Wir waren natürlich nicht wirklich in Peru, aber die Buckelpiste, die wir an diesem Tag dem Berlingo zumuteten, war mit Sicherheit in keinem besseren Zustand als Bergstraßen in einsamen Gebieten der Anden.
Dabei hatte im Wanderführer gestanden: „Die gut 12 Kilometer lange Piste ist in leidlichem Zustand, mit Vorsicht aber passabel.“ Hier wäre ein „unerträglich“ statt des „leidlich“ und ein „Geländewagen“ statt des „Vorsicht“ passender gewesen.
Immer knapp am Abgrund, riesige Schlaglöcher und vom Wasser ausgewaschene Rillen – für mich eine echte Nahtodeserfahrung. Und auf dem Hinweg wussten wir ja noch nicht, wie lange das noch so geht und was uns noch erwartet – auf dem Weg zum Refugi Prat d’Aguiló auf 2.020 m.
Gottlob war einer der drei „Parkplätze“ an der Abrisskante noch frei. Unser Berlingo steht auf dem Foto links…
Unterwegs schob ich mit schweißtriefenden Händen Kühe und Pferde von der Fahrbahn und versprach, bei nächster Gelegenheit eine Kerze aufzustellen, wenn wir das hier überlebten. Dazu aber dann etwas später mehr.
Als wir aus dem Auto stiegen, nieselte es. Eine ganz neue Erfahrung. Bisher hatte es jeden Tag ein Gewitter mit Starkregen gegeben, sobald wir unser Programm abgespult hatten und wieder im Auto saßen. Die – wie wir wissen ja außerordentlich empfindliche – Kamera wanderte sogleich in den Rucksack. Ein Fotofiasko wie im vergangenen Jahr wollte ich ungern nochmals riskieren.
Während unseres Marschs zum „Pas dels Gosolans“ klarte sich der Himmel dann aber auf und ich hatte wieder meinen Lieblingshintergrund: blau mit Wölkchen. Schön!
Hugo poste am Pass, obwohl er nicht einen Schritt selbst getan hatte, und mir brach schon wieder der Angstschweiß in Strömen aus, weil mir der Gedanke an die Rückfahrt nicht aus dem Kopf ging.
Die Sierra de Cadí war trotzdem landschaftlich außerordentlich schön, wenn auch weiter oben recht felsig. 1906 hatte Pablo Picasso die „Ruta dels Segadors“ über den Pas dels Gosolans genommen und war ebenfalls sehr beeindruckt gewesen.
Vermutlich war er aber nicht mit einem Europcar-Leihwagen angereist. Und um es gleich vorweg zu nehmen: Der Bauherr und der Berlingo brachten uns irgendwann nachmittags wieder sicher auf asphaltierte Straßen zurück.
Und damit stand dann auch nur noch die Beschaffung von etwas Essbarem an. Wir entschieden uns spontan für einen erneuten Besuch des Carrefour in Puigcerdá, wo wir Baguette, Nektarinen und eine weitere Flasche „Elegido“ erstanden. Ein Käse aus der Fromagerie komplettierte das Abendessen.
Und immerhin hatten wir zwischenzeitlich Plastikbecher und Papierservietten besorgt, um dem Ganzen einen etwas zivilisierteren und festlicheren Rahmen zu verleihen. Schließlich waren im Verlaufe des Tages zumindest in mir starke Zweifel aufgekeimt, dass wir das Abendessen überhaupt noch erleben würden.