Wie immer, wenn dringend irgendein Papier gebraucht wird, muss ich mich erst mühsam auf die Suche begeben. Und eigentlich wollte ich auch längst mal wieder „Ablage gemacht“ haben. Im Büro klappt das hervorragend. In meinen privaten Unterlagen nur ansatzweise. Immerhin wusste ich, wo der Fahrzeugbrief ist. Jetzt müsste ich nur noch die letzte TÜV-Bescheinigung finden…
Wie immer wird sie irgendwann auftauchen, aber wie oft ich mich bis dahin selbst verflucht haben werde, ist schwer abschätzbar.
Deshalb lenke ich mich jetzt erstmal mit diesem Blogeintrag und anschließend mit der Zubereitung des Abendessens ab, bevor ich meine Suche fortsetzen werde. Ohne Pausen zwischendurch wird man am Ende wahnsinnig und hasst sich mehr als gesund ist.
Morgen wird jedenfalls mein gutes, altes Puntili den Besitzer wechseln. Eben habe ich es nochmal gewaschen, ausgesaugt und übergabefein gemacht. Und jetzt verbringt es also die letzte Nacht vor unserem Haus. Wenigstens steht es kuschelig im Carport. Das hat es auch verdient für fast zehn Jahre treuer Dienste. Allein für die unzähligen Baseball-Fahrten müsste man ihm noch eine Heizdecke rausbringen, falls es heute Nacht etwas kühl werden sollte. Es bricht mir am Ende nach so langer Zeit schon irgendwie das Herzchen, es herzugeben. So lange habe ich noch nie ein Auto gefahren.
Als ich es am 28. Juni 2001 im Autohaus abgeholt habe, war das schon ziemlich knapp. Max und ich wollten nämlich zwei Tage später für zwei Wochen an die Nordsee fahren. Und mein alter Ford hätte das wohl kaum noch überlebt. Jedenfalls traf es auf den letzten Drücker ein, wir holten es ab und fuhren es Richtung Norden. Max war acht und durfte auf dem Beifahrersitz sitzen. Und es roch total neu. Und wir hupten bei allen Schnapszahlen auf dem Tacho – und am Anfang waren das ziemlich viele (11, 22, 33, 44, …) – und amüsierten uns köstlich.
In all den Jahren transportierte ich unzählige Baseballer und deren Equipment zu annähernd allen Fields dieser Nation, Kolleginnen zu Aldi-Angeboten, Baustoffe, Lebensmittel und Inventar zum Haus, bewegte Büchermassen durch Hessen, ließ mich von Max zunehmend vom Beifahrersitz aus terrorisieren („…der hat mehr PS… der auch… und der erst… ach, eigentlich haben alle mehr PS als du…“), kutschierte ihn trotzdem seit unserem Umzug jeden Freitag nach Mainz und jeden Sonntag wieder zurück – meistens mit einem Rad im Kofferraum. Die Räder wechselten – das Puntili nicht.
Als ich mit dem Bauherren zum ersten Mal zum Essen verabredet war, stand ich mit meinem azurblau-metallic-farbenen Freund am Kasteler Bahnhof, nachdem ich während der Fahrt vor Aufregung den Fahrersitz im Berufsverkehr auf der Theodor-Heuss-Brücke durchgeschwitzt hatte, und wartete auf ihn. Später waren wir gemeinsam im Allgäu, in Nizza und in Savoyen im Urlaub. Und stets verrichtete das Puntili treu seinen Dienst. Jetzt hat es mehr als 165.000 Kilometer auf dem Tacho. Und keiner davon war doof. Und ich vermisse es irgendwie jetzt schon.
Mehr vermisse ich augenblicklich eigentlich nur den TÜV-Bericht. Und den werde ich jetzt mal weitersuchen. Irgendwo muss er doch schließlich sein. Grrrrr…
Ab vom Thema Auto – hin zum Thema Radioaktivität. Wie bizarr wird das deigentlich gerade?! Foodwatch meldet folgendes: „EU: Höhere Grenzwerte als nach Tchernobyl“, während das sich in der Welt schon wieder ganz anders liest. Und die Süddeutsche bringt das hier: „Panikmache für Anfänger“. Wie wäre es mal mit einer Stellungnahme unserer gewählten Vertreter? Nur so… Um mich weiterhin vom TÜV-Bericht abzulenken…
Huhu,
oh – ist das traurig… Ich durfte auch einmal für eine Fahrt an die Nordsee auf
deinem Beifahrersitz Platz nehmen. Zum hupen kamen wir allerdings auf Gund
unserer angeregten (oder ununterbrochenen) Konversation nicht. Das Auto war
genauso tapfer wie die Kinder auf dem Rücksitz.
Vielleicht schafft ihr es ja Freunde zu bleiben, auch wenn die Trennungswünsche
wohl mehr von dir ausgingen….. (nicht immer schön, wenn man gegen was
„Jüngeres“ ausgetauscht wird.
L.G. Tine
stimmt. er war ja sogar zweimal an der nordsee! und dass wir nicht gehupt haben, lag daran, dass später die hup-intervalle 11.111 kilometer und mehr betragen. aber wahrscheinlich hätten wir auch
eine schnapszahl nicht bemerkt. du hast schon recht 😀
heute habe ich ihn wiedergesehen. er war nicht böse. nur ein bißchen traurig. ich auch. und die beiden puntilis sind sich zum erstmal begegnet. demnächst darfst du mal in dem neuen mitfahren =)