Jetzt bin ich ja mal gespannt, wie man die Autofähnchen auf Halbmast flaggt. Es herrscht „Schland unter!“ Der Heimweg aus dem Büro gestaltete sich deutlich zeitintensiver als geplant. Da ich gestern keine Lust hatte und heute morgen zu knapp dran war, war kurz nach eins noch tanken angesagt. Mit leerem Tank auf noch leereren Straßen zu liegen, konnte ja nicht der Plan sein.
Den Fernseher erreichte ich dann just in dem Augenblick, als der Schiedsrichter sein zerstörerisches Werk fortsetzte, indem er den goldigen Miro Klose trotz dessen treuherzigen Dackelblicks unbarmherzig des Platzes verwies. Frechheit! Der wollte doch nur spielen!
Kurz darauf war dann ja auch bereits Halbzeitpause. Zeit genug, wegen dieses spanischen Schiedsrichters einen Wutanfall zu bekommen, ihn, seine Kinder und Kindeskinder bis ins zehnte Glied mit einem fiesen Fluch zu belegen und sich gaaaanz langsam wieder zu beruhigen. Aber der nächste Aufreger war ja nicht weit. Deutschlands cleverster und sprachgewandtester Spieler Poldi Podolski versemmelt einen Elfer. Versemmelt! Den Elfer! Da ging sie dann unter, die MS Germania, dümpelte noch kurz in Ufernähe und kippte dann behäbig zur Seite. Capt’n Jogi schoss scharf mit Trinkflaschen, schnickte patzig sein Stirnhaar aus dem Gesicht und ging dann wutschnaubend von Bord. Leider nicht für lange. Spätestens Dienstag wird er wieder mit seinem Leichtmatrosen Hansi beschwingt und in feinstem Zwirn auf der Brücke stehen. Land in Sicht. Ghana auf zwanzig Uhr. Grmpf!
Und während sich die USA gerade ein heißes Gefecht mit Slowenien liefern, drehen die Meerschweinchen nochmal richtig auf. Wenn das so weitergeht, kriegt Hennes gleich die gelb-rote Karte. Er lässt Egon einfach nicht in Ruhe. Ständig quiekt und hüpft er um ihn herum und scheucht ihn durch den Käfig. Die beiden Herren haben heute eine letzte Ladung Haselnusszweige von meiner Kollegin mitgebracht bekommen. Das scheint ihnen etwas zu Kopf zu steigen. Immerhin haben sie sich eben artig bedankt.
Morgen kehren sie zurück nach Hause. Schade. Ich werde sie echt vermissen. Nachher stopfe ich als Abschiedsgruß noch etwas Löwenzahn in sie rein. Ich denke, das wird ihnen lieber sein als viele Worte und tränenreiche Abschiedsszenen.
Apropos „Abschiedsszenen“: Da war doch tatsächlich zu lesen, dass den Nordkoreanern vier Spieler abhanden gekommen waren (Zeit-Link). Und zwar ganz ohne dass spanische Schiedsrichter in der Nähe waren. Mittlerweile wurde die Meldung wohl dementiert. Mal gespannt, wer und in welcher Mannschaftsstärke man sich nun tatsächlich beim Spiel gegen Portugal den „Fans“ präsentieren wird. Es bleibt spannend.
Vor allem angesichts der Tatsache, dass mein Lieblingstorwart Robert Green heute den Abend auf der Bank verbringen muss. Der Ärmste! Capello versucht es heute mit ihm hier. Bleibt nur zu hoffen, dass er nicht auch den Seaman macht.