Nach der letzten Nacht in Camp machten wir uns morgens bereits auf den Weg zu unserer nächsten Unterkunft in Castletownbere auf der Beara Peninsula. Unterwegs war ein ausgedehnter Zwischenstopp zwecks Besuch von Muckross House and Gardens geplant. An dieser Stelle kreuzten sich unsere Wege dann auch ein einziges Mal mit den Touristenmassen, die sich per Bus über den Ring of Kerry schoben.
Wir stürzten uns also ins Getümmel. So schlimm war es allerdings nicht mal. Immerhin war der überaus hübsche Platz oben nicht besetzt. Gut… Vielleicht lag es auch einfach am Wetter. Es „mistete“ nämlich immer noch vor sich hin…
So blieben mir neben den Standardansichten von Muckross House und Muckross Friary nur mehr oder weniger gruselig-düstere Ansichten des Torc Waterfall, des Meeting of the Waters und diverser Stellen im Wald rund um den Muckross Lake und durch den Rennadinna Yew Wood. Wegen der bescheidenen Sicht und des grauen Himmels erwies sich nicht mal der sagenumwobene Blick vom Ladies‘ View als auch nur annähernd so schön wie erwartet. Immerhin entkamen wir kurz darauf den Touribussen.
Und landeten in Castletownbere, dem Hauptort der Beara Pensinsula und gleichzeitig der letzten Station unserer Reise. Unsere Kraft reichte gerade noch für die Begrüßung durch unseren neuen Hausherren Cornelius O’Sullivan, vermutlich ein Sproß des stolzen O’Sullivan Clans, der einst Beara beherrschte. Ein Schild im Eingangsbereich verkündete: „The gentle Hand to Victory“. Nun denn. ‚Unser‘ O’Sullivan erwies sich jedenfalls als überaus freundlicher, etwas älterer Herr, der uns unser wirklich großzügiges Zimmer im B&B „Summer Hill“ zeigte.
Anschließend schafften wir es noch nach Castletownbere auf der Suche nach einem warmen Abendessen. Castletownbere scheint zumindest zur Hälfte von O’Sullivans bewohnt zu sein. Auf dem Weg zu „Murphy’s Restaurant“ – ein kurzes Stück entlang der Hauptstraße – entdeckten wie immerhin O’Sullivan’s Dental Care, O’Sullivan’s Bar, O’Sullivan’s Estate Agency, O’Sullivan’s Solicitors und schließlich O’Sullivan’s Garage. Na, Mahlzeit! Das Essen war gut, aber nicht überwältigend.
Das Frühstück am nächsten Morgen – hergestellt von Cornelius O’Sullivan himself – dagegen war wundervoll. Und der Kaffee belegte eindeutig Platz zwei knapp hinter dem von Catherine Harte Brennan. Beim Frühstück erzählte uns die nette Dame vom Nebentisch den neueren Teil der Geschichte des nahegelegenen Puxley Manor. Die Ruine desselben war vor einigen Jahren wohl von einem US-amerikanischen Hotelkonzern aufgekauft worden, um daraus eine Luxusunterkunft für Börsenmakler, Manager und Rating Agency Mitarbeiter zu basteln. Leider erwischte die Finanzkrise das Projekt eiskalt – und es starb einen schnellen Tod.
Puxley Manor steht nun also äußerlich komplett renoviert und mit einem hässlichen Apartmentkomplex im Nacken an seiner gewohnten Stelle und braucht in den kommenden 250 Jahren nicht mehr zu tun als in den vergangen: einfach ganz entspannt wieder verfallen.
Wir waren dagegen gespannt und wollten es uns am Nachmittag anschauen. Zuvor stand mir jedoch eine Prüfung der besonderen Art bevor: eine Fahrt mit der einzigen Seilbahn Irlands. Ob das eine gute Idee ist? Der Bauherr fand ja. Und karrte mich zur Dursey Cable Car – der schnellsten Möglichkeit, Dursey Island zu erreichen. Hieß es zumindest. Auf dem Weg dorthin kamen wir an diesem Schriftzug vorüber. Mit schwante Schreckliches. Die Seilbahn selbst wirkte auch wenig vertrauenerweckend auf mich. Besonders angesichts des Nebels, der über der Insel lag. Auch der Defibrillator am Kartenverkaufshäuschen stimmte mich nicht positiver. Die Hundewarnungen waren auch in einem deutlich rauheren Ton verfasst. Nachdem uns morgens noch das erste Schild ganz tief drinnen berührt hatte, mussten wir nun das zweite lesen:
Immerhin ließ ich mich überreden, die Kabine der Seilbahn zu besteigen. Das fühlte sich alles andere als gut an. Ein Blick nach links konfrontierte mich mit dem Notknopf und einer abgegriffenen Kopie des Psalms 91. Waaah! Eine wirklich geschickte Art, den Fahrgästen klarzumachen, dass jetzt nur noch beten hilft. Zu spät – das Ding fuhr los.
