Damit wären wir jetzt also bei Donnerstag und auf der Dingle Peninsula angekommen. Den ersten Tag verbrachten wir mit einer Rundwanderung zum Sauce Creek. Wir starteten am Brandon Point, wo wir das Auto abstellten und arbeiteten uns eine Weile bergauf und -ab an der Küste entlang und durchs Moor voran, bis wir oberhalb des Sauce Creek ankamen. Was für ein Blick!
Schließlich ging es in weitem Bogen über einen breiten Fahrweg an die Küste hinunter und ein Stück Landstraße entlang zurück zum Brandon Head. Ein herrlicher und wenig frequentierter Wanderweg, den ich nur wärmstens empfehlen kann.
Da uns das Wetterglück auch freitags nicht verließ, hatte der Bauherr in seiner unendlichen Weisheit wieder den höchsten und ebenfalls einen heiligen Berg erwählt, mit dessen Bezwingung wir den Tag verbringen würden: Brendon Mountain, der Berg des Heiligen Brendan. Brendan lebte im 6. Jahrhundert in Westirland, unternahm jedoch in missionarischem Eifer eine Menge von Reisen. Eine davon führte ihn im Jahre 540 in einem Lederboot nach Amerika. Sagt man…
Wir machten uns stattdessen in Lederboots daran, seinen Berg zu besteigen, was sich als ziemlich anstrengendes Unterfangen erwies. Jedenfalls für mich, wobei ich zugeben muss, dass ich mich zu diesem Zeitpunkt bereits deutlich fitter als zu Beginn unseres Urlaubs fühlte. Fit genug für einen weiteren Berg.
Und der Brendan Mountain hielt, was Croagh Patrick versprochen hatte. Diese Heiligen haben bergmäßig wirklich einen guten Geschmack.
Der Anstieg über die leichtere Seite zog sich erst relativ harmlos durch Wiesen hin – hinter uns der Blick in die Bucht, vor uns der auf den Berg, bis es doch noch härter wurde. Der größte Teil des Wegs ist übrigens ein Kreuzweg mit markierten Stationen.
Und da jeder Kreuzweg irgendwann ein Ende hat, erreichten auch wir den Gipfel. Der Blick, der sich dabei nach allen Seiten bot, war überwältigend.
Nach dem Abstieg beschlossen wir, uns noch das nahegelegene Gallarus Oratorium anzuschauen. Auf dem Weg dorthin kamen wir an Brandon Creek vorbei, der Stelle, an der der Heilige Brendan dereinst sein Lederboot bestiegen hatte. Gallarus selbst erwies sich dann – dank eines extrem beredten Mitarbeiters vor Ort – als überaus faszinierend. Micheal Finnegan erzählte auf eine äußerst interessante Art und Weise von der Geschichte und Architektur dieser über 1000 Jahre alten Bauwerke. Selbst des Englischen nicht ansatzweise mächtige, französische Touristen lauschten stundenlang seinen Worten, ohne auch nur eines davon zu verstehen.
Wir unterhielten uns anschließend noch mit ihm, wobei sich herausstellte, dass es sich um eine Art irischen Hessie James handelte. Zwar lief uns noch kein Blut aus dem Ohr, aber er hatte uns schließlich dringend ans Herz gelegt, uns weitere Stätten in der Nähe anzusehen und uns mit Wegbeschreibungen versehen. So landeten wir an diesem Abend noch bei den Resten des Riasc Monastery und der Kilmalkedar Church, bevor wir hungrig und erschöpft im Hafen von Dingle nach einem Seafood Restaurant suchten.
Am Ende landeten wir im „Fenton’s“, wo wir ausgesprochen gut, aber auch recht teuer aßen. Der Bauherr bestellte Mussels als Vorspeise und erhielt ein lachhaftes Tässchen mit acht Müschelchen serviert. Im Gegensatz zu den Mengen im „Marconis“ in Clifden ein echter Witz. Für den nächsten Abend musste ein neues Restaurant her.
Den nächsten Morgen allerdings begannen wir bei deutlich schlechterem Wetter als am Vortag exakt damit, womit wir abends aufgehört hatten: Prehistoric Bee Hive Huts in Fahan. Unser wortgewandter Freund aus Gallarus wäre stolz auf uns gewesen. Ein freundlicher Hund ließ uns für 2,- € pro Person zu seinen kleinen Steinhütten gehen. Es folgte ein Besuch im Dunbeg Promontory Fort.
Dank der am frühen Morgen in Tralee erworbenen zwei Compact Flashs konnte ich nun sorglos weiter fotografieren ohne Angst haben zu müssen, demnächst komplett damit aufhören zu müssen. Wir fuhren den Slea Head Drive (sehr empfehlenswert!) entlang und landeten schließlich im Blasket Centre. Wir waren anfangs etwas skeptisch, ob es sich als interessant erweisen würde, aber es war letztendlich mehr als das. Ein extrem gut gemachtes ‚Museum‘, das einen Blick in das Leben der letzten Bewohner von Greater Blasket bietet, der uns für eine ganze Weile gefangen nahm. Es gibt u.a. eine sehr aufschlussreiche Dokumentation zu sehen, desweiteren beeindruckende Fotos mit Zitaten aus dem literarischen Werk der Bewohner, von denen die letzten 1953 evakuiert wurden. Alles sehr schön aufbereitet und dargeboten.
Den Rest des Tages verbrachten wir dann mit der Fahrt über den Slea Head Drive und sahen herrliche Küstenabschnitte – leider vorwiegend in Irish Mist gehüllt. Zuletzt landeten wir noch am Inch Beach, an dem eine Szene aus „Ryan’s Daughter“ spielt.
Fürs Abendessen kehrten wir in Ventry im „The Skipper“ ein. Der Besitzer hieß Paddy Chauvet. Chauvet? Wir hatten ihn durch Zufall gefunden – unseren französischen Koch! Hier hat er also sein neues Lager aufgeschlagen. Und er enttäuschte uns nicht. Das Essen war super.
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