Da erreichte mich doch heute im Büro wieder mal eine Kettenmail, die alle megalustig fanden. Gleich der erste, halbherzige Rechercheversuch im Internet ergab, dass das Ding offensichtlich bereits seit Jahren wild kursiert, und dass es sich um einen Hoax handelt. Zumindest laut snopes.com.
Erstaunlich daran waren für mich lediglich die Reaktionen, die das Ding (hier ein Wiki-Link zum wohl gefaketen ‚Originalartikel‘) hervorrief. Nebenbei: Es kursierte natürlich eine deutsche Version. Ansonsten hätte ohnehin niemand etwas damit anfangen können. Jedenfalls erzeugte das vermeintlich echte, aber natürlich in den Augen meiner werten ‚Mitgefangenen‘ völlig absurde Elaborat ein ziemlich erkleckliches Maß an Jubel-Trubel-Heiterkeit.
Mmmmhhh… Was ist zum Beispiel am ersten Absatz so irre? „Have dinner ready. Plan ahead, even the night before, to have a delicious meal ready on time for his return. This is a way of letting him know that you have be thinking about him and are concerned about his needs. Most men are hungry when they get home and the prospect of a good meal is part of the warm welcome needed.“ Gut… Die Formulierungen… Aber im Großen und Ganzen ist das ja noch nicht schrecklich – jedenfalls nicht, wenn man gerne kocht.
„Don’t ask him questions about his actions or question his judgment or integrity. Remember, he is the master of the house and as such will always exercise his will with fairness and truthfulness. You have no right to question him.“ Versteht sich das nicht von selbst?! Wozu es eigens erwähnen?! Die einzige Frage, die ich dem Bauherren allabendlich stelle, ist die, ob er noch Nachtisch möchte. Und das auch nur ganz freundlich und leise. „Speak in a low, soothing and pleasant voice.“ Logisch, oder?! Wenn hier einer die Stimme erhebt, dann ja wohl der Hausherr.
„A good wife always knows her place.“ So isses. Immer zu seinen Füßen. Und das ist nun wirklich nicht altmodisch o.ä., wie sich meine Kolleginnen zu behaupten erdreisteten. Unverschämtes Weibsvolk!
Aber mal ganz im Ernst – und auch wenn das Ding nicht authentisch ist: Sooo weit ist diese oder eine ähnliche Geisteshaltung ja nun auch noch nicht von uns entfernt. Unserer Müttergeneration wäre das vor vierzig Jahren sicher weit weniger witzig vorgekommen. Und in meinem Poesiealbum befinden sich auch noch Sprüche, die jeder Frau mit einem halbwegs entwickelten Selbstwertgefühl die Nackenhaare aufstellen.
In diesem Zusammenhang sei auf die ARD-Doku „Das Glück der Hausfrau“ (hier die gestrige 1. Folge: mediathek-Link) hingewiesen. Der zweite Teil wird kommenden Montag ebenfalls um 21 Uhr ausgestrahlt. Absolut sehenswert.
Und wo wir gerade bei den vielen Mißverständnissen zwischen Männern und Frauen sind, kann ja die heutige „Post von Wagner“ („Lieber CDU-Politiker von Boetticher…“) nicht weit sein. Das schlägt dann jedenfalls so ziemlich jedem Fass so ziemlich jeden Boden aus. Was passiert da gerade mit F.J.? Geht da etwa beim Schreibseln eine Art schwitziger Billig-Nabokov mit ihm durch?
Egal. Es ist schon spät. Und schließlich habe ich noch ein bißchen was zu tun: „Listen to him. You may have a dozen important things to tell him, but the moment of his arrival is not the time. Let him talk first – remember, his topics of conversation are more important than yours. (…) Arrange his pillow and offer to take off his shoes.“