Unbill voraus! Süd-Südwest!

Irgendwie lief es heute nicht sehr rund. Es lief zwar, aber es hakte zwischendurch. Zum Beispiel heute in aller Frühe. Nachdem ich im intensiv vom Feueralarm im Büro träumte, der mich in den Wahnsinn trieb, musste ich irgendwann feststellen, dass der vermeintliche „Feueralarm“ meine drei Wecker waren. Nix wie raus! Beim Zähneputzen ein Blick aus dem Badezimmerfenster: Schnee!!!

Da war ich dann aber schon irgendwie unter Zeitdruck und konnte mich nicht mehr lange mit Bedenken wegen des Wetters aufhalten. Mülltonnen vollstopfen war wegen der heute anstehenden Müllabfuhr angesagt, die Panna cottas mussten transportfertig gemacht werden. Und: Kaffee! Als ich endlich im Auto saß und Richtung Bundesstraße schlidderte, stellte ich fest, dass ich meine Laufsachen vergessen hatte. Menno… Erste Amtshandlung im Büro war also das Absagen des für heute angesetzten Läufchens mit Heike. Mit Absätzen im Schnee herumstöckeln war wohl wenig sinnvoll.

Wenigstens lief die Panna cotta-Sache reibunglos ab. Alle Portionen wurden vernichtet und ein kurzes Zählen am Ende ergab, dass ich auch alle leeren Gläschen wieder im Handgepäck hatte. Zwischendurch hatte ich nämlich den Eindruck, dass begehrliche Blicke sie streiften. „Oooohhhh! Süüüüüß! Wo bekommt man die?“ beantwortete ich stets mit: „Bei ‚Weck‘. Und die sind nicht mal teuer…“ Anschließend avisierte ich noch, dass ich für Interessierte gerne eine Sammelbestellung übernehmen könne. Sicher ist sicher…

Auf dem Heimweg kaufte ich noch ein. „Brockbunnesopp“ – Suppe aus geschnippelten grünen Bohnen – stand auf dem Speisezettel. Als ich zu Hause eintraf, stellte ich fest, dass ich alle Zutaten beisammen hatte – außer den Bohnen. Waaah! Also Schuhe und Mantel wieder an und nochmals los. Während ich endlich mit den Bohnen wieder zurückkehrte und mich gerade erneut der Schuhe und des Mantels entledigt hatte, klingelte das Handy. Max. Ob ich ihn mal gerade in Idstein abholen könne. Schuhe an, Mantel an – wieder los.

Zwanzig Minuten später betraten wir beide das Haus und zogen Schuhe und Mäntel aus. Max hatte Hunger. Ich hatte Reibekuchen. Allerdings musste ich feststellen, dass mir das Oel ausgegangen war. Zumindest das Rapsoel. Mist! Während ich gerade erwog, wie wohl in Olivenoel ausgebackene Reibekuchen schmecken würden, und ob ich da vielleicht Basilikum ans selbstgemachte Apfelkompott würde geben müssen, meinte Max: „Hast du eigentlich Milch besorgt?“ Ich: „Wieso? Ist keine mehr da?“ Er: „Nö!“

Überflüssig zu erwähnen, was wir wieder anzogen. Und als wir schließlich endlich mit dem Kasten Milch und zwei Flaschen Rapsoel an der Kasse standen, trieben uns die Menschen vor uns in der Schlange fast in den Irrsinn, weil sie kistenweise ausschließlich reduzierte Artikel gekauft hatten, die stets erst gescannt, dann manuell mit dem reduzierten Preis erfasst und schließlich in betäubender Langsamkeit eingepackt wurden. Mordgelüste stiegen auf. In uns beiden. So muss das sein, wenn man völlig erschöpft zum 28. Mal in rüdem Befehlston, der keinerlei Widerspruch duldet, in die Takelage der Gorch Fock geschickt wird.

Nebenbei übrigens eine nette Idee für diesen zukünftigen „Traumschiff“-Leichtmatrosen: Kerkeling will an Bord. Wenigstens versaut er diesmal nur ein TV-Format, dass ich ohnehin noch nie mochte. Ihm die Schändung es Jakobswegs zu vergeben, wird mir deutlich schwerer fallen. Ehrlich gesagt glaube ich nicht, dass ich ihm das überhaupt je verzeihen werde können. Genauso wenig wie mir selbst die vergessenen Laufsachen. Wenigstens schmeckte die Bohnensuppe.

1 Kommentar

  1. Neinnein, da muss man gnädig sein. wenn dem hape der jakobweg gut getan hat, ist es sein gutes recht dalangzulaufen.
    ob er allerdings ein buch drüber schreiben muss – andere frage. immerhin ist er wirklich gelaufen und nicht den großen teil mit dem bus gefahren, wie mein (darob sehr enttäuschter) freund im
    priesterseminar…das kommt davon, wenn man im gefolge eines bischofs pilgert.

    wird zeit dass max einen führerschein samt gefährt hat. dann kann man ihn zum einkaufen fahren schicken…
    🙂

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