Ziemlich anstrengender Tag heute. Und morgen gibt es das gleich nochmal. Die Sportlerehrungen stehen an. Heute war die Stadt Mainz dran. Im V.I.P.-Zelt des FSV am Bruchweg.
Damit der Herr pünktlich vor Ort sein konnte, nahm ich selbstlos zwei Überstunden, sammelte ihn an der Schule ein und steckte ihn zu Hause wie angeordnet in Hemd und Jeans. Dann ging es auch schon wieder Richtung Mainz. Der Bewerbungsfototermin stand vorher noch an. Das ging allerdings deutlich flotter als erwartet. Morgen können die Fotos abgeholt werden.
Da wir noch Zeit bis zum vereinbarten Treffpunkt am Bruchwegstadion hatten, schlenderten wir durch das nahegelegene King-Center (das übrigens nicht nach Burger King, sondern nach Martin Luther King benannt ist), tranken einen Kaffee und stießen beim Schlendern auf einen Friseursalon.
Nachdem mich der Bauherr bereits mehrfach – erst vorsichtig, dann beherzter – darauf aufmerksam gemacht hatte, dass ich doch bei Gelegenheit dringend mal in einem derartigen Etablissement Station machen möge, erkundigte ich mich kurzerhand nach einem Termin. Den bekam ich. Um 18 Uhr. Passte bestens.
Und ich rechnete damit, bis mindestens 20 Uhr Zeit zu haben. Die wurde dann auch nötig. Das war mit Abstand der längste und schweißtreibendste Friseurbesuch meines Lebens.
Zu Beginn wurde ich gleich mal darüber aufgeklärt, dass man an der Farbe ja eigentlich auch noch etwas tun könne. Strähnchen? Nur ganz leicht, damit das ganze etwas lebendiger wirke. Ich erklärte mich einverstanden. Daraufhin bekam ich so niedliche Alufolienstreifchen am Kopf befestigt. Das hatte ich mir schon immer gewünscht…
Nach einer halben Stunde Einwirkzeit und der Lektüre der neuen „Für Sie“ stellte die „behandelnde“ Friseurin fest, dass das doch zu wenig dezent geworden sei. Also auswaschen, shampoonieren, Kopfmassage, wieder Farbe drauf, einwirken lassen. Diesmal reichte man mir eines von diesen Promiglitzerblättchen. Keine Ahnung mehr, welches.
Nach einiger Zeit und wichtigen Erkenntnissen über Boris Becker, Michelle, Stefan Mross und Laetitia ging es dann wieder ans Becken. Farbe raus, Shampoo rein, Spülung rein, auswaschen, Getuschel im Hintergrund. Mit besorgter Miene beugte sich die Friseurin über mich und erkundigte sich, ob ich schon längere Zeit so starken Haarausfall hätte. Haarausfall?! H-A-A-R-A-U-S-F-A-L-L?!?! Wie meinen?!
Die Gesichter verfinsterten sich ob meiner Auskunft, dass ich damit eigentlich noch nie ein Problem gehabt hätte. Eher mit zuviel Haaren. Erneut Getuschel. Ich erlitt einen mittelschweren Schweißausbruch. Was, wenn die mir jetzt die Haare versaut hatten? Einer Freundin von früher war das vor Jahren beim Friseur passiert. Das Ende der Geschichte waren ein Kahlschlag und ein lächerliches Schmerzensgeld.
Vor mir lag ein Prospekt des Zweithaarstudios von Siggi Ebenhoch auf der Ablage. Ich sah mich im Geiste bereits Haarteile anprobieren. Man einigte sich auf eine Kurpackung und eine erneute Kopfhautmassage und riet mir gleichzeitig zu Kieselerde. Köstlich… Die Lage schien bedrohlich.
Offensichtlich wagte man sich dann nach über einer Stunde doch noch an den Schnitt, wegen dem ich eigentlich gutgelaunt den Salon betreten hatte. Währenddessen teilte mir die gesträhnte Friseurin mit, dass das mit dem Haarausfall jetzt doch deutlich nachgelassen habe. Und ich hätte ja außerdem auch reichlich Haare. Da käme es erstmal auf ein paar mehr oder weniger nicht an.
Um kurz vor 20 Uhr verließ ich immer noch unter Schock den Ort des Schreckens. Der Schock verstärkte sich noch nach Bekanntgabe des Rechnungsbetrags. Freundlicherweise sah man davon ab, mir auch noch teure Pflegeprodukte andrehen zu wollen.
Im Auto durfte ich dann feststellen, dass die Frisur eigentlich sehr gut gelungen war, und auch keine weiteren Haare ausfielen. Die Panik legte sich. Ich habe keine Ahnung, was da los war, aber ich bin sicher, dass die beiden Mädels zwischendurch ganz schön nervös waren. Wie Stewardessen in einem notlandenden Flugzeug.
Die restliche Wartezeit vor dem Stadion verbrachte ich mit den letzten Wally-Lamb-Seiten und ständigem – gottlob ergebnislosem – An-den-Haaren-ziehen. Morgen steht uns das gleiche Programm nochmals bevor – allerdings ohne Friseurtermin.
Zudem soll im Laufe des Tages das Pflaster angeliefert werden. Und der Gartenmann hat das Setzen der ersten Kantensteine avisiert. Könnte ein ereignisreicher und ziemlich langer Tag werden.
Oh weh! na, das scheint ja nochmal gut gegangen zu sein!
Ich selbst beneide die Damen immer um den Friseur ihres Vertrauens, den sie angeblich alle haben. (Verweis auf seichte Literatur rund um Ildiko von Kürthy). Mein Friseurverhalten ähnelt eher dem
von Max, nur länger: erst wachsen lassen bis ein Zopf geht/ein Zopf geflochten werden kann/ man alles schick hochstecken kann/jeden Tag eine andere Frisur hurra! — dann der Schwenk auf ärgh das
Gefussel, immer nur Pferdeschwanz, (da ich ja nicht frisieren/föhnen/flechten kann), bin doch nicht mehr sechzehn, schon wieder Haar im Mund/Schal/Reissverschluss festgeklemmt/ ab damit gibt
Locken… etc.
Pendele gerade wieder Richtung länger, denn im Sommer geht nur kurz oder lang.
Viel Erfolg mit dem Pflaster!
ich hatte auch eine ganze weile einen „friseur meines vertrauens“, aber erst wechselte meine lieblingsmitarbeiterin den salon und dann kann ich da jetzt nicht mehr parken, weil ich kein anwohner
mehr bin…
in dem salon von gestern werde ich jedenfalls keine stammkundin 😀