In Clifden schlugen wir unser Quartier für insgesamt vier Tage auf. Dass das B&B freundlicherweise seinen Bewohnern eine Teeküche mit Kühlschrank zur Verfügung stellte, versetzte den Bauherren in die glückliche Lage, seine Biertestreihe während unseres Aufenthaltes anhand einer dort eingelagerten Beamish-Halbliterdose fortsetzen zu können. Guinness lag anschließend allerdings immer noch vorne. Das aber nur am Rande.
Das erste Frühstück in der neuen Unterkunft war lecker – bis auf die Sausages, die sich erst auf meinem Teller und nach einem kurzen Test dann in eine Serviette gewickelt in meiner Hosentasche befanden. Da uns bereits am Vortag ein offensichtlich geisteskranker Hund vors Auto gesprungen war und der Bauherr nur knapp ausweichen konnte, dachte ich, sie könnten vielleicht im Verlauf des Tages noch von Nutzen sein. Nach dem Frühstück sahen wir uns den hauseigenen Teil der Atlantikküste an.
Das da Wetter sich zwar gebessert hatte, aber immer noch bisweilen ein Schauer niederging, verbrachten wir den Tag mit einigermaßen wetterunabhängigen Unternehmungen. Morgens ging es zur Ballyconneely Pony Show, immerhin der zweitgrößten in Connemara. Die größere Connemara Pony Show hatte bereits vor unserem Eintreffen ohne uns stattgefunden. Lustig war’s. Es wurden jede Menge Ponies vorgeführt und zwei Menschen prämierten dann das jeweils Schönste seiner Klasse.
Aber irgendwie hatten sie keine Ahnung. Mein Favorit machte nämlich keinen Stich. Tine, wäre das o.k. für dich gewesen? Ich war mir nicht sicher und habe es deshalb lieber dort gelassen. Sorry. Schließlich wurden auch noch Preise an andere Tiere vergeben, z.B. an ein Kalb. Da schaute die niedliche Konkurrenz dumm aus der Wäsche. Und nicht nur die.
Ähnlich blöd fühlten wir uns kurz danach, als wir bei einer Tankstelle vorfuhren, um unseren Japaner mit Treibstoff zu versorgen. Der Tankdeckel ließ sich nicht öffnen. Eine intensive Suche nach Tricks und / oder Knöpfen verlief erfolglos. Wir räumten die Zapfsäule unverrichteter Dinge und riefen bei der Suzuki-Hotline an. Nach lustigen Ratespielen und eine schnitzeljagdähnlichen Suche auf Geheiß des Technikers fand sich schließlich im Fußraum ein winziger Hebel. Immerhin wissen wir jetzt, wie man die Klappe des Tanks bei einem neuen Swift öffnet. Wissen, das die Welt nicht braucht.
Anschließend verbrachten wir den Nachmittag mit einem ausgedehnten Spaziergang an Dogs Bay und Gurteen Bay. Auf der Fahrt dorthin mussten wir allerdings an einer ziemlich hundefeindlichen Wandmalerei vorbei. Eine deutliche Steigerung zum harmlosen „Scoop the Poop“-Schildchen in Clonmacnoise. Dogs Bay selbst war allerdings traumhaft. Auch ohne Strandwetter. Und auch, obwohl die dort grasende Kuh wenig für die herrliche Bucht hinter ihr übrig zu haben schien.
Zum Abendessen hielten wir in Roundstone an und sahen uns den im Reiseführer vielgepriesenen Hafen an. Mmmmhhh… „Heute wird der Ferienort vor allem von Künstlern und Naturforschern aufgesucht…“ meint man im Hause Baedecker. Offensichtlich haben diese Künstler und Naturforscher den Hafen in einen Schiffsfriedhof verwandelt. Etwa jedes zehnte dort liegende Boot war noch benutzbar. Ich schaffte es immerhin, drei davon in einem Foto unterzubringen. Meine persönlichen Highlights: der Anblick der „Independent“ (ein Boot wie Berlin: ‚arm, aber sexy‘) und die Granitbank mit der netten Aufschrift.