Und es kam an. Und ich verließ es. Geschafft! Zumindest bis zur Rückfahrt… Der Nebel auf Dursey Island war derart dicht, dass wir auf dem Wanderweg an der Küste entlang das Meer unter uns jeweils nur hören, aber nicht sehen konnten. Toll. Immerhin hatte ein Scherzkeks auf der Insel allerhand lustige Gimmicks versteckt: eine Telefonzelle im Vorgarten, eine Bushaltestelle, an der seit mindestens fünfzig Jahren kein Bus mehr gehalten hatte, und eine total witzige Geschwindigkeitsbeschränkung. Respekt, der Herr!
Vom geplanten Wale Watching konnte am Ende der Insel keine Rede sein. Das einzige, das wir einigermaßen erkennen konnten, waren Schafe. Und auch ansonsten steppte auf Dursey Island nicht gerade der Bär. Kurz vor dem Erreichen der Seilbahn lichtete sich dann der Nebel etwas und wir konnten erahnen, was die Insel bei besserem Wetter zu bieten gehabt hätte. Wider Erwarten erreichten wir nach längerer Wartezeit die Bearaseite lebendig und in guter Verfassung.
Das Wetter schien sich insgesamt zu bessern, sodass wir beschlossen, noch nach Puxley Manor und Dunboy Castle, der nahegelegenen ehemaligen Festung der O’Sullivans zu suchen. Dieser überaus unauffällige Wegweiser allein hätte uns ohne die Wegbeschreibung der netten Dame vom Frühstück jedenfalls nicht weitergeholfen. Nach unseren Erfahrungen mit dem irischen Verständnis von Verboten zauderten wir dann auch nicht lange, bis wir uns durch den Bauzaun mit den vielen Verbotsschildern quetschten. Und da war es!
Inmitten einer herrlichen Landschaft, die drei ebenso vergessene Ackergäule bewohnten. Hätte der eine ins Handgepäck gepasst – ich hätte ihn mitgenommen. Leider war er ein wenig… ähemm… füllig. Von Dunboy Castle hatten die Engländer dereinst nicht viel übrig gelassen – wie von so vielem in Irland…
Abendessenstechnisch gaben wir Castletownbere eine zweite Chance – die „Olde Bakery“ hatten wir noch nicht getestet. Und sie war richtig gut. Prima! Da mussten wir uns für den letzten Abend nicht noch etwas Neues suchen. Nach Hause ging es wieder einmal an der vermutlich seit Jahrzehnten geschlossenen „Silver Dollar Bar“ vorbei. Keine Ahnung, weshalb der Bauherr meine Vorliebe für die mitgenommene Fassade nicht teilen konnte oder wollte. Pöh!
Glücklicherweise sah das Wetter an unserem letzten Urlaubstag bereits beim Frühstück perfekt aus. Perfekt für die Besteigung des Hungry Hill. Meinte der Bauherr. Und ich war inzwischen auch wieder bereit, mich an dem durch Daphne du Maurier geadelten Berg zu versuchen. Cornelius war beim Frühstück einigermaßen beeindruckt, als wir ihn über unsere Pläne in Kenntnis setzten.
Und das Wetter blieb stabil. Und wir hatten einen herrlichen Aufstieg und eine makellose Sicht vom Gipfel. Ein ziemlich anstrengender, aber sehr schöner Berg ist das. Mir hatten es besonders die Bergseen angetan. Ich zähle die Fotos, die ich von den beiden Glasslakes gemacht habe, lieber nicht.
Und beim letzten Abendmahl in der „Olde Bakery“ kamen dann auch des Bauherren Biertests zu einem eindeutigen Ergebnis. Der Sieger heißt „Murphy’s Irish Stout“. Glückwunsch! Das war übrigens ganz sicher nicht unsere letzte Irlandreise. Zu vieles haben wir noch nicht gesehen. Wer noch überlegt, ob das ein Urlaubsziel für ihn wäre: Aber unbedingt ist es das – es sei denn, man hat etwas gegen freundliche Menschen, schöne Landschaften und interessante Geschichten.
