Das waren Max‘ Worte, als ich ihn darauf hinwies, was für heute Abend geplant ist. Er ist nämlich auf Übernachtungsbesuch. Und er freut sich wirklich sehr, mit Mutti den ESC anschauen zu dürfen.
Kein Wunder. Das wird sicher ein schöner Abend. Tja… Wäre er an Muttertag gekommen, wäre ihm das erspart geblieben. Pech für ihn, Glück für mich. Und für den Bauherren, der gleich geschmeidig und großzügig seine Sofapartnerrolle an Max abgetreten hat.
20:25 Uhr: Auf meine wiederholten Aufforderungen zur ARD zu wechseln, erhalte ich nur ein gemurmeltes „Kann man sich eigentlich selbst mit einem Kissen ersticken?“ als Antwort. Egal. Ich freu‘ mich schon. Also nicht auf das Kissen, sondern auf die bevorstehende, alljährliche Gruselshow.
20:33 Uhr: Endlich! Countdown für Malmö. Blöderweise mit einem Lena-Müller-Wohlfahrt-Auftritt, als ich Max gerade zum Umschalten bewegt hatte. Gut. Etwas Verlust ist immer. Obwohl… Ich hasse Barbara Schöneberger. Ungefähr so wie Max den ganzen ESC.
20:38 Uhr: Ich: „Wer ist die Blonde?“ Max: „Interessiert mich nicht.“ Beide: „Aaaahhh! Florian Silbereisen!!!„ Max zum gerade eintretenden Bauherren: „Geh‘, solange du noch kannst!“ So. Geht gleich los. Hoffentlich.
20:44 Uhr: Bauherr: „Wieviele Beiträge sind es? Sechsundzwanzig?“ Max (wimmernd mit ersterbender Stimme: „Sechs… und… zwanzig…?!“
21:02 Uhr: Yep. Endlich Schluss mit dem Vorgeplänkel und vor allem mit Barbara Schöneberger. Zeit zum Durchatmen.
21:06 Uhr: Einmarsch der Gladiatoren. Max stellt fest: „Habt ihr nur alkoholfreies Bier?!“ Ja. Haben wir. Aber wir haben alles mögliche andere. Will er nicht. Er geht auf einen Sprung zu tegut. Der hat nur bis 22 Uhr geöffnet. Eine Übergangsflucht also. Keine echte Lösung.
21:13 Uhr: Froonkreisch. „L’enfer et moi“ – wäre das nicht Amandine Bourgois sondern das Merkel, müsste es heißen „L’enfer c’est moi“. Patricia Kaas auf Pernod im Stroboscop-Rausch. Zu „Kiss“ fehlt nur die schwarz-weiße Gesichtsbemalung. Gruselig…
21:17 Uhr: Litauen. Ich nehme an, sein Geschichtsunterricht ist spannender als dieses Lied. Fängt an wie Dave Gahan und nervt dann nur noch. Also noch mehr. So richtig. Und diese Gestik… Damit ist schon Mosi Moshammer damals im Vorentscheid gescheitert. Und wir wissen alle, wie die Geschichte endete.
21:22 Uhr: Moldawien? Ich hatte mich gerade halbwegs an Moldau gewöhnt. Peter Urban bringt mich etwas aus dem Konzept. Die Frisur der Sängerin erinnert mich allerdings an etwas Schönes: „Leningrad Cowboys go America“. Und einen Wodka könnte ich bei soviel Inbrunst auch vertragen. Keiner da. Dann halt Sekt nachschenken.
21:26 Uhr: Finnland. Boah. Näh. Spontane Toilettenpause.
21:30 Uhr: Die Ex von Fenando Alonso. Mit Dudelsack. Steht wohl jetzt auf David Coulthard. Noch so ein Schockauftritt. Gruselig. Soll das Gesang sein? Nie zuvor habe ich jemanden so schlecht singen gehört – außer mir selbst früher auf selbstaufgenommenen Cassetten. Max – inzwischen zurück mit Bier – starrt mit offenem Mund auf diesen musikalischen Super-GAU. Wir können nicht reden. Wir sind zu entsetzt.
