Heute hatte ich ein Auferstehungserlebnis der ganz besonderen Art. Im letzten Herbst hatte ich nach der Schädlingsattacke auf die Johannisbeersträucher ein Exemplar als „Hoffnungsloser Fall – Diagnose: Tod durch Raupenfraß“ neben den Komposter geworfen.
Dort lag er seitdem zusammen mit den Hibisken, die allesamt den Geist aufgegeben hatten, den gesamten Winter über.
Vor ein paar Wochen hatte ich Grünabfall zum Kompost gefahren, und kurz über eine weitere Fahrt mit den Strauchgerippen nachgedacht, das dann aber doch aus Faulheit verworfen. Immerhin hatte ich sie da schon auf die Schubkarre geladen. Und da lagen sie seitdem.
Als heute mein Blick darauf fiel, wunderte ich mich nur, was da denn so grün ist. Bei genauerem Hinsehen erkannte ich das Wunder: Der Johannisbeerstrauch („Weiße Versailler“) hatte den kompletten Winter bloß und nackt auf einem Stapel toten Holzes verbracht und trotzdem überlebt! Ich stimmte innerlich eine Mischung aus „Auferstanden aus Ruinen“, „Halleluja, Johannis lebt!“ und „Lebt denn der alte Versailler noch…?“ an.
Jaaaaaa, er lebt noch! Die Natur setzt sich eben doch bisweilen wider jede Vernunft durch. Ein beruhigendes Zeichen. Ich gab dem Strauch sofort einen Ehrenplatz, besprühte ihn flott mit einem Insektizid, das verhindern würde, dass ihm ein ähnlicher Kahlfraß wie im vergangenen Jahr zustieße, und war innerlich total angefüllt mit Freude – als ich rückwärts in die Spitze eines dreizackigen „Wolf“-Grubbers trat.
Schön, dass einen die eigene Dummheit in solchen Momenten wieder auf den Boden der Tatsachen zurückholt. Danke!
Die Arbeit des Tages war zu diesem Zeitpunkt allerdings bereits so gut wie erledigt. Der Bauherr hatte den Rasen gemäht, wir hatte gemeinsam Unmengen von Unkraut aus den Beeten entfernt, und zwei Sorten Pesto waren auch bereits hergestellt und in Gläsern verstaut. Die Zubereitung des Abendessens war dann irgendwie auch kein Problem mehr. Der Schrecken war am Ende größer als der Schaden. Puh!
Auch nett: Es gaben sich wieder alle möglichen interessanten Vögel die Klinke bzw. Mandelblüte in die Hand. Des Bauherren Baum ist so beliebt wie nie zuvor.
Mal gespannt, wie blöd die alle schauen werden, wenn ich ihn nach der Blüte wieder komplett auf Spazierstockgröße zurecht stutze. Ohne den Druck einer Krankheit wird das in diesem Jahr noch schmerzhafter als im vergangenen.
Die Nistkästen sind blöderweise immer noch beide vakant. Ich hoffe doch sehr auf kurzentschlossene Mieter. Ohne Meisenküken wäre das Frühjahr kein Frühjahr. Zumindest scheint das so nach dem letztjährigen, spannungsgeladenen Ausflug …
Morgen geht es jedenfalls dem letzten Löwenzahn an den Kragen. Der Bauherr und ich sind jedenfalls motiviert bis in die Haarspitzen. Und wenn ich nicht wieder in irgend etwas Spitzes oder Scharfes oder Gefährliches trete, war das dann auch ein perfektes Wochenende.