Nicht die letzte Irlandreise? Guter Vorsatz! Eine der nach meinem Geschmack faszinierendsten Landschaften, den Burren, habt ihr ja links liegen lassen. Auch den Ring of Kerry kann man außerhalb der
Saison mal in (relativer) Ruhe angehen. Aber Beara gefällt mir von den Halbinseln wohl auch am besten. Und ja, an den Cliffs of Moher hält man sich bei Regen und Böen besser vom Abgrund fern
(scariest moment ever :irre: :ludewig:).
„burren, burren, burren – in the ring of kerry…“ trallalala…
den gibt es beim nächsten mal ausführlicher, genau ie die aran islands.
„Rechts liegen lassen“, wollte ich schreiben. Und außerdem noch protestieren, dass es kein einziges Wolfhound-Foto zu sehen gibt. :mind:
den letzten irischen wolfshund habe ich in hochheim gesehen 😀
in irland selbst sind uns nur bordercollies als arbeits- und jack-russell-dinger als spasshunde begegnet. wahrscheinlich irrt der seltsame kleine hund, der mir am letzten abend im hafen von
castletownbere hinterhergelaufen ist, immer noch jaulend durch die straßen. mein reiseleiter wollte ihn einfach nicht mitnehmen… „meinen“ hund! 😀
Es hat einen Augenblick gebraucht, bis ich das geniale Wortspiel kapiert hatte. War noch auf rsn-Versteher-Level. ^^
Wo sind denn die Nachfahren der coolen Wolfshunde geblieben, die sich uns in den Weg gestellt hatten, als wir mit dem Rad unterwegs waren? Die können sich doch nicht alle in selbstmörderischer
Absicht vor die japanischen Kleinwagen rasender Touris gestürzt haben! :manic:
Dein seltsamer kleiner Hund aus dem Hafen ist übrigens nicht der einzige, dem zum Jaulen ist. Ich kenne da einen seltsamen dicken Hund, dem durch die Reiseberichte klargeworden ist, dass er mal
wieder eine ausgiebige Radtour durch Irland gebrauchen könnte. Und sich unbedingt mal wieder durch das herrliche Angebot irischer Scones fressen sollte. :love: goes through the stomach. 😀
Ich glaube, der kleine Hund ist dir eh nur wegen der Frühstückswürstchen nachgelaufen… 😛
(Als kleiner Trost gegen das Fernweh habe ich immerhin entdeckt, dass Irland schon komplett durchstreetviewisiert ist. :chick:)
ja, ich schätze, ich komme jetzt langsam auf rsn-level an ^^
die hunde in irland waren irgendwie echt seltsam drauf. wir sind insgesamt dreimal angefallen worden, einmal regelrecht attackiert. das ist ja an sich nicht wirklich seltsam, wenn wir dabei nicht
jeweils im auto gesessen hätten. die köter griffen das auto an! aber richtig ernsthaft und brutal. verstehe einer die hunde… 😀
zum thema „scones“: unsere erste unterkunft – die mit dem leidenschaftlich kochenden mann – hat auf ihrer website vier rezepte (u.a. das der wirklich leckeren scones ->
https://www.kajonhouse.ie/KajonRecipe1.htm). ich werde es bei gelegenheit als grundrezept testen. da kann man ja massenhaft schweinereien mit anstellen 😀
Ich wollte dir eigentlich ein selbst von einem Weißmehlanhänger für lecker befundenes Rezept für Brown Scones zukommen lassen, aber ich find’s nicht mehr. Ich hoffe nur, es liegt nicht an den
Sehstörungen, seitdem ich den Link geöffnet habe. 8o
Der Grund für die Hundeattacken scheint ja dann wirklich das Auto gewesen zu sein. Nächstes Mal besser einen Porsche mieten, dann lassen einen die Wadenbeißer in Ruhe. :tuet:
such’s rezeptchen, such’s! 😀
von der seite wird man nicht blind. blind wird man von der hier -> https://www.rasputin.de/CF/Jugend/ ^^
das mit dem porsche werden wir beherzigen. ich fürchte nur, dass das ständige jammern und nach der obrigkeit rufen und etwas überfordert 😀
Der Porsche hat doch bestimmt einen „Cop hilf!“-Button. ^^
die reagieren doch nie. da muss man trotzdem öffentlich rumdiskutieren 😀