„Kreuzweise…

… kann die uns mal!“ Das haben die Maronen um Mammolshain wohl gestern gedacht… Zumindest kam mir das so vor. Und kreuzweise konnten sie mich dann auch mal am Ende des Tages. Da war ich dann auch zu schwach zum Bloggen. Beginnen wir aber frühmorgens.

Gutgelaunt und völlig arglos begann ich den Tag. Mein Plan sah vor, soviele Maronen wie möglich aus den Taunuswäldern zu schleifen, um sie für schlechte Zeiten zu konservieren. Um Mammolshain herum hatte ich mich ja letzthin bereits orientiert. Der rosa Edelkastanienpfad schien mir geeignet, gleichzeitig meine körperliche Ertüchtigung voranzutreiben und reiche Beute nach Hause zu schleppen.

Ich stellte also um etwa 10 Uhr mein Auto am Waldrand ab und machte mich voller Enthusiasmus mit meinem Körbchen auf den Weg. Keine Marone weit und breit zu sehen. Ich kontaktierte kurz den Bauherren, um ihm Einblick in meine traurige Lage zu bieten, und marschierte anschließend weiter.

Trotz leichter bis mittelschwerer Orientierungsprobleme blieb ich einigermaßen auf dem Weg. Ich schwenkte mein leeres Körbchen und stieß auf die ersten Maronen. Wie ich wusste, lag das ertragreichere Stück des Weges ja noch vor mir. Als ich endlich fette Beute machte, begann es zu regnen. Und ich befand mich etwa an der Stelle des Pfades, die am weitesten vom Auto entfernt war. Zu diesem Zeitpunkt siegte allerdings die Beutegier noch über die Rotkäppchenfurcht.

Ich packte einiges ins Körbchen, der Regen wurde stärker… Und wie lange war es eigentlich her, seit ich das letzte rosa Edelkastanienschild gesehen hatte?! Ziemlich lange. Da! Eine Lichtung! Ein Parkplatz! Ich latschte lustig weiter, bis ich auf eine sehr nette türkische Familie traf. Der Vater fragte mich, welcher Weg der richtige zum Opel-Zoo sei. Opel-Zoo?! Waaah! Wo war ich nur hingeraten? Ich wies den Weg und versuchte, einen weltgewandten Eindruck zu machen. Als die Familie um die Ecke war, zerrte ich das Handy aus der Tasche und rief den Bauherren an.

„Ich bin am Opel-Zoo.“ – „Aha…“ – „Ich hab‘ mich irgendwie im Wald verfranst.“ – „Mmmmhhh…“ Er verschaffte sich per Internet einen Überblick darüber, wie weit ich vom Weg abgekommen war, und meinte, ich müsse mich Richtung Süd-Osten halten. Lustig. Einen Kompass hatte ich natürlich nicht dabei. Und bei stärker werdendem Regen etwa um die Mittagszeit konnte der Sonnenstand auch nicht wirklich helfen.

Blöderweise stellte ich fest, dass mein Handyakku auch stark nachließ. Blödes Ding! Positiver Aspekt der Sache war, dass mich kaum Jemand in meiner Verzweiflung beobachten konnte. Wer rennt schon bei strömendem Regen im Wald herum?! Ich klammerte mich fest an mein Körbchen und wechselte die Richtung. Der Regen nahm zu und mir fielen alle paar Meter Eicheln auf den Kopf. Es war wirklich sehr erniedrigend. Irgendwann kam mir die Gegend wieder einigermaßen bekannt vor. Mit dem letzten Akkurest teilte ich dem Bauherren mit, dass ich zwar immer noch nicht wisse, wo ich sei, aber mir der Wald schon etwas vertrauter vorkäme. Er machte keinen sehr beruhigten Eindruck.

Schließlich fand ich ein rosa Edelkastanienschild. Juhuuu! Blöderweise war ich jetzt ungefähr wieder da, wo meine Irrfahrt begonnen hatte. Und es regnete immer weiter. Auf dem Stück Weg durch Mammolshain fiel mich beinahe ein Hund in einer Einfahrt an. Ich bedrohte ihn mit dem Körbchen und meiner schlechten Laune. Er zog sich dezent zurück. Auf unmarkierten Waldwegen marschierte ich verzweifelt weiter. Und dann traf ich wieder auf eins der rosa Schilder. Und das kannte ich!

Überflüssig zu erwähnen, das aus den geplanten 5,7 Kilometern am Ende deutlich mehr als zehn geworden waren. Und das im Regen bergauf und bergab. Als ich das Auto fand, weinte ich fast vor Erleichterung. Da war es dann allerdings auch bereits 13 Uhr. Und ich hatte schrecklichen Durst. Die Freude über den guten Ausgang meiner Maronenaktion verflog zu Hause allerdings schnell.

Von den gesammelten 1400 Gramm waren nach drei Stunden kreuzweisen Einschneidens, Abkochens, Grillens und Pellens exakt 550 Gramm übrig. Und ich war sauer. Nicht so ein bißchen sauer wie meistens, sondern richtig ordentlich sauer. Dreckskastanien!!!

Da saß ich nun: erschöpft, genervt, am Ende. Die jämmerlichen Maronenreste wanderten in einer Tupperschüssel in den Kühlschrank. Auf ihrem Weg begleitete sie ein geknurrtes „Morrrgen….“. Mehr war von mir gestern nicht mehr zu erwarten. Inzwischen sind sie in drei Gläsern gelandet und kühlen gerade ab. Jetzt werde ich mich noch den Pfirsichen zuwenden. Und dem Abendessen. Und durch das Niederschreiben meiner Erlebnisse bin ich jetzt wieder sauer. Irgendwie. Kreuzweise… Ich sage nur: kreuzweise…

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