Als ich endlich das Büro verlassen konnte und mich frohgemut auf den Heimweg machte, erreichte mich ein Hilferuf von Max, der bereits in Mainz weilte, wo er eigentlich Silvester zu feiern gedachte. „Wann hast du Feierabend?“ – „Jetzt!“ – „Kannst du mich abholen…?“ Wie meinen?! Der große Meister will nach Hause?!
Ich fand ein völlig derangiertes und extrem fertiges Kind vor. Das war nicht nur schlechte Laune, das war auch echtes Leiden. Ich karrte das apathische Bündel Richtung Heimat und besorgte ihm einen Arzttermin, was sich heute Nachmittag nicht gerade als sehr einfach herausstellte.
Aber es klappte. Diagnose: Ein bösartiger Streptococcus-Stamm hat sich seines jungen und partywilligen Körpers bemächtigt und diesen in ein Häufchen Elend verwandelt. Nix mit Silvester. Der Kerl liegt flach!
Bevor er dann allerdings tatsächlich flach lag, war er schon ziemlich anstrengend, weil extrem übellaunig. Beim Ausfüllen des Patientenbogens in der Arztpraxis, war ich nicht sicher, ob ich meine Zustimmung dazu geben sollte, das man mich in zukünftigen Notfällen anrufen dürfe. Jedenfalls nicht, wenn er bakteriell verseucht und schlecht drauf ist. Jetzt hat er die erste Ladung Penicillin auf die Bakterienfreibeuter abgeschossen und hofft auf Besserung. In seinem abgedunkelten Zimmer. Ohne mich weiter anzumotzen. Jedenfalls vorerst.
In Südamerika werden auch gerade ziemlich viele Menschen bzw. vorwiegend linke Präsidenten und Regierungschefs krank. Sie motzen mich allerdings nicht an. Einer von ihnen ist trotzdem ärgerlich: Hugo. Aber der ätzt natürlich nicht in meine Richtung. Dafür sieht er meinem Hugo jetzt noch ähnlicher als vor seiner Erkrankung. Halt die Ohren steif, Hugo!
Genesungswünsche für Jopie Heesters kommen zu spät. Der Mann, der noch vor vier Jahren verkündet hatte, dass Adolf Hitler „ein guter Kerl“ gewesen sei, hatte an Heiligabend seinen letzten Vorhang. Erstaunlich, wie er zur Zeit von den deutschen Boulevardmedien gehypt wird. Die Geschmäcker sind halt sehr verschieden…