Lustiger Tag heute irgendwie. Zuerst ging gar nichts – Schneemassen und Schneeverwehungen soweit das Auge reichte. Immerhin hatte es die ganze Nacht über lustig weitergeschneit und der Wind hatte auch nicht nennenswert nachgelassen. Die Schneeverwehungen im Garten wirkten wie eine Rampe zum Vogelhäuschen hin. Noch zwanzig Zentimeter mehr und die Katze könnte bequem mal nach dem Rechten sehen, ohne ihre Sprungmuskulatur übermäßig beanspruchen zu müssen.
Auch vor dem Haus sah es recht wüst aus. Vor der Haustür gab es eine Verwehung von ca. einem halben Meter Höhe. Nachdem ich endlich den Weg zum Briefkasten und zu den Parkplätzen freigeschaufelt hatte, traf der Schneepflug ein und schüttete genau an der Stelle, die ich gerade befahrbar gemacht hatte, einen hübschen Wall auf. Grrrr…
Max‘ Bus kam sogar. Allerdings war er nicht schnell genug, um den Anschlusszug in Idstein noch zu erreichen. Das bedeutete für ihn, dass er sich von einem weiteren Urlaubstag innerlich verabschieden konnte, und für mich, dass ich mich auf den Weg nach Idstein zum Bahnhof machen durfte, um ihn wieder einzusammeln. Nach der gestrigen Fahrt gab ich diesem Versuch keine großen Chancen. Das Puntili war nämlich bergauf derart zickig gewesen, dass ich nicht damit rechnete, dass es den Weg heute noch schaffen würde. Tat es aber. Ohne den geringsten Aussetzer. Spontane Selbstheilung? Keine Ahnung!
Den Rest des Vormittags verbrachte ich mit dem Verpacken der Weihnachtsgeschenke. Besonders das Tetris-Paket für die Insulaner bereitete mit dabei einiges Kopfzerbrechen. Schließlich schaffte ich es aber doch noch, die einzelnen Geschenke so ineinander zu verkeilen, dass der Deckel sich schließen ließ. Wenn jetzt endlich mal das letzte Inhaltsstück eintreffen würde, könnte es auch endlich seine Reise antreten. Pünktlich wird es wohl ohnehin nicht mehr sein. Das fehlende Geschenk ist zwar schon DHL anvertraut worden. Sein weiterer Weg lässt sich jedoch nur ganz schlecht verfolgen, da die DHL-Server überlastet zu sein scheinen. Mittlerweile bekomme ich bei der Paketverfolgung nur noch „Seiten-Ladefehler“-Meldungen.
Doch das ließ sich angesichts des zu erwartenden Highlights locker wegstecken. Am späten Abend ging es nämlich zusammen mit dem Bauherren zur „Idsteiner Sternennacht mit musiksynchronem Barockfeuerwerk“. Da waren aber Kamera und Stativ Standardausrüstung und immer am Mann zu führen. Wir erfroren fast, kamen am überfüllten Glühweinstand nicht zum Zug, aber immerhin überlebten wir es. Es war deutlich weniger beeindruckend, als wir vermutet hatten. Von dieser Meinung ließen wir uns auch durch einen älteren Herren nicht abbringen, der neben uns zu seiner Begleiterin sagte: „Mensch! Idstein – das ist schon was! Und wir waren dabei!“ Nun ja… Und wegen der blöden Bäume, die auch „dabei“ waren, sind die Fotos vom Super-Feuerwerk auch am Ende wenig beeindruckend.
Auf dem Weg zum Auto geriet der Bauherr angesichts eines weiteren Glühweinstandes dann völlig aus dem Häuschen. „Gib mir einen Stift! Sofort!!!“ – das konnte nur eines bedeuten: brutale Latein-Grammatikfehler. So hatte er zuletzt reagiert, als wir in Mainz am Wagen eines häuslichen Pflegedienstes mit „Pro Salus“-Firmenschriftzug vorbeiflanierten. Er war kurz davor, den Glühweinausschenker so lange in seinen Glühwein zu tunken, bis er die beiden Worte ordentlich dekliniert und in die richtige Form gebracht haben würde. Da stand „Vino Mundus“. Erst kurz vor dem Auto konnte er sich wieder beruhigen. Da kam ihm nämlich die Idee, dass „Vino“ ein Dativ sein könnte, und der Idsteiner Ladeninhaber ein verhinderter Altphilologe. „Dem Wein die Welt!“ – der Abend war gerettet! Wir steckten zu Hause gleich eine der Fritz-Keller-Aldi-Edition-Weißweinflaschen in den Schnee. Pro salute, amici!