Jedenfalls manchmal. Unter bestimmten Voraussetzungen. Als heute morgen der erste Pfirsich als Fallobst unterm Baum landete, befummelte ich mal gleich die anderen.
Die in den unteren Etagen waren reif! Ich bin sicher, dass ich mir das erleichterte Seufzen nicht eingebildet habe, während ich die ersten zwei Kilo in die Schüssel pflückte. Der Baum atmete ein. Und dann ganz langsam und sehr erleichtert wieder aus.
Was ich mit diesem Baum schon gelitten habe! Mehrfach hasste ich mich selbst dafür, dass er in unserem kalten, windigen Garten und nicht in einem sonnenbeschienenen, windgeschützten Weinberg stehen muss.
Aber er ist zäh. Und auch die mittlerweile im Frühjahr zur Routine gewordene Kräuselkrankheit schockt ihn nicht mehr. Und so unattraktiv seine Früchte auf den ersten Blick aussehen, so köstlich sind sie. Vorausgesetzt, man gibt ihnen etwas Zeit, um wirklich vollreif zu werden.
Und da ich ja nun einmal versprochen hatte, Marmelade herzustellen und in die Hauptstadt zu schicken, falls der Baum – oder wenigstens Teile der Ernte – in diesem Jahr überleben sollte (so wie man verspricht, eine Kerze aufzustellen, wenn…), machte ich mich gleich heute mit den ersten Pfirsichen an die Einlösung des Versprechens.
Was ich auch noch loswerden muss: Das oben sind Weinbergpfirsiche. Richtige Weinbergpfirsiche. Sie wachsen in Deutschland vor allem an der Mosel. Sie sind von außen hässlich, haben eine dicke, pelzige Schale und sind innen herrlich rot.
Was man bisweilen in Supermärkten neben dem Etikett „Weinbergpfirsich“ sieht, sind Teller- oder Plattpfirsiche. Gequetscht, innen gelb, auch lecker – aber eben ganz anders. Für mich ist ein Weinbergpfirsich rund, außen hässlich-haarig und innen rot. Basta!
So. Jetzt aber zur Marmelade. Da braucht es keinen Schnickschnack. Der Pfirsichgeschmack langt vollkommen.
Zutaten
- 2 kg rote Weinbergpfirsiche (ergab - ich habe es nachgewogen - etwa 1,2 kg reines Fruchtgewicht)
- 600 gram Gelierzucker 1:2
- Saft einer halben Zitrone
- 1 wönzöges Schlöckchen Himbeergeist (für die Erwachsenenvariante)
Anleitung
- Pfirsiche kreuzweise einritzen, für etwa eine Minute in einen Topf mit kochendem Wasser geben, abschütten und sofort gründlich mit kaltem Wasser abschrecken.
- Haut abziehen und entkernen. Hier würde ich zu Gummihandschuhen raten - außer man muss in den nächsten Tagen nicht unter Leute.
- Pfirsichfleisch in einen Topf geben und mit dem Stabmixer fein pürieren. Wer es stückig mag, legt etwa ein Drittel der Pfirsiche beiseite, schneidet sie in feine Stückchen und gibt sie nach dem Pürieren zu.
- Gelierzucker und Zitronensaft einrühren und der ganzen Sache ordentlich Feuer geben. Sobald es blubbernd zu kochen beginnt, auf die Uhr schauen. Nach vier Minuten erst Schnaps zugeben und dann alles in heiße, sterilisierte Twist-Off-Gläser füllen. Sofort fest verschrauben. Auf einem Küchenhandtuch abkühlen lassen.
Dieser Duft! Diese Farbe! Ich glaube, wenn der letzte Pfirsich geerntet ist, versuche ich mich mal als Tree hugger… Danke, Baum!
Jetzt könnte man meinen, die Küche wäre klebrig genug gewesen. Weit gefehlt. Ich hatte noch einen großen Plan. Nicht umsonst hatte ich mich vergangene Woche mit neuem Equipment ausgestattet: Patis rapide Formen. Die wirkten beim ersten Anblick so praktisch, dass ich sie haben musste. Und wo ich gerade dabei war: So eine Schablone für zweifarbigen Biskuit ist ja auch toll.
Vorletzten Freitag hatte ich nämlich auf Anraten des Gatten „Kaffee oder Tee“ auf SWR eingeschaltet, da dort „Sahnige Cassistörtchen“ zubereitet werden sollten.
Und als ich dann am vergangenen Wochenende von meiner Mutter rote Johannisbeeren überreicht bekam, die sie für mich eingefroren hatte, da unsere roten Sträucher ja in diesem Jahr irgendwie nicht getragen hatten, beschloss ich kurzerhand, das mal in rot statt in schwarz anzugehen. Inklusive Muster im Biskuit!
Ich sag’s lieber gleich: Es ist eine langwierige Angelegenheit. Allein die Abkühl- und Gefrierzeiten zwischendurch… Aber es war so hübsch! Und es sah so wahnsinnig lecker aus. Ich wollte es unbedingt! Und außerdem mussten die Johannisbeeren ja nun auch weg. Mein Platz im Gefrierschrank ist nämlich derzeit extrem begrenzt.
Was ich auch lieber gleich sage: Die Sache mit dem zweifarbigen Biskuitrand ist nicht einfach. Zumal mich die Menge an dunklem Teig dazu verleitete, zwei Bleche Biskuit herzustellen, wofür dann der helle Teig wieder nicht ausreichte. Ein Teufelskreis! Sobald ich die Mengenangaben nach einen weiteren Test modifiziert haben werde, gibt es das angepasste Rezept. Vorweg: Die Crème schmeckte auch mit roten Johannisbeeren ausgezeichnet. Leider etwas spät für die Johannisbeersaison.
Und wo wir gerade bei der Crème sind: Mehr als die Crème konnten wir heute auch nicht probieren. Die Törtchen sind nämlich immer noch nicht fest genug, um sie aus den Formen zu lösen. Wer weiß, ob sie es jemals sein werden… Reste der Crème hatte ich in zwei Gläschen gefüllt. Die gab es dann heute als Dessert. Und „morgen ist ein neuer Tag“… Hoffe ich jedenfalls…