Aber immerhin bin ich in meinen Handwerker-Beobachtungen einen entscheidenden Schritt voran gekommen. Es gibt einen Sinn hinter allem, eine Regel sozusagen. Die Regel lautet: Der Tag und die Uhrzeit, zu der ein Handwerker sein Eintreffen angekündigt hat, ist exakt der Tag und die Uhrzeit, zu der er absolut sicher NICHT eintreffen wird.
„Montag, 10 Uhr“ bedeutet demnach: „Sicher nicht Montag, und schon gar nicht 10 Uhr!“
Wenn man das erstmal durchschaut hat, kann man seine Erwartungshaltung dementsprechend ausrichten und ist nicht mehr nur montags um 10 Uhr total genervt, sondern die ganze Woche über. Sehr hilfreich!
Und nun etwas weniger allgemein formuliert: Die für Donnerstag letzter Woche zur Sockelabdichtung angekündigten Handwerker wurden ja letzten Donnerstag nach Verstreichen des angekündigten Termins für heute avisiert. Der geneigte Leser darf nun raten, wann sie nicht da waren: Genau! Heute!
Irgendwann haben sie sich dann telefonisch beim Bauherren gemeldet, um ihm mitzuteilen, dass das Auto defekt sei, und sie erst morgen kämen. Morgen ist also keinesfalls mit der Sockelabdichtung zu rechnen. Alles andere würde mich sehr überraschen.
Das wiederum bedeutet, dass wir den Pflasterern, die eigentlich morgen ihre Arbeiten fortsetzen wollten, erstmal wieder absagen müssen. Witzigerweise hatten die aber bereits gemeint, wir sollten uns melden, wenn alles fertig sei. Offensichtlich ist ihnen meine o.g. Regel auch bereits bekannt.
Ganz im Ernst: Es war vermutlich der größte Fehler unseres Lebens, die Schlussrate an unseren Hausbauer zu überweisen. Allein der Erpressungsversuch mit der Geiselnahme des Bafa-Antrags hätte uns das deutlich machen müssen. Seitdem wir sämtliche Zahlungen geleistet haben, nimmt uns wirklich niemand mehr ernst.
Es ist doch traurig. Ich würde jetzt langsam schon gern mal über eine ordentliche Treppenstufe das Haus betreten, statt auf Paletten zu balancieren. Ich will einen Eingang! Die Pflanzen liegen bereit, das Pflaster stapelt sich vor dem Haus – und alles hängt an einer blöden Dachpappenbahn und einem Bitumenanstrich, die längst hätten erledigt sein sollen.
Überflüssig, zu erwähnen, dass ich irgendwie todkrank bin und mich mühsam durch den Bürotag geschleppt habe. Witzigerweise führt mich das zu einer zweiten fundamentalen Erkenntnis: Ich werde immer dann krank, wenn es absolut nicht sein darf und kann. Dies ist stets dann der Fall, wenn meine sprachgewandte Kollegin Urlaub hat oder selbst krank ist.
Und dann kann halt nicht sein, was nicht sein darf. Krankheit zum Beispiel. Es ist zum Auswachsen. Vielleicht sollte ich mir ihre Urlaubstermine rot im Kalender anstreichen und mich vorher besonderer Schonung unterziehen, d.h. nicht einen halben Tag frierend im Regen auf einem Baseballplatz rumstehen.
Och wie doof!
Dafür kam bei uns gestern schon wieder eine unangemeldeter Handwerker vorbei. Grad wo wir dachten nach drei Monaten Schlafzimmertrockenlegung sei nun endlich alles erledigt will er das Schloss an
der Tür austauschen.
Die Vermieterin stand daneben, so hat es wohl seine Ordnung… Merkwürdig war’s schon. Immerhin war ich schon wieder aus der Dusche raus…