… wenn ein paar Umdrehungen Alkohol im Spiel sind. Wenn mich jetzt das Wetter nicht im Stich lässt, wird nichts mehr die Laune in der grauen Jahreszeit trüben können.
Leider ist das hier allerdings der Taunus und nicht Sizilien. Der Teil mit dem „in der Sonne reifen lassen“ könnte also eventuell etwas schwierig werden. Schau‘ mer mal. Das Kirschlikörrezept findet sich so oder ähnlich auf diversen italienischen Seiten – und auch bei Chefkoch und ich finde, es klingt recht vielversprechend.
Ich hoffe nur, mein Glas mit dem Ansatz explodiert nicht. Vermutlich würde sich des Bauherren durch meine Nussspielchen ohnehin etwas strapaziertes Nevenkostüm von einer abstrakten Fassadenmalerei aus Kirschsaft und Rotwein nicht so schnell wieder erholen.
Die Beschaffung der Sauerkirschen erforderte eine kleine Überlandfahrt ins gelobte Kirschenland. Wiesbaden-Frauenstein ist ja praktisch Cherry City, Hessen. Und ich bekam an einem der zahllosen Obststände an der Straße dann auch meine beim Universum bestellten zwei Kilo Sauerkirschen. Geht doch! Als nächstes bestelle ich jetzt einfach vierzig aufeinanderfolgende Sonnentage. So könnte es gehen…
Zutaten
- 2 kg Sauerkirschen
- 3 l trockener Rotwein (nicht zwingend eine halbe Kiste Château Lafite Rothschild, aber doch auch nicht gleich Billig-Fusel aus dem Tetrapack...)
- 2 Vanilleschoten
- 2 Zimtstangen
- 600 g Zucker
- 600 g Alkohol (90 oder 95% aus der Apotheke)
Anleitung
- Kirschen verlesen, gründlich waschen und nicht entkernen. Einen Tag im Freien trocknen lassen. Anschließend in ein gut verschließbares Glasgefäß geben und mit dem Rotwein aufgießen. In mein 4,25-Liter-Glas passten exakt die Kirschen und drei Flaschen Wein. Vanille (aufgeschlitzt) und Zimt zugeben, Glas fest verschrauben und abgedeckt 40 Tage in der Sonne reifen lassen.
- Schließlich die Gewürze entfernen, alles durch ein Tuch abseihen und ordentlich ausdrücken. Zucker und Alkohol zugeben, umrühren und abgedeckt noch einen Tag ruhen lassen. Dann in Flaschen abfüllen.
Nachdem die Kirschen den Tag zum Trocknen ausgebreitet auf einem Backblech auf der Terrasse verbracht hatten, landeten sie gegen Abend mit einem satten „Plopp!“ im Rotweinbad. Hübsch! Raus kommen sie erst wieder am 11. August, wenn mein jetzt noch vor mir liegender Urlaub bereits seit drei Tagen zu Ende sein wird. Vielleicht tröstet mich dann ja die erste Verkostung des heute angesetzten Likörs darüber hinweg.
Zum Abdecken schlug ich das Glas nicht in ein Tuch ein, sondern nutzte – Achtung! Sensationelle Idee! – einen Wäschebeutel mit Reißverschluss. Kommt mir deutlich praktischer vor, als zum Spionieren jedesmal einen Lappen aufzuknibbeln und wieder zuzuknoten.
Schön übrigens, dass mein Likör am Tag der Fürstenhochzeit in Monaco angesetzt wurde. Mal gespannt, ob die Ehe des angeblichen Blähboys mit der Kampfschwimmerin hält, bis der letzte Rest Likör vernascht ist. Es werden Wetten angenommen. Der Fürst wünscht sich während der Zeremonie sicher zurück in den Zweierbob. Und wie sagte der ZDF-Hofberichterstatter Norbert Irgendwas doch eben noch so hocherfreut: „Nie war das ZDF näher dran an einer royalen Trauerfeier… ääähhh… Trauungsfeier.“ Na, wenn das kein gutes Omen ist!