Der Tag begann mit der Feststellung, dass sämtliche Liköransätze – bis auf den eben erst alkoholisierten Quittenabfall – bereit zur Abfüllung waren. Es ging bereits zeitig ans Werk und am Ende kamen dabei zwei Fläschchen Pflaumenkernlikör (der mit der Blausäure) und fünf Liter Kräuterlikör dabei heraus. Wobei man feststellen muss, dass der Salbeilikör aus Melonensalbei zwar lecker ist, aber – zumindest nach meinem Geschmack – völlig unerwartet vom Zitronenmelisselikör in den Schatten gestellt wird.
Den hatte ich auf die gleiche Art verarbeitet wie den Pfefferminzlikör und er schmeckt wirklich köstlich. Zumindest für einen Kräuterlikör, der ja eigentlich nur aus medizinischen Gründen hergestellt wurde, und dessen Rezept aus der Not eines Zitronenmelisseüberschusses heraus entstanden ist.
Wer hätte gedacht, dass das Zeug derartig wuchern würde? Links oben sieht man es im Kräuterbeet, während die ersten Strahlen der Frühlingssonne die ersten, winzigen Blättchen erwärmen. Harmlos wirkt es, geradezu schüchtern. Damals konnte man noch nicht ahnen, wozu es sich entwickeln würde: zu einer reißenden Bestie, die um jeden Quadratzentimeter Boden kämpfte.
Doch das war nicht das heutige „Problem des Tages“. Das bestand nämlich darin, dass ich mir in den Kopf gesetzt hatte „Fetapralinen“ nach einem bereits länger beäugten Rezept zu basteln. Als Vorspeise zu einem Feldsalat. Die Fetamasse war schnell hergestellt, sollte aber dann in Weinblätter eingepackt werden. Und genau da tauchte das bereits erwähnte Problem auf. Weinblätter…
Die drei Märkte, die ich aufsuchte, boten jeweils nur gefüllte Weinblätter an. Nebenbei löste ich allerdings ein altes „Problem des Tages“: die Beschaffung von Tonka-Bohnen. Da wanderten gleich mal welche in meinen Einkaufswagen. Die nächste Panna cotta wird sich freuen. Beim Türken, der an seinem Antipasti-Stand gefüllte Peperoni, eingelegte Auberginen und allerlei andere Leckereien anbot, stieß ich auf Unverständnis. Wie? Ungefüllt? Wieso denn? Die hier sind doch schon fertig! Am Ende erwarb ich sechs gefüllte Exemplare. Mein Plan: aufwickeln, Füllung entfernen, meine Füllung einwickeln.
Toller Plan! Zu Hause ging es an die Umsetzung. Nicht einfach, aus den empfindlichen Blättern die doofe Reisfüllung herauszupopeln, aber es gelang. Nach dem Abwaschen und Trockentupfen (der türkische Verkäufer hätte sich dabei wahrscheinlich vor Abscheu angesichts meines Tuns übergeben…) wickelte ich das wertvolle Grün um meine Fetafüllung. Wehe, das schmeckt nachher nicht!
Eine Sichtung der Vorräte und mein neues Nahrungsmittelverbrauchsprogramm (Weggeworfen wird nix!) sorgten dafür, dass es heute zu einer seltsamen Speisefolge kommen wird. Den Fetapralinen mit mediterranen Freunden folgt eine Lauch-Zwiebel-Quiche. Egal. Prinzipien gehen schließlich über eine korrekte Speisenfolge. Pah!
Fotos und Rezepte – je nach Zufriedenheitsgrad – gibt es gegebenenfalls morgen. Schönen Abend!