Diese Woche war wirklich extrem nervig. Immerhin fand sie durch eine Waldrunde mit Heike einen versöhnlichen Abschluss. Das Beste an KW38/2012: Sie ist vorbei.
Schlimmer als Sicherheitslücken im Internet Explorer, die das Arbeiten seit Mittwoch extrem erschwerten, oder Vorgesetzte, die nicht nur keine Ahnung haben, sondern auch nicht wissen, wie und wo man etwas nachschaut, sind allerdings nichts gegen das Grauen des Werbealltags.
Dienstag fand sich in unserer Post ein „Anforderungs-Zertifikat“ für „Die Wiener Prachtbibel“. „In dieser Mappe finden Sie einen Druck mit Originalseiten der ‚Wiener Prachtbibel‘, gedruckt auf dem Papier, das auch in der Bibel verwendet wurde. Beachten Sie den zarten Schimmer der Goldfolie, der dicht an den Charakter von echtem Blattgold herankommt.“
Der Bauherr war bereits dabei, die komplette wertvolle „Mappe“ mit dem „zarten Schimmer der Goldfolie“ in die Altpapiertonne zu kloppen, als ich meinen Unwillen darüber äußern konnte. So etwas Wertiges (übrigens ein Begriff fürs Bullshit-Bingo…) kann man doch nicht einfach wegwerfen!
Immerhin handelt es sich um eine „streng limitierte Weltauflage von nur 1.999 Exemplaren. Von Hand zertifiziert.“! Und das alles zum lächerlichen „Vorbestellpreis von nur € 998,- – zahlbar in einer Summe oder in 6 Teilbeträgen zu je € 173,61 (= € 1.041,63) entspricht eff. Jahreszins v. 14,99%“. Ein Schnapper!
14,99 % – in Worten: vierzehnkommaneunundneunzigprozent – effektiver Jahreszins! Das ist aber eine sehr freie Interpretation von Mattäus 21, 12-13: „Und Jesus ging in den Tempel, trieb alle hinaus, die im Tempel verkauften und kauften, stieß die Tische der Wechsler und die Stände der Taubenverkäufer um und sagte zu ihnen: ‚Es steht geschrieben: Mein Haus soll ein Bethaus heißen (Jes 56,7), ihr aber macht es zu einer Räuberhöhle (Jer 7,11)'“
Carel Halff, jetzt mal ganz im Ernst. Du erwartest doch jetzt nicht eine Bestellung von mir? Ooops! Ich habe das P.S. übersehen. Entschuldige bitte! „Der Vorbestell-Preis von € 998,- gilt nur befristet. Sicher sind Sie damit einverstanden, dass ich das für Sie reservierte Exemplar der ‚Wiener Prachtbibel‘ einem anderen Kunden anbieten darf, falls Sie es nicht erwerben möchten.“
In der Tat, Carl Halff, das bin ich! Biete es bitte sofort einem anderen Kunden an. Ob diese Bibel jemals ausverkauft sein wird? Allen, die sie bezahlen könnten, ist sie wurscht. Und die, die sie eventuell noch interessieren könnte, werden sie sich mittlerweile wohl nicht mehr leisten können. Aber das sollte am Ende weder Papst noch Weltbild-Verlag stören. Immerhin: „Der Versand erfolgt portofrei.“ Mehr kann man auch wirklich nicht erwarten.
Noch seltsamere Angebote fanden sich nur im „Die praktische Hausfrau“-Katalog, den nach langer Zeit mal wieder eine Kollegin anschleppte. Aber dazu bei Gelegenheit mehr…