Da hatte ich doch den ganzen Tag über immer wieder voller Panik an meinen für heute Abend geplanten Wiedereinstieg ins Laufen gedacht. Nach dem Büro ging es gleich in den Wald. Dort durfte ich erstmal feststellen, dass meine alten Strecken alle wunderbar neu beschildert sind. Die alte 5-km-Runde wurde allerdings vergessen. Es gibt jetzt nur noch Streckenlängen von sechs, zehn und fünfzehn Kilometern. Macht nichts. Ich kenne mich ja aus.
Das Laufen selbst war zwar für jeden, der halbwegs fit ist, ein Armutszeugnis – über die Zeit schweigen wir mal -, aber ich war am Ende total begeistert. Das fluppte deutlich besser als erwartet. Donnerstag geht es weiter. Und ich freue mich schon richtig drauf. Wer hätte das noch heute morgen erwartet? Ich bettelte am Auto nicht mal um ein Sauerstoffzelt oder einen der irischen ‚Defibrillators‘.
Da es ja angeblich so etwas wie ein Erinnerungsvermögen der Muskulatur gibt, hoffe ich jetzt darauf, dass meine recht flott kapiert, was ich von ihr will. Laufen, Beine, laufen! Momentan fühlt sich das jedenfalls nicht mal nach Muskelkater für morgen an. Und das, obwohl ich meiner Lieblingskollegin heute auftrug, dass sie mich im Unterholz suchen lassen solle, falls ich morgen nicht auftauchen würde. Wie gesagt: Ooops! Geht ja noch!
Die nächste Hürde in meinem ’neuen Leben‘ ist allerdings das Frühstück, dass morgen von zwei Kolleginnen kredenzt wird. Ich habe für alle Fälle mal Vollkornbrot dabei – und hoffe, dass sich irgend etwas findet, dass ich mir selbst genehmigen kann. Und falls nicht hoffe ich, dass niemand meine Entsorgungsaktion bemerkt und ich nicht verhungere. Wird schon. Sage ich mal so.
Für Notfälle habe ich jetzt erstmal Reste des Abendessens im Kofferraum deponiert, die ich mir notfalls in der Mittagspause an der Straße einverleiben kann. Unbemerkt versteht sich. Total heimlich. Geht ja nicht anders. Im Kofferraum befinden sie sich in guter Gesellschaft. Da steht nebenan ein Kasten voller leerer Flaschen von der bereits erwähnten Holundersaftlieferung einer Kollegin. Morgen bekommt sie ihr Leergut und drei Liter Likör überreicht. Und dann verkaufe ich auch noch die ersten beiden Flaschen Holunderblütensirup an eine andere Kollegin.
Eigentlich bin ich ja mehr der Verschenk-Typ, aber im Prinzip stimmt es ja, was sie sagt: „Wenn ich es woanders kaufe, zahle ich auch. Dann kaufe ich es lieber bei dir.“ Macht ja irgendwie Sinn. Wenn das so weiter geht, werde ich reich UND fit.