Wie Bancini in „One flew over the cuckoo’s nest“ fühlte ich mich heute morgen. Und da spürte ich noch nicht mal etwas von der hinterhältigen Erkältung, deren Symptome sich zwischen 10 und 11 Uhr breit machten. Da saß ich gerade gutgelaunt mit der Zeitung und meinem ersten Kaffee am Esstisch.
Im Feuilleton der FAZ stieß ich auf eine – noch – lustige Meldung zu Arnolds Buchmessenauftritt mit dem Titel „Bauer sucht Applaus“. Wie gesagt: Das war noch lustig.
Dann landete ich im Sportteil. Und bei einem Interview mit Peter Neururer.
Das war dann komplett absurd. Aber auch irgendwie – ich schäme mich fast, es zuzugeben – irgendwie erheiternd. Aber zitieren wir erstmal Neururers Antwort auf die Frage „Warum lesen Sie?“ Deren erster Satz lautet nämlich „Früher habe ich gelesen, weil ich neben Sport auch Deutsch und Geschichte unterrichtet habe.“ Wahrhaftig in guter Grund zu lesen – falls man als Deutschlehrer nicht schon früher auf diese, dem Neururer von heute offensichtlich völlig fremdartige – Idee gekommen ist.
Man erfährt, dass er zuletzt das Buch von Philipp Lahm (und die BILD, da er dazu wegen der „wahnsinnig interessant“ klingenden Vorabdrucke gekommen war…) gelesen hat. Dass er – und hier scheint sich seine stolzgeschwellte Brust tatsächlich aus den Buchstaben der Zeitung heraus zu wölben – „Der gute Mensch von Sezuan“ und die „Dreigroschenoper“ kennt. Dass er Yves Eigenrauch einst damit verblüffte, dass er die Figur des Bärlach aus „Der Richter und sein Henker“ kennt. Ist das nicht Mindestvoraussetzung für ein Germanistikstudium?! Ich schätze, Eigenrauch versinkt heute noch im Boden, wenn er sich diese Szene ins Gedächtnis zurückruft…
Dann kommen wirklich witzige Fragen wie „Romane lesen Sie nicht?“ Die Antwort auf diese Frage verdient es wirklich, in voller epischer Breite zitiert zu werden: „Nein, gar nicht. Dafür bin ich zu faul. Romane guckt man sich heute im Fernsehen an. Mir reicht das an Bildung, was ich mir bisher erworben habe. Meine Festplatte ist voll.“
Ja, nun… Das erinnert mich doch sehr an eine Antwort, die ich auf eine Buchfrage in den 90ern erhielt: „Warum soll ich etwas lesen, das es in Dolby-Stereo gibt?!“ Derjenige war allerdings kein Deutschlehrer. Und ich hatte auch in meiner gesamten Schulzeit – gottlob! – keinen Deutschlehrer, der auf die Frage „Gibt es in der Literatur eine Figur, die Sie besonders fasziniert?“ mit einem knappen „Nein.“ geantwortet hätte. Peter Neururer tut es.
Und beantwortet gleich auch noch die Feststellung „Ein Roman muss ja nicht bilden, er kann auch einfach nur unterhalten.“ tatsächlich völlig schamlos mit „Die Simmels und Konsaliks habe ich natürlich gelesen.“. Ich wiederhole mich ungern, aber an dieser Stelle ist definitiv ein erneutes „Ja, nun…“ angebracht.
Andererseits: Was will man von einer Welt erwarten, in der Arnold Schwarzenegger eine Professur – in welcher Fachschaft auch immer – bekommt?! Ich hoffe nur, dass Lance Armstrong nach der Veröffentlichung des USADA-Untersuchungsberichts mir nicht heute Nacht mit einem knackigen „I’ll be back!“ im Traum erscheint. Wie gesagt: Ich fühle mich gerade ohnehin recht angeschlagen…
Aaach… Dazu passt übrigens hervorragend die heutige Fehlermeldung: