Irgendwie hat man manchmal den Eindruck, alles könnte toll sein, wenn nur die blöde Realität nicht wäre. Heute war das wieder so. Die Kollegin mit der Austauschtastatur fluchte bereits den ganzen Vormittag leise vor sich hin. Austauschtastatur? Wieso das? Ganz einfach! Nach der üblichen Kaffeeanlieferung so um 10:30 Uhr verließ ich gestern nochmal kurz meinen Platz.
Als ich zurückkehrte wunderte ich mich zwar, dass meine Lieblingskollegin gegenüber mit einem Papiertuch hektisch an ihrer Tastatur herumwischelte, ignorierte das aber, da sie ja schon ab und an mal merkwürdige Dinge tut. Deshalb ist sie ja auch meine Lieblingskollegin.
Etwa eine halbe Stunde später drang ein fieses „Piepiepiepiep…“-Geräusch an mein Ohr. Auch nichts weiter Ungewöhnliches. Klang, als ob eine Taste klemmt. Sie sagte nichts, ich tat so, als hörte ich es nicht. Nach weiteren zehn Minuten war sie offensichtlich verzweifelt genug, mich um Hilfe zu bitten. „Ähemmm… Das piept so….“ – „Ja. Ich höre es. Da klemmt was.“ – „Kannst du mal nachsehen?“ Ja. Konnte ich.
Ich erklärte ihr, dass da wohl eine Taste klemme. Sie: „Das liegt bestimmt an dem Salzkorn hier vorne.“ O.k. – sie hatte eine Brezel zum Frühstück. Ein grobes Salzkorn klemmte zwischen Tastaturrand und Leertaste. Ich nahm beherzt die Tastatur in die Hand, drehte sie um und klatschte sie auf den Tisch. Heraus fiel allerdings kein einzelnes Salzkorn, heraus lief ca. eine halbe Tasse Latte Macchiato. Oops!
Ich: „Ähhh… Und vielleicht liegt es auch am Latte?“ – Sie: „Öhömmm… Ja, vielleicht…“ Da musste wohl eine neue Tastatur her. Das Problem dabei: Sie musste einen Kollegen anrufen, der manchmal recht grob wird, wenn er den Eindruck hat, dass seine EDV-Kenntnisse denen es Anrufers / der Anruferin überlegen sind. Und zu dieser Erkenntnis kommt er stets recht schnell. Todesmutig wagte sie es dennoch. Total genervt kam er ihrer Bitte, sich das mal anzuschauen nach. Was will man auch tun, wenn man mit folgenden Worten und Geräuschen konfrontiert wird: „Meine Tastatur geht nicht mehr! Und… Ähemmm… Ich habe Kaffee reingekippt…“ *klick* *höreraufgelegt* .
Es folgte die Übergabe einer behelfsmäßigen Steinzeit-Tastatur und das mühsame Ausfüllen eines „Hardwarebeschaffungsantrags“. Das Auffinden dieses Antrags im Formular-Center und das anschließende Ausfüllen desselben nahm dann etwa eine halbe Stunde Arbeitszeit von drei Mitarbeitern (Kollegin, Teamleiterin, IT-Mann) in Anspruch. Sinnvoll? Wahrscheinlich nicht, aber so läuft das seit einiger Zeit bei uns nun mal. Und nicht nur bei uns wahrscheinlich. Man würde zwischendurch schon gerne mal jemanden fragen, was das soll. Allerdings würde es wohl mehr Zeit kosten, den Verantwortlichen für diesen Unsinn zu finden und einen Termin mit ihm zu vereinbaren, als es gleich aufzugeben und sich ins Unabwendbare zu fügen…
Ebenso absurd-seltsam war die Mail des Wolfinators, die mich heute erreichte. Er hatte mich ja am Samstag beim Einkauf erwischt und mir in epischer Breite von seinem Grillvorhaben erzählt. Man hat ihm den sagenhaften Tipp gegeben, den Grill mit Zeitungspapier und Holzspänen anzuzünden. Nicht, dass ich das bereits zu Pfadfinderzeiten exakt so gelernt hatte… Aus Höflichkeit tat ich erstaunt ob dieser innovativen Neuerung und versprach, das bei Gelegenheit auch einmal zu testen. Ein „Aaaach… Und es gibt mittlerweile übrigens auch Grillanzünder…“ verkniff ich mir dabei.
Nebenbei erkundigte er sich bei mir, ob ich ihm einen Pflasterer empfehlen könne. Ja. Konnte ich. Unseren nämlich. Nennen wir ihn mal „Ostermann“. Nicht, dass es eigentlich der Wolfitekt hätte sein sollen, der uns durch vorhandene Connections den optimalen Pflasterer vermittelt hätte haben sollen. Nein! Er wollte nun von uns einen Tipp haben! Ich gab ihm den Tipp.
Daraufhin erreichte mich heute seine Mail. „Leider war meine Google-Recherche nicht erfolgreich. Ich bin mir zugegeben beim Namen etwas unsicher – Osthausen oder Osterhaus?“ Er ist ja eigentlich echt nett, aber das… Ich schickte ihm aus Mitleid einen Link zur entsprechenden Website. Weiterhin musste ich lesen: „Grillen war übrigens o.k., aber der ganz große Durchbruch waren die Tipps in der Praxis auch nicht…“ Ach… Das überrascht mich aber jetzt…
Gegen Abend klingelte es an der Tür. Ich öffnete. Vor mir stand eine Nachbarin aus dem ersten Bauabschnitt unseres Neubaugebiets, die sich bereits vor Monaten – und dann nochmals vor Wochen – danach erkundigt hatte, ob unsere übrig gebliebenen Blockstufen noch zu haben seien. Wir vereinbarten einen Preis und einen Geldübergabezeitpunkt, zu dem ich völlig abgehetzt im Haus wartete, die Dame aber leider nicht eintraf. Am vergangenen Wochenende hatten wir eigentlich beschlossen, die Dinger als Fußweg hinter dem Carport zu versenken, als sie plötzlich wieder vor der Tür stand. Ja, verdammt! Die Dinger liegen immer noch auf unserem Stellplatz!
Heute rückte sie dann überraschend mit Mann und Gabelstapler an und nahm die Stufen mit. Das Geld soll dann im Laufe des Abends hier abgegeben werden. Da bin ich aber mal gespannt. Mittlerweile bin ich einfach nur froh, dass die sauschweren und sperrigen Dinger weg sind. Unsere überzählige Europalette haben sie auch gleich mitgenommen. Falls irgendein Leser Interesse an Resten von EHL TerrTurana Eifel-Basalt-Pflaster hat: Bitte umgehend melden! Hinter dem Haus lagern ca. 240 Steine. Morgen wandern sie ans firmeninterne Pinboard. Nächste Woche dann ins ebay. Selbstabholern helfen wir gerne beim Verladen. Der Preis ist Verhandlungssache. Bei Interesse: Kommentar mit eMail-Angabe. Ich maile umgehend zurück.
„Steine…?!“ – „Ja, Igor…“ – Danke, Meister!“