21:33 Uhr: Belgien. Peter Urban kündigt mit schicksalsschwangerer Stimme Schreckliches an. Die Spannung steigt. Nach vier Zeilen glaube ich Max, dass das Englisch sein könnte. So schrecklich, wie Peter Urban sagte, sind die Tänzerinnen nicht mal. Da haben wir aber schon Schlimmeres ertragen müssen. Gut. Sie sind total überflüssig und sehen wie Klone der jungen Stephanie von Monaco aus… Ach, vergessen wir es.
21:38 Uhr: Estland. Das Kleid und die Haare fliegen herrlich dank Windmaschine. Nebel gibt es auch. Und nicht zu knapp. Piti sitzt vermutlich immer noch auf dem Trockenen. Bisher habe ich nichts Erträgliches gehört. Das tut mir leid 😀
21:42 Uhr: Weißrussland. Oder wie meine Exkollegin zu sagen pflegte „Belarussland“. Wo ist Tarkan? Das ist doch ein Lied von ihm, oder? Max enspannt sich: „Aber heiß isse schon…“ Armchoreographien à la Shiva scheinen total angesagt zu sein… Toll…
21:46 Uhr: Malta. Die Passenger-Stimme singt ein lustiges Liedchen. Zeit für ein Bier, Piti? Geht doch – wenn man den Text ignoriert. Und nicht auf den Bildschirm schaut. Und die ockerfarbene Hose und überhaupt den ganze Typen großzügig übersieht. Na gut – nicht der totale Bringer. Ich geb’s zu. Aber erträglich.
21:50 Uhr: Russland. Celine Dion in babyrosa. Ich muss brechen. Ganz furchtbar. Tu das da weg!!!!
21:53 Uhr: Deutschland. Natalie Horror… ääähhh… Horler. Ich schäme mich schon vor dem Auftritt. Man weiß ja, was kommen wird. Die Halle kocht. Max hat immer noch nicht mehr als ein halbes Bier getrunken. Seltsam. Sind das Regina Halmich und Susanne Fröhlich im Background-Chor?
21:59 Uhr: Armenien. Max vermisst den Mittelteil der Monobraue des Sängers und lacht über den Keyboarder. Wie gemein. Aber er scheint sich zu entspannen. Er trinkt einen Schluck Bier. Das Lied inklusive Windmaschine ist gruselig. Grottig. Danke, Peter Urban. Jetzt hasse ich die Musketiere…
22:02 Uhr: Total lustiger Stockholm-Einspieler. Atmen, Flax, atmen.
22:05 Uhr: Niederlande. Laut Urban ein Lied über „sterbende Vögel, die von den Dächern fallen“. Klingt toll. Nach einer halben Minute beneide ich die Vögel. Wieso lacht Anouk eigentlich so blöd, wenn sie das singt? Ich lege mich mal fest: der langweiligste Titel des Abend. Da will man nicht mal einen fiesen Scherz drüber machen. Sekt. Wo war doch gleich der Sekt?
22:09 Uhr: Rumänien. Klaus Nomi auf transilvanisch. Mit Tänzern, die nichts als Strumpfhosen tragen. Bis zum Hals. Tja Nun. Reißt einen ja nun auch nicht wirklich vom Hocker. Schlimmer ist nur noch der Urban-Kommentar. Und wahrscheinlich auch der nächste Song.
22:14 Uhr: England. Nach Engelbert schicken die Insulaner nur den nöchsten Gruftie ins Rennen. Bonnie Tyler. Die konnte ich noch nie ab. Hat den gleich Maskenbildner wie Linda Evans im „Denver Clan“. Wenigstens passt alles: Schreckliche Frau, schreckliches Lied, schrecklicher Auftritt. Sektsektsektsekt.
22:17 Uhr: Schweden. Der Bauherr kommt kurz vorbei und meint, es wäre an der Zeit, einmal etwas Positives zu schreiben. Also gut. Ich versuche es mal. … Ich hab’s versucht. Es geht nicht. Der etwas speckige Justin Bieber mit seinen Sekretärinnen schafft mich. Der Bauherr prophezeit ihm einen erdrutschartigen Sieg. Ich will sterben. Oh. Pyrotechnik in Vollendung. Ooops. Vorbei.
22:22 Uhr: Ungarn. Ein Philosoph also. Sorry. Sacht mir nix. Max fühlt sich an Rolf Zuckowski erinnert, der Bauherr an „Schni-schna-schnappi, das kleine Krokodil“. Wahrscheinlich musste der Sänger nach seinem Rausschmiss bei der Piratenpartei nach Ungarn emigrieren.
22:26 Uhr: Dänemark. Sterntaler mit zwei Gardeoffizieren aus der Meenzer Fassenacht. Shakira ohne Hüftschwung. „Adieu, mein kleiner Gardeoffizier“. Wolle mer se rauslasse? Yep! Der Bauherr merkt an, dass er sehr froh ist, dass Kierkegaard das nicht mehr miterleben muss.
22:32 Uhr: Island. Land der Geysire. Ähnlich aufregend wie Sven Hieronimus. Es verschlägt uns allen die Sprache.
22:34 Uhr: Aserbaidschan. „Hold me“ – ja. Halt mich. Halt mich jetzt einfach nur fest. Denn ansonsten laufe ich jetzt weg. Weit weg. Alles schon mal gehört. Sensationelle Choreografie. Ah! Der rote Teppich. An einer Frau befestigt. Rosenblätter. Glaskasten. Hier wird dem Zuschauer wirklich was geboten. Dramatik. Inbrunst. Puh.
22:38 Uhr: Griechenland. Ska? „Alcohol is free“? Klingt erstmal interessant. Und sympathisch. Und isses auch. Ich habe mich entschieden: Die Griechen müssen gewinnen. Auch, wenn Florian Silbereisen sie gut fand. Ein Ouzo für meine guten Freunde. Für meine sehr guten Freunde!
22:42 Uhr: Ukraine. „Igor!“ – „Meister?“ 2,34 Meter – Respekt. „Gib ihr doch mal eine Chance. Macht doch einen netten Eindruck“ – sagt der Bauherr. Er hat sich jetzt anscheinend dauerhaft zu uns gesellt. Wie kommt’s? Vielleicht wegen des „netten Eindrucks“. Hihi. Er prophezeit den zweiten Erdrutsch. Max wünscht sich gerade etwas wie Weltuntergang, Klimakatastrophe, Verschiebung der Erdachse. Halt irgend etwas, das den ESC vorzeitig beendet.
22:46 Uhr: Italien. Ähemmm… Das Netteste, das mir einfällt, ist: „… aber schönes, volles Haar…“. Mehr gibt es dazu auch nicht zu sagen. Ein ziemlich steifer und temperamentloser Italiener. Der Bauherr meint, der Herr sei Glööökler-Fan und wolle sich mit diesem Lied ins Herz des Cavaliere singen.
22:51 Uhr: Norwegen. Brunhilds Rache. In blond. Fürchterlich. Mir fällt schon wieder nichts Nettes ein.
22:54 Uhr: Georgien. Vorletztes Lied. Eine Ballade. Oh je. Nun also doch noch das obligatorische Duett. Max macht einen allgemein etwas verstörten Eindruck. Eindeutig zu wenig Bier. Funkenregen und Trockeneis. Wo ist die Windmaschine? Orkanmaschine. Ja, da ist sie! Max atmet auf. Letztes Lied.
22:59 Uhr. Irland. Aufgemalte Tatoos an den Tänzern, ein Lederanzug an einem braven Bubi – und ein Lied, wie es schlimmer aus Irland nicht kommen könnte. Der Bauherr befürchtet, dass die Tänzer in einem SM-Studio von George Michael gecastet wurden. Oder Schlimmeres. Oder beides. Der Kerl ist jedenfalls kein Ire. So einen haben wir in ganz Irland nicht getroffen. Da steckt ein Engländer im Stammbaum.
