer – sehr erfrischend. Darauf werde ich sicherlich bei Gelegenheit wieder zurückgreifen.
Den Rotbarsch gab es als Röllchen aus dem Dampfgarer. Er landete auf Mangoldstielen und wurde – umgeben von Mangoldblättern – à la nage auf den Tisch gebracht. Mal wieder lecker. Und der Fisch war super! Ich hatte ein Mangoldblatt mit eingerollt und kräftig mit grobem Kräutersalz und schwarzem Pfeffer gewürzt.
Die Idee zum Nachtisch stammte von der Mascarponepackung, die ich letzthin beim Italiener erstanden hatte. Darauf befand sich ein Rezept für eine Himbeer-Mascarpone-Crème. Die Himbeeren ersetzte ich kurzerhand durch Orangenfilets und mit etwas Schokobiskuit als Unterlage und etwas in Cointreau eingelegten Orangenstückchen als Auflage stellte sich das auch als gute Idee heraus.
Was wir heute gelernt haben: Tiere ohne Rückgrat können einen vor eine genauso harte Probe stellen wie Menschen ohne Rückgrat. Man kann sie ertragen, aber nicht lieben. Und: Orange und Schokolade ist eine zwar rückgratlose, aber trotzdem extrem leckere Kombi. Liegt vielleicht daran, dass Schokolade immerhin Rippen hat.