Ätzende Kombination! Als ob eins nicht ausreichen würde, um einem den Tag zu verderben. Gegen alle drei scheint jedoch (noch) kein Kraut gewachsen zu sein. Es hieß also, sich den Gegebenheiten stellen. Das Wetter lässt sich ohnehin nicht beeinflussen. Deshalb konnte der verkorkste Tag auch durch die Zusammenstellung der Steuerunterlagen nicht wirklich schlimmer werden. Der Plan stand.
Bereits in aller Herrgottsfrühe hatte sich der Bauherr im Regen daran gemacht, die Beete mit dem Kultivator zu bearbeiten, damit es nicht zu neuen Überschwemmungen käme. Super Sache! Wenn er nicht sozusagen mit dem eisernen Besen durch meine gerade sprießenden Sonnenblumen gegangen wäre, die ihm bereits seit längerem zwischen den Hibisken (Hisbiskussen? Hibisküssen?) ein Dorn im Auge waren. Kann man noch mit leben. Die wären wahrscheinlich ohnehin nicht mehr zum Blühen gekommen, und waren eine Zufallsaussaat auf Vogelfutterbasis.
Schlimmer hingegen die Vernichtung meines interessanten Experiments in der Nähe des Komposters. Dort war in den letzten Tagen eine Anzahl seltsamer Pflanzen aufgekeimt. Wahrscheinlich aus Resten des Komposts, die wir beim Aufschütten des Grundstücks mit untergepflügt hatten. Sie wuchsen prächtig, und ich wartete voller Spannung darauf, was sich wohl daraus entwickeln würde. Da sie den Bauherrn schon eine Weile nervten, weil er Angst um seine Erdbeerpflanzen hatte, machte er ihnen einfach den Garaus. Zumindest berichtete er mir das freudestrahlend. Ich weiß, es ist vielleicht ungerecht, aber ich fühle mich in diesem Augenblick wie Johann Sebastian Bach, nachdem seine Gattin aus seinen Partituren Tortenuntersetzer geschnippelt hat.
Tatsache ist: Möglicherweise wurde Genmaterial von unschätzbarem Wert vernichtet! Das waren bestimmt ganz tolle Pflanzen. Und wegen des Regens konnte ich nicht einmal sofort nachschauen, ob möglicherweise irgend etwas überlebt hat. Sobald eine kurze Regenpause eintrat, stürzte ich hinaus in den Garten. Gottlob war der Bauherr bei der Vernichtungsaktion nicht sehr gründlich gewesen. Ein ganze Reihe von Pflänzchen hat überlebt. Ich vermute übrigens, dass es sich um Gurken oder Zucchini handelt.
Nach diesem kurzen Massenmord-Intermezzo widmete ich mich wieder dem Auffinden von Belegen für die Steuererklärung, was mich allerdings nicht wirklich in gute Laube versetzte. Das gleiche Debakel hatte es bereits Anfang des Jahres mit der vorherigen Steuerklärung gegeben. Und ich hatte mir fest vorgenommen, ab diesem Zeitpunkt meine Belege penibel geordnet abzulegen, um beim nächsten Mal nicht wieder einen ganzen Tag lang suchen zu müssen. Was aus diesem Vorsatz geworden ist, offenbarte sich heute. Papierstapel, Berge von unsortierten Kontoauszügen, Handtaschen voller Belege. Kurz: Das ganze Versagen wurde offenbar. Vom Selbsthass zerrissen wühlte ich mich stundenlang durch endlose Papierhaufen und schwor mir in schönster Scarlett-O’Hara-Manier: „Ich will nie wieder suchen!“
Eine Tafel Schokolade später sah die Welt schon wieder anders aus. Sogar die Sonne kam kurz heraus. Ich ließ Steuerunterlagen Steuerunterlagen sein und setzte mich für eine Stunde mit Hugo und einem Buch auf die Terrasse. Immerhin handelte es beim heutigen Tag trotz aller Widrigkeiten um einen Urlaubstag. Da stand mir das wohl zu!
Als ich schließlich beschloss, das Puntili in der Werkstatt vorbeizufahren, um zu schauen, ob ich es morgen zwecks TÜV hinbringen könne, war bereits geschlossen. Verdammt! Bleibt zu hoffen, dass ich morgen in aller Frühe noch einen Termin bekomme. Irgendwas muss doch klappen…