Was für ein Tag für Hessen. Da reißt unser herrlicher Ex-Ministerpräsident doch tatsächlich den zweiten lukrativen Job innerhalb weniger Tage auf, während am 1. Oktober 183.601 weitere Hessen laut Statistik arbeitslos waren, also nicht mal einen einzigen Job hatten. Da ich nicht annehme, dass es Herr Koch selbst ist, der die schöne glatte Zahl zerstört hat, wäre es doch nett, wenn er wenigstens den weniger lukrativen Posten als Aufsichtsrat der UBS einem Anderen überlassen hätte. Irgendeiner der hessischen Arbeitslosen wäre doch sicher in der Lage gewesen, das zu übernehmen.
Ich frage dies natürlich nur aus Sorge um Kochs Wohlbefinden heraus, und weil ich mich frage, wie man es schafft, zwei solch anstrengende und verantwortungsvolle Positionen parallel zu bekleiden. Der arme Mann! Wenn er sich da mal bloß nicht zuviel zumutet! Andererseits müssen ja irgendwann auch mal die Früchte jahrzehntelanger Lobby-Arbeit geerntet werden. Die Formulierung „… konsequent für den Finanz- und Bankenplatz Frankfurt eingesetzt…“ aus der UBS-Pressemitteilung klingt da fast wie Hohn.
Währenddessen hat sich die Bundesministerin für Familien, Senioren, Männer und kleine Jungs – die Hessin Schröder geb. Köhler (darf man mit diesen Namen eigentlich von Natur aus eingeschnappt sein und lukrative Jobangebote bei russischen Konzernen annehmen?) – mit Alice Schwarzer angelegt. Schröder legt im Spiegel vor (mein persönlicher Lieblingssatz: „Ich glaube, dass zumindest der frühe Feminismus teilweise übersehen hat, dass Partnerschaft und Kinder Glück spenden“ – waaaah! Ich glaube, es ist an der Zeit für den Erziehungsurlaub mit hysterischem Schreikind und genervtem Ehemann…), Schwarzer in einem Offenen Brief nach (mein Lieblingssatz von ihr: „Da haben Sie als Jahrgang 1977 zwar die Gnade der späten Geburt, aber nicht das Recht, Stammtisch-Parolen zu reproduzieren“ – Super-Argument, Alice! Wenn dem Feminismus nichts Besseres mehr einfällt, als mit dem Alter des Diskussionsgegeners zu argumentieren, dann weiß ich es irgendwie auch nicht…).
Da fragt man sich wirklich, ob einen ein weiterer Austausch von Meinungen, Unflätigkeiten und / oder Dummgewäsch überhaupt noch interessiert, oder ob man besser einfach abwartet, wer am Ende mit weniger Fleischwunden aus der Schlammgrube des geistigen Niedergangs steigt. Mädels… Tststs…
An dieser Stelle möchte ich übrigens unbedingt noch anmerken, dass ich wirklich hocherfreut über den neuesten Neubau in unserer Straße bin. Bitte unbedingt zeitnah das Erdgeschoss auf die Bodenplatte stellen! Das müsste nämlich ausreichen, um endlich den Blick von der Terrasse auf den Fahnenmast mit dem Eintracht-Frankfurt-Banner im Garten zwei Straßen weiter zu versperren. Der flatternde Adler deprimiert mich sonst schrecklich, wenn in den nächsten Spieltagen weitere Punkte auf den herrlichen FSV aufgeholt werden. Und das Hießen der Deutschlandflagge zur EM 2012 bleibt mir dann auch erspart. Was bin ich froh, wenn ich das Ding nicht mehr sehen muss!
Und um wie Uli Wickert dereinst in den Tagesthemen zu enden: „Das Wetter“. In Hessen war es heute jedenfalls mehr als bescheiden. Wahrscheinlich weinte der Himmel abwechselnd über die Ausgekochtkeit und die Naivität der hier beheimateten Ex- und Noch-Politiker. Und als ich um 18 Uhr im strömenden Regen und in tiefster Dunkelheit zu Hause vorfuhr, war an ein Läufchen nicht mehr zu denken. Aber morgen! Morgen nehme ich die Klamotten mit nach Mainz und starte gleich nach der Arbeit durch. Die „richtige“ Rheinseite ist vielleicht doch das bessere (Lauf)-Pflaster.