23:02 Uhr: Wir stellen gerade entsetzt fest, dass das des Merkels Oslo-Kleid in pink ist. Das Ding, das die Moderatorin trägt. Dazu die Winehouse-Frisur – mutig! Gut. Der Schnelldurchlauf folgt. Und dann endlich die Punktevergabe. Die Herren sind erschöpft und schenken sich Whisky. Der Bauherr meinte, jetzt ginge nur noch ein Lagavullin. Torf desinfiziert. Mahlzeit! Ich suche mal die angebrochene Sektflasche.
23:34 Uhr: Jetzt liegt endlich auch der schrecklichste Auftritt des Abends hnter uns. Und er geht nicht mal in die Wertung ein. Das total lustige Schweden-Medley im Blauer-Bock-Stil war dann wirklich kaum auszuhalten. Aber jetzt gibt es ja Punkte. Endlich. Dachte ich – als „The winner takes it all“ erklang. Ich will nicht mehr. Keine Musik mehr, bitte! Wer ist die Frau? Egal. Weg da, böse Frau. Wegwegwegwegweg!!!
00:28 Uhr: Aus. Aus. Der ESC ist aus. Frau Horler ist da, wo sie hingehört. Die Spanierin auch. Gewonnen hat das rührende kleine Sterntaler, vor dem aserbaidschanischen Glaskasten und des Bauherren „nettem Mädchen“. Die Griechen und der witzige Malteser lagen immerhin im vorderen Drittel.
Im heimischen Wohnzimmer liegen zwei erschöpfte Herren rechts und links von mir auf dem Sofa. Piti ist wahrscheinlich verdurstet. Und ich bin sehr, sehr müde. Happy birthday, Tine! Bis morgen.
Juhu, ich bin wieder dabei. Bestens vorbereitet sogar: https://www.youtube.com/watch?v=rAzmvBcUPuc
Diesmal mit Trinkspiel. Für jedes anhörbare Lied ein Bier. Hab‘ mir zwei Bier bereitgestellt. Sollte reichen. =)
Die anderen zwei erträglichen sind schon in der Quali gescheitert. Eins von unserem Cancer of Eurovision (ohne Scheiß, mir graut vor mir selbst :argh:) und das andere von Montenegro.
Auf einen unterhaltsamen Abend! ^^
prost! habe beschlossen, einfach bei jedem lied sekt zu trinken. wird schon! 😀
Für die Dame mit der David-Bowie-Leningrad-Cowboys-Gedächtnisfrisur habe ich mir immerhin schon mal einen :coffee: gegönnt, sonst hätte ich das bis jetzt nicht wach durchgestanden…
Malta? Da muss ich im Keller gewesen sein. Sprudel holen.
da fließt aber heute abend auch der sprudel in strömen. was anderes gibt’s nicht – zumindest für dich :fg: *hicks* 😀
Singt der gerade „who can stop it“? 😆
ich befürchte es 😀
Alcohol, alcohol, alcohol bleibt zu. X(
wieso? ach menno!
Ohne Spitzhüte gibt’s für so einen Auftritt kein Pardon. :noe:
Und jetzt noch der italienische Dramazotti. Dann dürfte das Schlimmste überstanden sein.
du meinst, es wird besser? mit elektro-pop?!
Norwegen? Ähm… verschämtes *zisch*. Skol!
ich bin entsetzt 😀
Schrecklicher Gewinnersong. Ich hasse ihn schon nach zweieinhalb mal Hören innig. 😀
Platz 4 für Blondie (und vor den Griechen!) versöhnt dann doch etwas. Statt Emmi aus dem Wald gibt’s noch ein übriggebliebenes „Waldhaus“. Danke und gute Nacht! =)
… und das gute gefühl, dass es jetzt wieder ein jahr dauert bis zum nächsten esc-abend 😀