Gut war dann auch das Abendessen im „O’Dowds“, wo wir Seafood und besonders erwähnenswert leckere, noch warme Soda-Brötchen aßen.
Der nächste Tag begann mit dem Besuch von Kylemore Abbey, um das sich eine extrem romantische Geschichte rankt, die man dort an jeder Ecke vor Augen geführt bekommt. Und obwohl das ehemalige Herrenhaus architektonisch eigentlich ein Fake ist, ist es wunderschön. Die Wälder dahinter, der Fluss davor, der herrliche Park und der Victorian Walled Garden. Ein Traum!
Einen kleinen Teil der jetzigen Abbey kann man besichtigen – ein Blick ins Esszimmer gefällig? -, noch lohnender allerdings ist ein Spaziergang durch Park und Gartenanlagen. Der im viktorianischen Stil angelegte Garten lässt jeden Hobbygärtner vor Neid erblassen und angesichts des eigenen Versagens weinend zusammenbrechen. DAS ist ein Garten! SO müssen Gemüsebeete aussehen! Und SO ein Kräutergarten! Die Wege könnten auch etwas breiter sein. Und wer hat schon nach getaner Arbeit so einen herrlichen Platz zum Entspannen?
Beruhigend nur: Dazu braucht man eine Menge Personal. Und wer kann sich das schon leisten? Und war es nicht schon immer so? Derjenige mit der meisten Arbeit führt das bescheidenste Leben. Nach dem Esstisch im Herrenhaus hier der im Head Gardener’s House und der der Gärtner. Finde den Unterschied…
Als ich gerade dazu überging, nette Details zu fotografieren, ging mal wieder ein Schauer hernieder. Immerhin hatten wir den Garten trocken bestaunen können.
Den Nachmittag verbrachten wir im Connemara National Park. Bereits am Beginn des ausgedehnten Rundwegs verbot uns ein Schild, mit den Ponies in irgendeiner Weise Kontakt aufzunehmen. Gut. Dann nicht. Im Prinzip kein größeres Problem, da die einzigen Ponies, auf die wir trafen, zusammengedrängt an einer weit entfernten Hecke Schutz vor dem Wind suchten. Die Landschaft war auch ohne Ponies toll, obwohl ich schon ein wenig rumnervte, weil so gar keine zu sehen waren.
Als wir wieder am Ausgangspunkt unserer Wanderung ankamen, waren da allerdings Ponies. Blöderweise hatte denen nur niemand gesagt, dass sie ebenfalls jeden Kontakt mit möglicherweise anwesenden Menschen vermeiden sollen. Und offensichtlich hielten sich auch alle anwesenden Menschen absolut nicht an das Schild, das ich eben noch ernst genommen hatte. Aber irgendwie nimmt in Irland ohnehin niemand Verbotsschilder ernst. Damit wurden wir in der Folge noch ein paar Mal konfrontiert.
Zu Abend aßen wir – Achtung! Jetzt kommt der ultimative Tipp für Connemara-Reisende! – in Clifden bei „Marconis“. Das Essen war ein Traum! Der Bauherr bekam als Vorspeise eine Suppenschüssel voller „Steamed Mussels in a Chilli and Coconut Broth“, ich hatte „Tian of Oak Smoked Salmon, Fresh Water Prawns and Lemon Scented Crab with a Cucumber Salsa and Parsley Oil“. Das war sensationell. Die Hauptgerichte nicht weniger. Und erst die Desserts! Wir waren wirklich begeistert. Wer nach Clifden kommt: ein Muss! Besser geht es nicht.
Das Pony wäre absolut perfekt gewesen. Also bitte noch mal hinlaufen und dann
direkt zu mir reiten… L.G. Tine
mmhhh… bei der gelegenheit könnte ich dann auch gleich den kaltblüter von puxley manor mitgehen lassen. total unauffällig… 😀